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Erdgas im Autotank Kraftstoff mit Zukunft

Der vermeintlich neue Kraftstoff ist eigentlich ein alter: Erdgas ist für viele Haushalte seit Jahrzehnten unverzichtbarer Energieträger für Herd und Heizung. Dass man auch Fahrzeuge damit antreiben kann, entdeckte die Automobilindustrie erst relativ spät.

Volvo und VW, Opel und Fiat bieten inzwischen Erdgasfahrzeuge direkt ab Werk an, auch Ford mischt mit und eine Reihe anderer Fabrikante lassen sich ohne großen technsichen Aufwand umrüsten.

Erdgas hat gegenüber dem Mineralöl-Kraftstoff eine Reihe von Vorteilen: Er steht weltweit in deutlich größerer Menge zur Verfügung als das Rohöl, aus dem Benzin und Diesel gewonnen werden. Er kommt in natürlicher Form vor und braucht nicht aufwändig veredelt zu werden. Schließlich ist er ist aufgrund steuerlicher Vorteile deutlich günstiger zu haben als der gängige Fahrzeugsprit.

Ein weiterer Vorteil ist die hohe Klopffestigkeit. Die Messgröße dafür ist die so genannte Research-Oktan-Zahl (ROZ), die bei Superbenzin beispielsweise 95 beträgt. Erdgas hat eine ROZ von 130. Das bedeutet nicht nur, dass Erdgas sehr hoch verdichtet werden kann und der Motor mit einem entsprechend hohen Wirkungsgrad läuft, sondern auch, dass der Antrieb äußerst ruhig läuft und saubere Verbrennung garantiert ist.

Die Gaslobby hat den Emissionsschutz zu einem ihrer wichtigsten Argumente gemacht. Der Grund: Die Abgaswerte unterbieten schon heute die im Jahr 2008 eintretende Euro-5-Norm. Ein Viertel weniger Kohlendioxid-Ausstoß als bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren sind die Regel.

Insbesondere im Kurzstreckenverkehr spielt der Gasmotor daher seine Vorteile aus, weshalb beispielsweise schon eine Reihe kommunaler Unternehmen ihre Fuhrparks aus Gasbetrieb umgerüstet haben. In Berlin läuft zurzeit beispielsweise das TUT-Projekt des Beförderungsgewerbes. Hinter dem Kürzel verbirgt sich die Bezeichnung Tausend Umwelt Taxis.

Ein weiterer Vorteil für den Verbraucher sind die deutlich geringeren Kosten. Ein Kilogramm Erdgas (was gemessen am Energiegehalt etwa 1,47 Litern Superbenzin entspricht) ist derzeit für rund 60 Cent zu haben. Die zurzeit am Markt befindlichen Erdgas-Pkw verbrauchen zwischen fünf und sieben Kilogramm je 100 Kilometer. Die Betriebskosten pro Kilometer sind demnach etwa halb so hoch wie bei einem mit Benzin angetriebenen Auto. Auch zum Diesel-Pkw besteht noch ein deutlicher Kostenvorteil.

Dieser Vorteil ist zumindest bis zum 31.12. 2009 eine berechenbare Größe. Bis zu diesem Zeitpunkt gilt vorerst der reduzierte Mineralölsteuersatz für Erdgas. Eine Verlängerung gilt aus umweltpolitischen Gründen als wahrscheinlich. Darüber hinaus fördert die Deutsche Ausgleichsbank durch zinsgünstige Darlehen die Anschaffung von Fahrzeugen, was auch regionale Gasversorger mit eigenen Programmen für die Kunden ihrer Umgebung tun.

Ein Dämpfer für die Erdgas-Begeisterung steckt derzeit noch im lückenhaften Tankstellennetz. Mit 264 Zapfmöglichkeiten (Stand: April 2002) reicht die Versorgung bei weitem nicht an die der herkömmlichen Tankstellen heran. Allerdings kommt Bewegung in die naturgemäß klare Frontlinie zwischen Gas- und Mineralölwirtschaft. Die deutsche BP, die allein rund 1.000 Service-Stationen betreibt, kündigte unlängst an, gemeinsam mit der Gaswirtschaft den Aufbau weiterer Tankstellen betreiben zu wollen.

Angesichts der Tatsache, dass die weiten Maschen im Tankstellennetz abschreckend auf Verbraucher wirken, hat die Automobil-Industrie sich eines Kunstgriffs bedient: Sie bietet so genannte bivalente Fahrzeuge an, die außer über einen großen Gastank auch über einen kleinen Benzintank verfügen. Führt die Fahrt gelegentlich in Regionen ohne Gastankstelle, wird einfach auf den üblichen Kraftstoff umgeschaltet.

Quelle: ntv.de

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