Viele Motoroptionen, kein DieselMercedes GLB hat Weltpremiere - nicht kompakt, aber praktisch
Von Patrick Broich, Sölden
Mercedes stellt dem neuen CLA den praktischeren GLB zur Seite, mit der Option auf sieben Sitze. Formal gilt er noch als Kompaktklasse. Dabei hat das mit kompakt nur noch wenig zu tun. Zudem gibt es ultraschnelles Laden. ntv.de hat Platz genommen.
Gerade erst hat das Land registriert, dass der neue CLA schon fleißig auf den Straßen unterwegs ist, da stellt Mercedes bereits das nächste Auto vor, das auf der taufrischen "Mercedes Modular Architecture" basiert. Diesmal handelt es sich um das größte SUV dieser Plattform, den GLB.
Er bietet die Möglichkeit, dem Kunden bei halbwegs kompakten Abmessungen maximalen Nutzwert zu liefern - wobei der Begriff "kompakt" deutlich zu relativieren ist. Mit 4,73 Metern wildert der GLB ganz klar im Mittelklasse-Revier. Und das neue Modell ist wieder einmal deutlich gewachsen gegenüber den Vorgänger-Baureihen, die mit 4,63 (GLB) respektive 4,68 Metern (EQB) auch nicht gerade winzig ausfielen.
Und das Stichwort "Baureihen" liefert hier die passende Überleitung, denn mit dem neuen GLB bekommt der Kunde verschiedene Antriebsmöglichkeiten quasi aus einer Hand. Sie orientieren sich am CLA, demnach stehen die beiden rein elektrischen Varianten GLB 250+ sowie GLB 350 4Matic mit 272 respektive 354 PS Motorleistung im Vordergrund. Sie schöpfen ihre Power aus einem Stromspeicher mit 85 kWh nutzbarer Kapazität.
Bei einer maximalen Ladeleistung von 320 kW nennt Mercedes 260 Kilometer Reichweite, die binnen zehn Minuten nachgeladen werden kann. Die WLTP-Reichweite beziffert der Hersteller mit bis zu 631 Kilometern beim GLB 250+. Das würde Verbräuche von deutlich unter 20 kWh je 100 Kilometer bedeuten. Um möglichst effizient zu arbeiten, setzt der Hersteller auf ein Zweigang-Getriebe sowie eine leistungsstarke Wärmepumpe. Lebhafte Fahrleistungen - 7,4 beim 250 sowie 5,5 Sekunden beim 350 auf 100 km/h und eine Topspeed von 210 km/h - bürgen für ein spaßiges Naturell.
Mit Kursen von 59.048 Euro (250) sowie 62.178 Euro (350 4Matic) entfernen sich diese elektrisch angetriebenen "Kompakten" indes langsam von einem bezahlbaren Preisgefüge. Daher schnürt Mercedes ein Leasingpaket für den 250er mit 20 Prozent Sonderzahlung und einer monatlichen Rate von 305 Euro bei 15.000 Kilometern Jahresfahrleistung. Richtig erschwinglich ist auch anders. Allerdings ist später auch noch mit günstigeren Einstiegsvarianten (LFP-Akku) zu rechnen. Immerhin.
Elektro-Skeptiker bekommen weiterhin Verbrenner
Und wer überhaupt nicht elektrisch fahren möchte? Der bekommt verschiedene Hybrid-Optionen mit 1,5-Liter-Benziner unter der Haube. Hierbei handelt es sich um das gleiche 48-Volt-System, das auch beim CLA zum Einsatz kommt. Das Fundament dieses Antriebslayouts gründen die Techniker mit dem in China bei Geely gebauten M252-Vierzylinder aus der modularen FAME-Familie. Er arbeitet nach dem Miller-Zyklus, was den Kraftstoffverbrauch niedrig halten soll. Der Kraftübertragung dient ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, in das ein rund 30 PS starker Elektromotor integriert ist. Er schöpft aus 1,3 kWh Stromspeicher, der nicht zuletzt durch Rekuperation (25 kW) aufgeladen wird.
Eine erste Sitzprobe bescheinigt dem mit 1,69 Metern zwar geringfügig flacher als seine Vorgänger, aber immer noch hoch genug bauenden GLB ein annehmbares Raumgefühl, vor allem im Fond. Platz für die Beine ist auch mehr als genug vorhanden, zumal der Radstand von 2,89 Metern um sechs Zentimeter zugelegt hat. Klar, nicht zu viel sollte man von der dritten Sitzreihe erwarten - aber die ist ja auch gar nicht als vollwertige Reiseoption angelegt. Die Nachbarskinder mal von der Schule mitnehmen, das ist so die passende Kategorie.
Ein Asset ist aber auch das große Gepäckraumvolumen von bis zu 1715 Litern bei umgeklappten Fondsitzlehnen. Stehen die Lehnen, können je nach Sitzkonfiguration noch mindestens 480 Liter Frachtäquivalent mitgenommen werden - genug für reichlich Urlaubsgepäck. Und selbst der 127 Liter fassende Frunk unter der vorderen Haube kann zur Not eine Getränkekiste aufnehmen.
Sonst noch etwas? Der GLB ist - angelehnt freilich an den CLA - ziemlich digital. So erwartet die vorderen Passagiere eine massive Display-Front mit weiter Spielwiese zum Austoben. Dass das neue Betriebssystem MB.OS recht intuitiv arbeitet, lässt sich ja bereits am CLA beobachten. Und die Optionen auf Gaming plus Videostreaming dürften die jüngere Generation erfreuen. Ebenso wie die kleine Spielerei mit den beleuchteten Sternen im optionalen Panorama-Glasdach analog zum CLA Shooting Brake.
Ob man mit dem Design des Neulings klarkommen wird, bleibt Geschmacksache. Die nach unten gezogenen Rückleuchten sind auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig, lassen den GLB aber gefühlt mächtig erscheinen. Reichlich stilisierte Mercedes-Sternchen im Bereich der LED-Scheinwerfer- sowie Schlussleuchten lassen keinen Zweifel an der Markenherkunft dieses SUV.
Beim verspielten Lichtdesign ist die elektrisch angetriebene Variante übrigens im Vorteil, bei der die gesamte Front inklusive Grill mit kleinen leuchtenden Sternen ausstaffiert ist. Sieht in der Tat abgedreht aus bei Nacht, die bereits herumfahrenden CLA mit ähnlich gelagerter Illumination beweisen das. Der Kühlergrill der Verbrenner-Variante muss darauf verzichten zugunsten benötigter Kühlluft. Ob das die Entscheidung für den Stromer leichter macht? Vielleicht tritt ja auch genau das Gegenteil ein. Man wird sehen. Die Markteinführung des GLB erfolgt in den kommenden Monaten.