Auto

Probefahrt im neuen VW Beetle Mit dem "Käfer" ernst gemacht

Auch wer den Ur-Käfer nur von Fotos kennt, kann sich der Wirkung der Auto-Ikone kaum entziehen.

Auch wer den Ur-Käfer nur von Fotos kennt, kann sich der Wirkung der Auto-Ikone kaum entziehen.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Mit Retro habe das alles nichts zu tun, beharrt Volkswagen. Doch die neue Generation des VW Beetle ist deutlich mehr Käfer, als es der Vorgänger war. Und er bietet ab 16.950 Euro eine bisher einmalige Möglichkeit zur Individualisierung.

Normalerweise bestimmt der Hersteller, was auf der Heckklappe eines Autos steht. Oft ist es eine Buchstaben-Zahlen-Kombination, manchmal auch eine Plakette, nicht selten mit einem Tier drauf. Beim VW Beetle der nächsten Generation kann der Kunde bestimmen, welch einen Schriftzug er auf dem Kofferraumdeckel haben möchte. Und das gleich in mehr als einem halben Dutzend Sprachen. Außer "Beetle" prägten sich seit 1999 in den Regionen der Welt auch die Namen Vocho, Fusca, Maggiolino oder Coccinelle als Bezeichnung für den Käfer-Nachfolger ein. All diese Schriftzüge sind – ganz in der Typologie der Ur-Käfer-Schrift – heute für die Kunden erhältlich.

Aber dieser originelle Brückenschlag in die Historie ist längst nicht die einzige Reminiszenz des ab Oktober dieses Jahres erhältlichen Autos an seinen Vorgänger. War der so genannte "New Beetle" des Jahres 1999 noch minimalistisch aus der Fusion dreier Halbkreise geformt, so hat das heutige Design klar erkennbare Anklänge an die mehr als 20 Millionen Mal vervielfältigte Formensprache des ersten VW-Käfers. Der steiler aufragende Frontscheiben-Rahmen führt wieder über einen erkennbaren Knick in die Dachfläche, der zweite Teil des Bogens ist deutlicher ausgeformt, die wulstigen Kotflügel markieren die Ecken der Passagierkabine.

Mehr Farbe ins Cockpit

Auch bei der Gestaltung des Cockpits haben sich die Designer vom ersten Käfer inspirieren lassen.

Auch bei der Gestaltung des Cockpits haben sich die Designer vom ersten Käfer inspirieren lassen.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Wo zuletzt noch eine kleine Blumenvase sehr bemüht die Käfer-Romantik an einem viel zu klobigen Instrumententräger wieder aufleben ließ, da präsentiert sich heute ein fast senkrecht abstürzendes Armaturenbrett, an dem sogar noch die Klappe für das Handschuhfach nach oben öffnet. Wie bei dem historischen Vorbild, wo produktionsbedingt in Wagenfarbe lackierte Blechteile die Optik des spartanischen Cockpits aufhellten, können auch heute Verkleidungen in der Außenfarbe bestellt werden.

Wenn es allerdings an den Antrieb geht, ist es mit der Nostalgie vorbei. Wer in der Gründergeneration seinem Käfer 200 PS entlockte, war entweder ein beharrlich am TÜV vorbei schraubender Hardcore-Bastler oder hatte heimlich einen Porschemotor unter der geschlitzten Heckklappe versteckt. Heute sind 200 PS als werksseitig abgesegnete, offizielle Start-Motorisierung erhältlich, zubereitet in einem direkt einspritzenden Zweiliter-Motor, der auch nicht hinter den Insassen, sondern unter der Fronthaube seinen Platz hat. Die Turboaufladung sorgt für ein maximales Drehmoment von 280 Newtonmetern, die ab 1700 Umdrehungen für Schub sorgen. Und anders als die privaten Schöpfer halsbrecherischer Rennsemmeln können die Fahrer heute weitgehend risikolos 223 km/h schnell damit fahren.

Mit dem 200-PS-Topmotor rennt der Beetle, wenn es sein muss, 223 km/h.

Mit dem 200-PS-Topmotor rennt der Beetle, wenn es sein muss, 223 km/h.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Zunächst sind die Beetle mit einem sechsgängigen DSG-Getriebe ausgestattet, später folgt eine Handschaltung als Option. Zwar hat VW bekanntlich noch eine siebengängige Schaltbox im Regal, diese wäre aber mit dem Drehmoment des Turbomotors überfordert. Geschmeidig zieht der Beetle bei der ersten Probefahrt an, nur die US-Version lässt wegen der auf Kundenwünsche abgestimmten Kennlinie des Getriebes zarte Schaltpausen erkennen. Sehr robust und erwachsen, mit einem direkten und feinfühligen Lenkapparat, wird der Zweitürer durch den Großstadt-Dschungel bewegt. Trotz der runden Formen kann sich der Fahrer auf ein erstaunliches Maß an Übersichtlichkeit verlassen.

Der Radstand von 2,53 Metern ist geeignet, einen etwas rustikalen Federungskomfort zu versprechen. Wer seine Probefahrt mit dem Sportfahrwerk unternimmt, wird nicht enttäuscht. Dass es auch etwas sanfter geht, beweist die US-Version, die insgesamt auf die Bedürfnisse nach einer weicheren Beförderungsqualität ausgerichtet ist.

Akustisch in die Vergangenheit

Auf schnellen Passagen verblüfft der Beetle durch angenehme Ruhe im Innenraum, auch Tempi um 150 km/h lassen die Windgeräusche noch nicht an der Schwelle zum Störfaktor kratzen. Wer im Landstraßentempo zwischen 2500 und 3000 Kurbelwellen-Umdrehungen dahin gleitet und zwischendurch den Motor spontan unter Last setzt, kann Überraschendes vernehmen. Dem wassergekühlten Frontmotor sind hier und da Laute zu entlocken, die dem typischen Rasseln des luftgekühlten Heck-Boxers von ehedem nicht unähnlich sind. Also doch Nostalgie oder nur akustische Täuschung? Das mag jeder für sich entscheiden.

Dank des länger gezogenen Dachs kann man hinten jetzt besser sitzen.

Dank des länger gezogenen Dachs kann man hinten jetzt besser sitzen.

(Foto: n-tv.de/Busse)

Insgesamt hinterlässt der erneuerte Beetle nach 1,2 Millionen weltweit verkauften Vorgängern einen ausgereiften und stabilen, einen konzeptionellen überzeugenden und auch mit mehr Praxistauglichkeit ausgestatteten Eindruck. Die Mitleid erregende Armut an Kopffreiheit, der sich die rückwärtigen Insassen des Vorgängers immer wieder aussetzen mussten, ist nun einer wenn schon nicht komfortablen, so doch ausreichenden Dachhöhe gewichen. Unter ihr können auch Erwachsene bedenkenlos lange Strecken antreten.

Während zunächst in den USA – mit rund 30 Prozent Anteil stärkster Markt für den Beetle – und dann in Europa das neue Auto eingeführt wird, werden viele schon auf die offene Variante warten. Sie ist für 2012 vorgesehen. Etwas mehr als ein Viertel der Käufer wählte in der Vergangenheit das Cabrio. Insgesamt sind zwei Diesel- und drei Ottomotoren vorgesehen. Der 160 PS starke 1,4-Liter-TSI ist jedoch zum Start noch nicht verfügbar. Das Spitzenmodell, der 200-PS-Beetle, steht mit einem Startpreis von 27.100 Euro in der Preisliste.

Quelle: ntv.de

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