Auto

Audi R8 Spyder Nach oben offen

Außer der versenkbaren Heckscheibe des R8 Spyder kann auch ein aufsteckbares Schild als Windschott benutzt werden.

Außer der versenkbaren Heckscheibe des R8 Spyder kann auch ein aufsteckbares Schild als Windschott benutzt werden.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Klarer kann man eine Verwandtschaft nicht dokumentieren: Audi, zu 100 Prozent Eigentümer der Sportwagenschmiede Lamborghini, nennt seinen exklusivsten und schnellsten Zweisitzer "Spyder" - genauso wie die Italiener ihre Produkte. Das ist konsequent, denn auch die zwischen den Achsen eingebauten V10-Motoren können nur Fachleute voneinander unterscheiden.

Und noch eine weitere Parallele gibt es beim neuen R8 Spyder: Die elektronische Tempobegrenzung die für zahlreiche andere Modelle der Marke Audi gilt, ist passé. Auch Lamborghinis werden nicht elektronisch eingebremst. Der so in zweierlei Hinsicht nach oben offene Spyder läuft 313 km/h - in geschlossenem Zustand.

Auf den Boulevards der Cote d'Azur macht Audis neuer Spyder eine gute Figur.

Auf den Boulevards der Cote d'Azur macht Audis neuer Spyder eine gute Figur.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Fast genau ein Jahr nachdem das R8 Coupé mit 5,2 Liter Hubraum und 525 PS gestartet ist, beginnt der Verkauf der Freiluft-Variante. Das grundsätzliche Bekenntnis zum Stoffdach wird auch diesmal nicht in Frage gestellt. Es stammt noch aus der Zeit, als Martin Winterkorn Chef bei Audi war. Die Textil-Sturmhaube ist nicht der einzige Unterschied zum Coupé. Große Lufteinlässe hinter den Türen versorgen den Spyder mit Frischluft, die der ohne Turbodruck atmende Direkteinspritzer reichlich braucht.

Bebende Tunnelwände

Den nur 1,24 Meter hohen Zweisitzer prägt eine harmonische und nicht weniger dynamische Linienführung. Für Projektleiter Jürgen Wacker ist er "der schönste Audi aller Zeiten". Solcherlei Einschätzungen unterliegen bekanntlich dem persönlichen Geschmack, ganz zweifellos hat der R8 Spyder aber einen anderen Superlativ gesetzt: Er ist das teuerste Serienfahrzeug, das derzeit mit den vier Ringen im Frontgrill zu haben ist. 156.400 Euro ruft der Hersteller für den Roadster auf.

Breiter Rücken: Aus den ovalen Auspuff-Endrohren dringt eine kernige Motormelodie ins Freie.

Breiter Rücken: Aus den ovalen Auspuff-Endrohren dringt eine kernige Motormelodie ins Freie.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Um das Interesse der Kunden, die solche Summen nicht aus der Portokasse zahlen, in Reichweite zu halten, wird eine Rechnung über das Ausstattungsniveau aufgemacht. Serienmäßig bietet der R8 Spyder das hauseigene Navigationssystem "plus", LED-Scheinwerfer und eine Bang & Olufsen-Musikanlage, die trotz des kleinen Volumens der Passagierkabine einen respektablen Sound zustande bringt. Dass sie allzu oft zum Einsatz kommt, ist nicht zu erwarten, denn noch mehr Ohrenschmaus ist vom V10-Triebwerk zu bekommen. Kraftvoll und im Bedarfsfall bissig, wie von Ferne grummmelnd oder mit drohendem Fauchen verschafft sich das Triebwerk Gehör. Die drehzahlabhängigen Melodien sind so sensibel austariert, dass der Geräuschpegel nie ins vordergründig Krawallige entgleitet, wie es beispielsweise von einem Lamborghini Gallardo zu vernehmen ist. Maskuliner Spieltrieb bricht sich unverhofft Bahn, wenn vor jeder Tunneldurchfahrt ein bis zwei Gänge zurück geschaltet wird und die Schallwellen anschließend die Wände erbeben lassen.

Wer via Telefon andere am Getöse der Beschleunigungsorgien teilhaben lassen möchte, kann sich einer neu entwickelten Freisprecheinrichtung bedienen. Sie verbindet auf elegante Weise Sicherheit und Komfort, in dem drei Mikrofone in den Sicherheitsgurt eingelassen sind. Unabhängig von der Körpergröße des Fahrers ist immer ein Aufnahmesystem näher am Mund des Sprechenden, als ein im Frontscheibenrahmen installiertes Mikro es je könnte.

Leicht durch Karbon und Magnesium

Um Gewicht zu sparen, setzten die Konstrukteure auf reichliche Verwendung von Leichtbaumaterialien. So sind zum Beispiel der Verdeckkastendeckel und die hinteren Seitenteile aus Kohlefaser-Verbundwerkstoff, das Gestänge für den Klappmechanismus des Daches ist aus Magnesium und Aluminium. Dennoch war es nicht zu vermeiden, dass das Cabrio mit 1720 Kilogramm rund zwei Zentner schwerer ist als das Coupé. Wegen der fehlenden festen Dachstruktur muss bei Fahrzeugen mit Vario-Verdeck die nötige Steifigkeit durch zusätzliche Verstrebungen im Unterbau erreicht werden.

An den Rädern trägt der Roadster 19-Zoll-Felgen, das Coupé wird auch mit 18 Zoll Größe angeboten.

An den Rädern trägt der Roadster 19-Zoll-Felgen, das Coupé wird auch mit 18 Zoll Größe angeboten.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Ein leichtes Stoffdach - es wiegt inklusive Bewegungsapparat nur 42 Kilogramm - hat noch einen weiteren Vorteil. Es hält den Fahrzeugschwerpunkt niedrig und fördert so die dynamischen Qualitäten des Sportwagens. Geschaltet wird wahlweise mit einem manuellen Sechsganggetriebe oder mit der sequentiellen Automatik, die ebenfalls sechs Stufen besitzt. Die offene Kulisse der Handschaltung bietet besonderes Vergnügen, da der Hebel bei jedem Gangwechsel mit hellem, metallischen "Klack" am Ende der Führungsschiene anschlägt.

Als Eigenheit der Automatik ist bei kräftiger Beschleunigung eine Art künstlich erzeugter Zugkraftunterbrechung zu spüren, die ein beherztes Einkuppeln simuliert und so den subjektiven Eindruck einer sportlichen-dynamischen Gangart noch unterstützt. 530 Newtonmeter Drehmoment zerren am Antriebsstrang und man kann sich glücklich schätzen, dass die Kraft auf alle vier Räder übertragen wird. Den Boliden feinfühlig zu dirigieren ist kein Problem, denn die Lenkung ist präzise und gibt konsequente Rückmeldung an den Fahrer. Damit auch bei extremer Querbeschleunigung stets genügend Öl im Umlauf ist, dafür sorgt eine aus dem Rennsport abgeleitete Trockensumpfschmierung.

Obwohl extrem entspannend zu fahren ist das serienmäßig mit 19-Zoll-Alurädern bestückte Lustobjekt für eine Bestimmung völlig untauglich: Als Ferienmobil. 100 Liter Kofferraumvolumen zwingen zu Kurztrips, doch der Trost der Audianer wird gegen Aufpreis mitgeliefert. Ein passendes Kofferset, das jeden Kubikzentimeter Raum unter der Fronthaube optimal ausnutzt.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen