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Stuttgarter Weltfahrzeug Neuer Mercedes Vito fährt auf Angriff

Der Chef Nutzfahrzeuge Volker Mornhinweg und Mercedes-Chef Dieter Zetsche präsentierten den neuen Vito im Berliner "Kraftwerk".

Der Chef Nutzfahrzeuge Volker Mornhinweg und Mercedes-Chef Dieter Zetsche präsentierten den neuen Vito im Berliner "Kraftwerk".

Der Vito war nie so beliebt wie der Sprinter. Das will Mercedes jetzt ändern und gibt dem Midsize-Van Dinge an die Hand, die sonst nur Pkw vorbehalten waren. Aber nicht nur das: Hinzu kommt ein erstaunlich attraktiver Einstiegspreis und die Strategie zur Eroberung neuer Märkte.

Bis dato ging es dem Mercedes Vito immer so ein wenig wie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Im Jahr 2002 wohlgemerkt: Da wurde hart gearbeitet, aber gewonnen haben die anderen. In diesem Jahr war das anders und so soll es nach Aussage von Mercedes-Chef Dieter Zetsche auch mit dem neuen Vito werden, der seine Weltpremiere im Kraftwerk in Berlin feierte. "Er", so Zetsche "steht im Midsize-Segment der Vans jetzt für Angriff." Dabei kann das flotte Multitalent auf einige Tugenden setzen, die den Mitbewerbern fehlen: Dazu gehört die elektromechanische Lenkung ebenso wie das Siebengang-Automatikgetriebe, der Aufmerksamkeits- und Seitenwindassistent oder Helfer wie Totwinkel- und Kollisionswarner. Als Einziger im Segment kann der Vito optional auch mit LED-Licht glänzen. Die Stuttgarter haben in den im spanischen Vitoria produzierten Vito vieles gepackt, was bereits die S-, E- oder C-Klasse attraktiv macht. In den Standort selbst investierte Mercedes vor dem Produktionsbeginn 190 Millionen Euro.

Ein Vito für alle

Das Cockpit wurde ergonomisch abgestimmt und in Details dem Sprinter entlehnt.

Das Cockpit wurde ergonomisch abgestimmt und in Details dem Sprinter entlehnt.

Um den Vito für die breite Masse  an potenziellen Kunden interessant zu machen, wird es ihn in drei Modellvarianten, drei Fahrzeuglängen und mit zwei Radständen geben. Die mögliche Nutzlast wurde um 120 Kilogramm erhöht und das Cockpit ist jetzt dem des so beliebten großen Bruders, dem Sprinter, angeglichen. Hinzu kommen drei wählbare Antriebsvarianten: Heck-, Allrad- und Frontantrieb. Den Vito mit Hinterrad- beziehungsweise Allradantrieb gibt es mit einem Vier­zylinder-Motor mit 2,1 Litern Hubraum. Er ist in drei Leistungsstufen verfügbar: mit 136, 163 und 190 PS.

Für den 1,6 Liter Diesel mit Frontantrieb liegt der Einstiegspreis dann bei unter 18.000 Euro. Auch das ist nach Aussage vom Van-Chef, Volker Mornhinweg, eine Kampfansage an die Konkurrenz. Punkten will Mercedes auch mit neuen Motoren. Das stärkste Aggregat, der 2,1 Liter Vierzylinder Diesel mit zweifacher Turboaufladung leistet 190 PS, wobei der Verbrauch über alle Triebwerke um 0,6 bis 2,6 Liter gesunken sein soll. Macht man die Rechnung auf, wären das im besten Fall bei einer Laufleistung von 20.000 Kilometern im Schnitt 700 Euro Ersparnis im Jahr. Oder ein Durchschnittsverbrauch von 5,7 Liter auf 100 Kilometer beim 116 CDI BlueEfficiency.

Auch bei der Ergonomie im Innenraum hat sich einiges geändert. Die Sitze sind breiter geworden mit deutlich höheren Wangen für den Seitenhalt. Der Fahrersitz lässt sich jetzt bei starrer Wand acht Zentimeter weiter zurückschieben, was auch großen Personen auf dem Pilotensitz ausreichend Platz gewähren sollte. Die Ablageflächen wurden so verbaut, dass Klemmbrett, Laptop und 1,5-Liter-Flaschen problemlos verstaut werden können und Spiegelungen in der Windschutzscheibe ausgeschlossen sind. Für die Praktiker wurde der Ladeboden so konstruiert, das lange Bretter oder gar Bierbänke, wie Mornhinweg meint, darunter eingeschoben werden können. Um die Praxistauglichkeit zu garantieren, haben die Stuttgarter den neuen Vito 5,5 Millionen Testkilometer abspulen lassen und sich letztlich entschlossen, die Wartungsintervalle auf 40.000 Kilometer oder alle zwei Jahre festzulegen. Das sollte den Neunsitzer, der dann Vito Tourer heißt und in drei Ausstattungslinien verfügbar ist, auch für Taxiunternehmen interessant machen.

Das nächste Weltfahrzeug

Das angesagte Ziel Zetsches ist es jedenfalls, den Vito zum nächsten Weltfahrzeug der Stuttgarter zu machen. Zwar wurden vom Mitsize-Van seit seinem Marktstart 1,2 Milionen Einheiten weltweit verkauft, aber gemessen an den Absätzen des großen Bruders Sprinter ist das zu wenig. Dabei ist Daimler im Nutzfahrzeugbereich gut aufgestellt. Immerhin hält Mercedes hier einen Marktanteil von 20 Prozent. Allein im ersten Halbjahr 2014 konnte man den Absatz weltweit um 12 Prozent steigern, in Europa sogar um 15 Prozent.

Auch in Russland und China läuft es ausgenommen gut. In insgesamt 130 Märkten verkauft Daimler seine Nutzfahrzeuge. Mit dem Vito soll nun der nächste Schritt gemacht werden. Nord- und Lateinamerika sollen erobert werden. Als Produktionsstandort hat man sich Argentinien ausgesucht. Als besonders gutes Zeichen wertet Zetsche, dass der Hund der argentinischen Präsidentin, Cristina Fernández de Kirchner, ebenfalls Vito heißt.

Quelle: ntv.de

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