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Scharf, fast mutig geschnitten Neuer VW Passat ist jetzt Business

Der neue Passat wurde schärfer als all seine Vorgänger gezeichnet.

Der neue Passat wurde schärfer als all seine Vorgänger gezeichnet.

(Foto: Holger Preiss)

Seit 1973 hält der VW Passat mit 22 Millionen verkauften Fahrzeugen in seinem Segment eine Bestmarke. Jetzt zeigen die Wolfsburger erstmals die achte Generation - und setzen neue Maßstäbe, was Ausstattung und Design betrifft. Hier hält die Oberklasse Einzug in die Mittelklasse.

VW-Chef Martin Winterkorn, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und VW-Entwicklungschef Hans-Jakob Neußer (v.l.n.r.)

VW-Chef Martin Winterkorn, Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und VW-Entwicklungschef Hans-Jakob Neußer (v.l.n.r.)

(Foto: Holger Preiss)

Der Golf Sieben feierte seine Weltpremiere noch in der Nationalgalerie in Berlin. Hätte man diese heilige Stätte für die Vorstellung des neuen Passats toppen wollen, so wären die freien Rollfelder des wohl noch ewig ruhenden Flughafen BER in Schönefeld eine Option gewesen. Doch Volkswagen gab sich bei der Präsentation der achten Generation des Mittelständlers formorientiert und zeigte die - so die offizielle Einordnung - "New Business Class" im VW-Design-Center in Potsdam, das VW Kommunikationschef Stephan Grühsem liebevoll in "Walthers Designstudio" umtaufte. Und das nicht ohne Grund. War doch der Chef der klaren Linien des VW-Konzerns, Walter da Silva, auch bei der Enthüllung des Passats dabei.

Ein fast mutiges Design

Verantwortlich für dessen Formen zeichnet aber ein anderer: VW-Designchef Klaus Bischoff. Der Mann ist ein Fan von puristischer Präzision, Einfachheit und zeitloser Eleganz. Das alles haben er und sein Team natürlich auch wieder versucht in die neue Business Class zu packen und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Denn gegenüber seinen Vorgängern zeigt sich die achte Generation des meistverkauften Geschäftsautos in Deutschland geradezu verwegen. VW-Chef Martin Winterkorn formuliert es anders und sagt: "Der Passat präsentiert sich so emotional wie nie."

Um das zu schaffen, so Bischoff, habe man tief "in die Grundfesten eingegriffen". Wichtig ist, dass die Designer versucht haben, neue Proportionen zu schaffen. Dafür wurden die Spur und der Radstand vergrößert. Die Überhänge an Bug und Heck wurden deutlich verkürzt und eine tiefe Charakter- oder Tornadolinie gezogen. Gleichzeitig wurde der Passat 14 Millimeter  flacher und 12 Millimeter breiter. Um die sportliche Linie weiter herauszukehren, wurde die A-Säule gekürzt und die Radkästen zum Vorgänger deutlich herausgearbeitet. Um den Wagen optisch auf den Boden zu ziehen, hat man ihm seitlich über den Schwellern eine Chromleiste spendiert, die in den Stoßfängern aufgegriffen wird und sich um das ganze Fahrzeug zieht.

Während da Silva in seinen Erinnerungen an die erste Begegnung mit dem Passat schwelgend betonte, dass ihn vor allem dessen freundliche Attitüde begeisterte, sieht er sich jetzt einem nicht mehr wirklich freundlich blickenden Mittelklässler gegenüber. Bischoff hat die Motorhaube stark skulpturiert. Die Sicken laufen scharf in den dreidimensionalen Kühlergrill und schneiden die mit einer völlig neuen Lichtgrafik versehenen Scheinwerfer an. In die vorderen Stoßfänger wurden große, ebenfalls mit Chromspangen gerahmte Lufteinlässe gearbeitet. All das gibt dem Passat ein sportlich aggressives Aussehen und Bischoff frohlockte, dass bei Vorausfahrenden ob dieser starken Front, relativ schnell klar sein dürfte, was da für ein potenter Kollege angeflogen kommt.

Ein bisschen Phaeton im Heck

650 Liter fasst jetzt das Gepäckabteil des Passat.

650 Liter fasst jetzt das Gepäckabteil des Passat.

(Foto: Holger Preiss)

Am Heck haben die Designer bei der Limousine versucht, eine Symbiose aus neuem Jetta und Phaeton zu schaffen. Die Rücklichter schneiden sich eben so scharf ins Blech wie die Scheinwerfer in der Front - aber die durch Kofferraumklappe, Stoßfänger und riesiges VW-Emblem geschaffene Breitenwirkung erinnert sehr stark an den großen Bruder aus dem Oberhaus. Auch der Variant wirkt durch die Streckung wesentlich eleganter als in der siebten Generation. Aber genau dort will VW ansetzen. "Mit dem Passat beginnt eine neue Ära in der Mittelklasse", so Winterkorn.

So ist der Anspruch der Wolfsburger auch Luxus im Innenraum zu schaffen. Nicht nur, dass hochwertige Materialien verwendet wurden. Nein, auch ein voll digitalisiertes Display strahlt dem Fahrer entgegen, zwischen dessen Rundinstrumenten sich dann die Navigation ansiedelt. Hinzu kommt ein Head-up-Display, das aus der Armatur ausklappt und alle wesentlichen Informationen auf die Windschutzscheibe projiziert. Ein Schnitt in puncto Technologien ist auch die neue Konnektivität. Neben den herkömmlichen Feature, wie der Kopplung des Smartphones über Bluetooth, soll es die Möglichkeit geben, die Smartphone-Apps in der Multimediaeinheit des Passats zu spiegeln, und dann darüber auch bedienen zu können.

Wenn Entwicklungschef Hans-Jakob Neußer sagt, dass der Passat mit Blick auf die Technologien nicht nur verbessert, sondern revolutioniert wurde, dann meint er damit sicher auch die neuen Assistenzsysteme. Der Liebling deutscher Geschäftsleute kann jetzt nämlich nicht mehr nur längs und quer zur Fahrbahn ein- und ausparken, sondern er kann das auch mit einem Anhänger am Heck. Hinzu kommt, dass er mit Hilfe des Stauassistenten völlig selbstständig durch den Verkehr kriecht - er kann auch, sollte der Fahrer ohnmächtig werden, das Fahrzeug allein an den Seitenstreifen fahren und anhalten.

Erster Plug-In-Hybrid

Auch am Heck wurde die Lichtgrafik dem neuen Design angepasst.

Auch am Heck wurde die Lichtgrafik dem neuen Design angepasst.

(Foto: Holger Preiss)

Bei den Motoren versprechen die Wolfsburger in der Summe Verbrauchsminimierungen von 20 Prozent. Das Leistungsspektrum der Triebwerke reicht von 120 bis 280 PS. Wichtiger noch - zumindest in Deutschland und Europa - sind die TDI-Motoren. Der Passat kann mit einem 1,6-Liter-Diesel mit 120 PS oder einem 2,0-Liter ausgerüstet werden. Letzterer wird in drei Leistungsstufen mit 150, 184 oder 240 PS erhältlich sein.

Erstmals wird es für den Passat auch einen Plug-In-Hybrid geben. Die Arbeit teilen sich ein Benziner mit 156 PS und ein Elektromotor mit 80 kW. Mit einer Systemleistung von 211 PS ist das der stärkste Plug-In-Hybrid von Volkswagen. Über eine Reichweite von 50 Kilometern soll sich dieser Passat dann tatsächlich rein elektrisch bewegen. Der Verbrauch soll laut VW mit dem des Golf GTE vergleichbar  sein. Die Wolfsburger sprechen hier von 1,5 Liter auf 100 Kilometer.

Business ist Beinfreiheit

Für den Einstiegspreis von 25.875 Euro für die Limousine und 26.950 Euro für den Variant sind aber mit großer Wahrscheinlichkeit weder der Hybrid noch die große Anzahl an Assistenzsystemen zu bekommen. Fakt ist, dass sich der neue Passat mit marginalen Preissteigerungen ganz als der Alte präsentiert. Und das auch in den äußeren Maßen. Die entsprechen nämlich immer noch denen des Vorgängers. Im Inneren hingegen lautet die Devise Business ist Beinfreiheit. Und auch die ist dank des größeren Radstandes gewachsen. Das Volumen des Gepäckabteils wuchs beim Variant um 47 Liter, bei der Limousine ist es ein Plus von 21 Liter. Für den Variant würde das bedeuten, dass er eine Fläche von 650 bis 1780 Liter zur Verfügung stellt.

Der Öffentlichkeit wird der neue Passat erstmals auf dem Pariser Autosalon präsentiert. In den Verkauf dürfte er dann Ende Oktober gehen. Bis dato verkaufen die Wolfsburger jährlich 1,1 Millionen Einheiten des Passats. Das dass so bleiben wird, muss angesichts der neuen selbsternannten "Business Class" nicht bezweifelt werden.

Quelle: ntv.de

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