Kleinere Motoren für Škoda-Modelle Oberhand für die Vernunft
25.03.2010, 08:17 Uhr
Mit der Zweifarb-Lackierung erinnert der Fabia an einen Trend, der seinerzeit vom Mini kreiert wurde.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Škoda macht sich bereit für den chinesischen Markt. Der Autohersteller überarbeitet seine Baureihen. Während der Fabia emotionaler geworden ist, bleibt der Roomster, was er ist.
Mit aufgefrischten Modellen will Škoda seine Position als verkaufsstärkste Importmarke in Deutschland behaupten. Die Renovierung betrifft als erstes die Baureihen Fabia und Roomster. Auf lange Sicht wird die Musik für die tschechische VW-Tochter aber nicht in Deutschland spielen. Schon 2010 wird voraussichtlich China der wichtigste Markt für Škoda.
Die Marketing-Fachleute wären wohl am falschen Platz, bemühten sie nicht auch das übliche Vokabular, das noch jede Fahrzeugpräsentation begleitet. Der neue Fabia sei "emotionaler" geworden, auch die Worte "sportlich" und "dynamisch" fallen. Das kann freilich nicht darüber hinweg täuschen, dass der Kleinwagen und der Mehrzweckkompakte Roomster das geblieben sind, was sie immer waren: Vernunftautos, für deren Kunden vor allen der Nutzwert im Verhältnis zum Anschaffungspreis entscheidend ist.
Ebenso wie Fiat, Suzuki oder Hyundai hat Škoda extrem von der so genannten Abwrackprämie profitiert. Mit fünf Prozent Marktanteil in Deutschland erreichten sie 2009 einen Wert, der nur dadurch von Renault übertroffen wurde, weil das Kraftfahrtbundesamt auch die Zulassungen von neuen Dacia-Autos mit in die Renault-Zahlen einrechnet. Der Erfolg der tschechischen Marke erzeugt bei einigen Verantwortlichen in Wolfsburg einen schalen Beigeschmack, denn wer einen Škoda Fabia, Octavia oder Superb kauft, kommt als Kunde für einen mit gleichem Motor und ähnlicher Innenausstattung versehenen Polo, Golf oder Passat bis auf Weiteres nicht in Frage.
Mehr Chrom und neue Farben

Bei der Überarbeitung der Frontpartie erhielten auch die Nebelscheinwerfer eine neue Form.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Während die Optik der drei Modelle Fabia, Fabia Combi und Roomster nur eine dezente Auffrischung erfuhr, wurde die Motorenpalette von Grund auf renoviert. Am Frontgrill ist der umlaufende Chromrahmen teilweise geschwärzt, was die polierte Spange am oberen Ende deutlich akzentuiert. Auch der große Lufteinlass in der Frontschürze wurde umgestaltet, sowie die Motorhauben und Hauptscheinwerfer. Je nach Ausstattungsvariante werden Reflektor- oder Projektorscheinwerfer eingesetzt. Tagfahrlicht gehört nun dazu. Mehr Auswahl und ein bisschen Pep verspricht die neue Farbpalette, zu der jetzt Rallyegrün, Aquablau und Pacificblau gehören, auf Wunsch gibt es am Fabia ein in Kontrastfarbe lackiertes Dach, so wie es die Kleinwagenkunden vom Mini kennen. Neu im Programm für die Kleinwagen ist die Variante Scout, die mit zusätzlicher Beplankung an Front und Seiten den Autos einen Offroad-Charakter verleihen, der jedoch nicht durch Allradantrieb untermauert ist.
Mehr Chrom soll dem Innenraum eine wohnlichere Ausstrahlung geben. Gegen Aufpreis sind zwei verschiedene Lederlenkrädern mit Bedientasten für Audioanlage und Telefon lieferbar. Neu sind auch die Sitzbezüge für die bequemen Polster sowie die Bedienlogik der Klimaautomatik. Im Kombiinstrument gibt es nun, so wie es VW-Kunden schon länger kennen, eine Schaltanzeige und eine Außentemperaturangabe. Da die Kunden laut Škoda-Marktforschung immer mehr Wert auf Komfort und Individualisierung Wert legen, können Fabia und Roomster nun auch mit einem fest installierten Navigationsgerät bestellt werden, das über einen Fünf-Zoll-Touchscreen, SD-Kartenleser und Anschluss für externe Speichermedien verfügt.

Mit dem 1,2-Liter-TSI-Motor ist die Fabia-Limousine ein flotter und wirtschaftlicher Kleinwagen.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Die Modellpflege bei den Motoren ist auf eine Reduzierung der Hubräume ausgelegt. Der Schwerpunkt liegt bei aufgeladenen Motoren mit 1,2 und 1,6 Litern Hubraum. Der Fabia darf seinen 1,4 Liter-Benziner behalten. 1,2 Liter Hubraum gibt es je nach Wunsch auf drei oder vier Zylinder verteilt, die Diesel haben 1,2 oder 1,6 Liter Hubraum und die Gemischaufbereitung funktioniert bei allen nach dem Common-Rail-Prinzip. Alle Motoren erfüllen die Schadstoffnorm Euro 5. Der nur drei Zylinder große 1.2-Motor markiert mit 3,8 Litern Diesel das untere Ende der Verbrauchsskala. Geschaltet wird manuell grundsätzlich mit Fünfgang-Getrieben. Für die 1,2-Liter-TSI-Version wird auch ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe erhältlich sein, der Aufpreis wird wohl aber erst zur Markteinführung im Juni bekannt gegeben.
Ohne Start-Stopp-Automatik
Während der Testfahrten zeigten sich die Motoren drehfreudig, die Fahrwerke komfortabel und der Durst überschaubar. Bergige Etappen und flott gefahrene Schnellstraßen absolvierte zum Beispiel der 105 PS starke Fabia mit dem aufgeladenen 1,2-Liter Motor bei einem Durchschnittsverbrauch von 6,5 Litern. Das sind zwar 1,2 Liter mehr als nach EU-Norm, bleibt aber ein respektabler Wert. Wer jetzt schon mit Start-Stopp-Automatik fahren und sparen will, wird bis auf Weiteres das VW-Original statt der Škoda-Kopie kaufen müssen. Derlei haben die Tschechen noch nicht im Angebot. An einem Elektroantrieb wird laut Vorstandschef Jung gearbeitet, wird aber auch vor 2013 nicht auf die Straße kommen.

Die Beplankung des Roomster Scout macht den Hochdach-Kombi noch nicht zum Geländewagen.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Früher ist da wohl noch mit einer Ausweitung der Modellpalette in Richtung Van zu rechnen. Auch wenn es in der Vergangenheit Beispiele für elegante Cabrios unter dem Škoda-Logo gegeben hat, behält die nutzwertorientierte Linie der Modellpolitik einstweilen die Oberhand über der von Lifestyle geprägten. "Wir haben mit dem Roomster das Van-Segment für uns eröffnet", sagt Jung, "und wir denken intensiv darüber nach, es zu ergänzen".
Zu den technischen Neuerungen an Fabia und Roomster gehören ein Berganfahrassistent, eine Reifendruckkontrolle und eine verbesserte Diebstahlsicherung. Außerdem gibt es neuerdings runde statt eckiger Nebelscheinwerfer. Das Fahrwerk stellt einen ordentlichen Kompromiss aus Komfort und sportlicher Robustheit dar. Sie fahren sich unspektakulär, aber entspannt. Lediglich bei höherem Tempo wünschte man sich manchmal einen sechsten Gang, da mit steigender Drehzahl auch das Geräuschniveau in der Kabine merklich zunimmt.
Der aufgefrischte Fabia ist kostet mindestens 10.580 Euro und ist damit 260 Euro teurer als bisher. Die Preisliste des Fabia Combi beginnt bei ab 11.180 Euro und der einfachste Roomster (mit 69 PS) beginnt bei 13.150 Euro.
Quelle: ntv.de