Bestseller auf schlechten Wegen Octavia kann als Scout auch Offroad
13.07.2014, 15:37 Uhr
Der Octavia ist als Scout auch auf schlechtem Geläuf zu Hause.
Dass auch Skoda Allrad kann, beweisen Modelle wie Octavia, Superb und selbstredend der Yeti. Jetzt haben die Tschechen ihren Bestseller aber neben einem waschechten Offroad-Antrieb auch noch eine entsprechende Optik verpasst. Der neue Scout ist geboren.
Wer an Allradantrieb denkt, der hat nicht zuletzt die vier Ringe eines Audi-Kühlergrills vor dem geistigen Auge. Doch allmählich erwächst den Herrn des Quattro Konkurrenz in den eigenen Reihen. Auch die Schwestermarke Skoda beherrscht das Spiel mit vier angetriebenen Rädern und auch Seat ist mit dem Leon ST auf dem Weg. Der jüngste Kraxler im Programm der Tschechen kommt im August in die Schauräume der Händler und tritt als zweite Generation des Schlechtwegekombis Octavia Scout zu Preisen von mindestens 30.250 Euro an.
Dafür gibt es eine Zweiliter-Dieselmaschine mit 150 PS und ein manuelles Sechsganggetriebe. Die Maße des Scout sind mit denen des frontgetriebenen Octavia Combi weitgehend identisch, 4,69 Länge stellen ihn perfekt in die Mittelklasse, obwohl Skoda bei dieser Baureihe - trotz des Wachstums bei den bislang drei Generationswechseln - gerne von einem Kompaktauto spricht. Das dezente Understatement bemüht die tschechische VW-Tochtermarke immer wieder gerne, bringt sie den Baureihen im Vergleich mit der Konkurrenz doch stets entscheidende Pluspunkte beim Raumangebot.
Offroad-Look und Haldex-5-Kupplung
Optisch jedoch unterscheidet sich der Scout deutlich von den in Straßenkleidung auftretenden Brüdern. Unterfahrschutz, Seitenbeplankung und Radhäuser sowie wuchtige Stoßfänger geben ihm den Hauch jener Wildwest-Romantik, die seinen Fahrer aus der täglichen Einheitskost auf den Straßen herausheben soll. Die Anbauteile haben aber auch einen praktischen Nutzen: Als Schlechtwegekombi preist Skoda den Scout an und die soliden, schwarzgrauen Schutzflächen bewahren den Lack vor feinen Kratzer oder Steinschlag, wenn es denn wirklich mal über Stock und Stein geht.
Noch mehr beim Einsatz auf ausgefahrenen Pfaden hilft der Allradantrieb. Eine Haldex-5-Kupplung, wie sie auch im Yeti eingesetzt wird, sorgt für die stufenlose Kraftverteilung zwischen den Achsen, eine elektronische Differenzialsperre verhindert zudem das Durchdrehen einzelner Räder, wenn das Verschränkungsvermögen der Radaufhängungen an ihre Grenzen stößt. Der Eingriff der elektronischen Stabilitätskontrolle kann beim Fahren auf lockerem Untergrund per Knopfdruck angepasst werden, sie regelt dann beim Schlupf der Räder maßvoll nach.
Ebenfalls wichtig ist die um stattliche 3,1 Zentimeter erhöhte Bodenfreiheit. Sie sichert dem Scout ein Vorwärtskommen, wo andere mangels entsprechender Höhe längst aufgegeben haben. Der Unterbodenschutz ist zusammen mit den verstärkten Federn ein Bestandteil des Schlechtwegepaketes. Außerdem taugt der neue Octavia Scout als Zugwagen noch besser als sein Vorgänger. Er darf Lasten bis zu zwei Tonnen zwölfprozentige Steigungen hinaufziehen.
Scout wird höher platziert
Drei Motoren stehen zur Wahl. Als Basismaschine gibt es den Zweiliter-Diesel mit 150 PS. Er erfüllt seine Aufgabe mit Laufruhe und Durchzugsvermögen. Teurer kommen der Benziner und der stärkere Diesel, beide sind jedoch serienmäßig mit der Sechsgang-Automatik kombiniert. Was den Benziner ausstattungsbereinigt fast günstiger als den Einstiegsdiesel macht und die Anschaffungssumme des 184 PS starken Spitzen-Selbstzünders deutlich relativiert. Er wird hier zum ersten Mal auch in der Kombination mit Doppelkupplungsgetriebe und Allradantrieb angeboten.
Die Verbrauchswerte der beiden Diesel sind identisch, aber zumindest im Alltag nicht realistisch. Statt mit 5,1 Liter für 100 Kilometer war der Scout trotz sehr gemäßigter Fahrt durch die norddeutsche Heidelandschaft mit deutlich mehr als sechs Litern auf der Standarddistanz unterwegs. Der Benziner gefällt mit einem bereits bei niedriger Drehzahl einsetzenden Drehmoment und wirkt dadurch sehr agil und flink. Hier zeigte der Bordcomputer allerdings satte 8,5 Liter als Durchschnittsverbrauch an. Die Start-Stopp-Automatik und die Bremsenergierückgewinnung, mit denen alle Scout-Versionen serienmäßig ausgestattet sind, wirken nur marginal konsumzügelnd.
Skoda will den Scout höher als die bisherige Spezialausgabe des Octavia positionieren. Deshalb hat man zunächst auch nur die leistungsstärksten Motoren ins Angebot aufgenommen. Ob eine weniger kräftige Dieselversion folgen wird, ist noch nicht entschieden. Vor allem mit der umfangreichen Ausstattung soll der Scout Freunde gewinnen. Die Klimaautomatik, Sitzheizung vorne und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen bekommt er grundsätzlich ab Werk. Dazu sind all die cleveren Helfer an Bord, die inzwischen fast schon typisch für die Traditionsmarke sind. Die Wendematte im Kofferraum etwa, der Eiskratzer in der Tankklappe oder die Warnwestenhalter unter den Vordersitzen. Die elektronischen Assistenten stehen auf Wunsch bereit, Verkehrszeichenerkennung, adaptive Geschwindigkeitsregelung und der Spurhaltehelfer sind für 1130 Euro Aufpreis zu haben.
Die Scout-Familie wird weiter wachsen. Als sicher gilt, dass der im Laufe des Jahres neu erscheinende Fabia und später auch dessen Minivan-Derivat Roomster wieder als dramatisch geschminkte Scout-Versionen antreten sollen. Bei denen bleibt es allerdings beim bekannten Konzept mit angetriebenen Vorderrädern. Rund 56.000 Octavia Scout haben die Tschechen in der sechsjährigen Präsenz der ersten Generation von 2007 bis 2013 produziert. In Deutschland ist der Anteil dieser Modellvariante an der Octavia Baureihe mit fünf Prozent eher gering. Außerdem erwarte man ein Nord-Süd-Gefälle bei den Bestellungen, heißt es. Der Scout könne seine Vorzüge vor allem im bergigen Gelände ausspielen. Besonders in Österreich und der Schweiz dürfte der Scout-Anteil daher wesentlich höher liegen.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x