Es geht doch Pflanzenöl im Tank
07.06.2004, 13:15 UhrIn der vergangenen Woche haben wir darüber berichtet, dass der TÜV Diesel-Fahrern davon abrät, auf gewöhnliches Pflanzenöl umzusteigen. Daraufhin erreichten uns zahlreiche Mails von Lesern, die ganz anderes zu berichten hatten. Grund genug, sich schlau zu machen und zu klären, wie das ganze funktioniert. Das Fazit vorweg: Es geht, kann Geld sparen, ist umweltfreundlich und schadet den Motoren nicht.
Pflanzliche TDI-Power
Die Firma Heipro aus dem brandenburgischen Karwesee hat bereits über 1.500 Fahrzeuge umgerüstet, vom Kleinwagen bis zum Transporter. "Grundsätzlich ist das kein Problem", erklärt Inhaber Holger Heinicke. Die TDI-Motoren des VW-Konzern kämen beispielsweise ohne Schwierigkeiten mit dem nachwachsenden Rohstoff zu Recht. Fast alle Diesel-Fahrzeuge lassen sich laut Heinicke für Salatöl fit machen. Im Zweifelsfall sollte man aber immer einen Fachmann zu Rate ziehen oder sich im Internet die entsprechenden Informationen zusammen suchen.
Die Erfahrung der Salatöl-Tanker zeigt: Leistung und Verbrauch der Fahrzeuge ändern sich nicht. Größte Herausforderung für die Umrüster ist die Viskosität des Pflanzenöls: Es ist dickflüssiger als Diesel und muss daher vor der Verbrennung durch Erwärmung verflüssigt werden. Das gilt insbesondere für die kalte Jahreszeit. Die Umrüstsätze enthalten daher unter anderem einen Durchlauferhitzer und einen kleinen Zusatztank für herkömmliches Diesel. Für den Kaltstart greift der Fahrer nämlich weiter auf Diesel zurück. Sowie der Motor seine Betriebstemperatur erreicht hat, kann manuell auf Pflanzenöl gewechselt werden. Dies geschieht über einen im Armaturenbrett installierten Schalter.
Kosten und Nutzen
Was hat der Fahrer nun davon? Zunächst ist Salatöl wesentlich billiger als Diesel. Das Öl ist ein Lebensmittel und unterliegt daher nur dem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Mineralölsteuer fällt nicht an. Den Liter Pflanzenöl bekommt man derzeit (je nach Abnahmemenge) für 60 bis 70 Cent. In Deutschland gibt es sogar einige Tankstellen für Pflanzenöl, allein acht sind es in Berlin. Wer keine in seiner Nähe hat, muss aber trotzdem nicht verzichten. "Der Großhandel liefert bis zum Verbraucher nach Hause", so Heipro-Chef Heinicke. "Dann stellt man sich einfach ein 1.000-Liter-Fass in den Keller oder auf das Grundstück." Auch aus der Umweltperspektive hat Pflanzenöl Vorteile. Es zählt zu den vielbeschworenen regenerativen Energien, Herstellung und Transport sind umweltschonender als bei Mineralölen und das Öl ist biologisch abbaubar.
Ganz billig ist die Umrüstung allerdings nicht. Für die notwendigen Materialien sind 500 bis 600 Euro zu berappen. Der Einbau, soweit man ihn nicht selbst vornehmen möchte, schlägt mit weiteren 900 bis 1.000 Euro zu Buche. Rasch rentieren wird sich die Investition also nur für Vielfahrer oder "Eigenbauer".
Quelle: ntv.de