Auto

Fahrtechnisch verbessert Elektro-Limousine Polestar 2 rollt runderneuert vor

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Der Polestar 2 fährt überarbeitet ins neue Modelljahr.

Der Polestar 2 fährt überarbeitet ins neue Modelljahr.

(Foto: Cherrydeck)

Polestar hat seine Elektro-Limousine 2 runderneuert - und das an den passenden Stellen. Damit dürfte die Volvo-Schwestermarke auch in den kommenden Jahren konkurrenzfähig sein. Vor allem gegen einen neuen Wettbewerber.

Eine heckgetriebene Limousine mit 82,5-kWh-Batterie, schon in der Basis 230 kW/313 PS Leistung und 570 km Reichweite und für weniger als 45.000 Euro: Das ist schon eine Kampfansage. Die Werte gehören allerdings nicht zu dem Auto, das gerade zum Test bereitsteht, sondern zu seinem neuesten Wettbewerber. BYD zielt mit der Limousine Seal ziemlich genau auf das Segment, in dem sich Polestar mit dem "2" seit ein paar Jahren gut etabliert hat. Höchste Zeit also für die chinesisch-schwedische Marke, ihr Angebot deutlich nachzuschärfen.

Unter anderem gibt es ein neues Antriebs-Layout für den Polestar 2 des Modelljahres 2024.

Unter anderem gibt es ein neues Antriebs-Layout für den Polestar 2 des Modelljahres 2024.

(Foto: Cherrydeck)

Denn mit den Leistungen des neuen Wettbewerbers - und dem preisgesenkten Nimbus des Platzhirschen Tesla Model 3 - kann die kantige Limousine in ihrer bisherigen Form nicht mithalten. Darum hat Polestar das Fahrzeug an neuralgischen Stellen nachgeschärft. Und das ist ab dem ersten Meter zu spüren.

Genau genommen sogar schon vorher. Denn mit jetzt bis zu 205 kW Ladeleistung am Schnelllader ist der Polestar deutlich schneller wieder vollgesogen als sein chinesischer Konkurrent. Muss er auch, weil die Akkukapazität jetzt mehr Füllung zulässt. Mit der nutzbaren Batteriekapazität von 79 kWh in der Long Range-Version (echte 67 sind es in der Basis) können maximal 655 Kilometer Reichweite geladen werden. Beim Allradmodell und erst recht in der Performance-Variante sind es natürlich weniger Kilometer. Dafür aber sportlichere.

Größte Umstellung technischer Art

Eine größere Batterie sorgt für mehr Reichweite.

Eine größere Batterie sorgt für mehr Reichweite.

(Foto: Cherrydeck)

Dem Polestar 2 tut die größte Umstellung technischer Art spürbar gut: Das Modell fährt nun analog zu den Volvo-Verwandten mit Heck- statt Frontantrieb. Auch die Wettbewerber im elektrischen Segment setzen auf diese Antriebs-Priorität. Spätestens die erste zackig gefahrene Kurve belegt: Hier kommt eine Fahrmaschine. Straff abgestimmt und mit bester Übertragung jeder Feinheit des Geläufs an die Hände am Steuer. Jetzt gehts bei entsprechender Geschwindigkeit mit dem Heck leicht Richtung Kurvenrand, spürbar eingreifende Assistenten fangen aber Übermut rechtzeitig ein.

Und zu dieser Hybris könnte der Polestar 2 durchaus verleiten, vor allem in seiner Topvariante. Bietet schon die Basis (ab 51.240 Euro) mit 272 PS und 490 Newtonmetern Drehmoment nicht gerade Schonkost, so wird der noch einmal angespitzte Performance-Allradler ein echter Sportwagen: 476 PS und ein maximales Drehmoment von 740 Newtonmetern schießen den Fahrer samt Auto in 4,2 Sekunden auf Tempo 100. Aber auch diese Schnellstarts sind dank ausgewogenem Fahrwerk sehr gut zu beherrschen. Ein reiner Geradeausfahr-Poser ist der Polestar nicht.

Günstig wird es nicht

Die Preise des Polestar 2 MJ2024 starten bei 51.240 Euro.

Die Preise des Polestar 2 MJ2024 starten bei 51.240 Euro.

(Foto: Cherrydeck)

Allerdings auch kein Preisbrecher. Für die Topversion möchte Polestar 63.490 Euro auf den Ladentisch bekommen. Wer sinnvolle Assistenten wie einen adaptiven Tempomaten (leider ohne automatische Anpassung an Geschwindigkeitsbeschränkungen) und bessere Scheinwerfer haben möchte, legt noch einmal 2500 Euro für das Pilot-Paket drauf, Harman-Kardon-Anlage, allerlei elektronische Komfortextras und ein Panorama-Glasdach kosten im Plus-Paket weitere 4800 Euro. Damit verabschiedet sich das Angebot endgültig aus den Preissphären von Tesla und BYD. Selbst ein Nio ET5 mit 100-kWh-Akku ist dann etwas günstiger.

Aber es geht ja eben auch volkstümlicher - und schon in der Basis ist der Polestar 2 ein absolut wohnliches und mehr als genügend leistendes Fahrzeug. Durchdrehende Vorderräder bei dynamischer Beschleunigung sind anders als bisher kein Thema mehr. Und mit auf 205 Kilometern je Stunde angehobener Endgeschwindigkeit bewegt sich schon die Basis bei Bedarf in der Spitzengruppe der Konkurrenten. Dennoch verspricht der Hersteller 14,9­ bis 15,9 kWh Verbrauch auf 100 Kilometern - erheblich weniger als bisher.

Weniger Verbrauch

Auch der Allradler liegt mit 15,9 bis ­17,2 kWh deutlich unter dem bisherigen Durst. Allerdings nur dann, wenn sich der Kunde auch vorausschauend und mit subtilem Einsatz des Strompedals gleiten lässt. Angesichts der neuen Spielmöglichkeiten mit dem Zweitonner kein einfaches Unterfangen. Im ersten Test über Land und durch die Stadt hat der Wagen denn auch bei sportlicher Fortbewegung die möglichen Zielwerte deutlich verfehlt. Die gleiche Runde mit bravem Verhalten - und der Verbrauch ist wie versprochen.

Das Infotainmentsystem des neuen Polestar 2 arbeitet mit Android-Software.

Das Infotainmentsystem des neuen Polestar 2 arbeitet mit Android-Software.

(Foto: Cherrydeck)

Eine Punktlandung ist nach wie vor die Software, gerade in Zeiten der digital vernetzten Infotainment-Systeme ein wichtiges Kaufargument. Die tiefe Integration von Googles Android-Automotive, da war Polestar Pionier, begeistert auch ein paar Jahre nach der Premiere noch. Der große Hochkant-Touchscreen reagiert schneller als viele Wettbewerber auf ganz normal gesprochene Wünsche von Navigation über Streaming. Nur bei der Ladesäulenplanung macht Tesla noch einen etwas besseren Job - nicht zuletzt wegen der eigenen Infrastruktur.

Polestar 2 ist ein Hingucker und Handschmeichler

Und dank des hochwertigen und stilvollen Interieurs ist der Polestar 2 ein Hingucker und Handschmeichler. In der Innenraumgestaltung ist die Verwandtschaft zu den Konzernschwestern Volvo-SUV XC40 und C40 unverkennbar. Sie stehen ja auch auf der gleichen Plattform von Mutterkonzern Geely. Einziger Kritikpunkt ist die sehr breite Konsole zwischen den Vordersitzen. Größere Reisende könnten sich da ein wenig beengt fühlen. Sonst geht es luftig zu, auch auf den Rücksitzen.

Mehr zum Thema

Mit veganen Stoffen, kohlenstoffarmem Aluminium in Rädern und Batterieträger oder der Umstellung auf Strom aus erneuerbaren Energien im chinesischen Werk will Polestar zudem den nachhaltig interessierten Kunden überzeugen. Angesichts rapide wachsender Konkurrenz auch aus dem eigenen Hause mit Marken wie Zeekr oder Lynk & Co ist auch das eine Facette, die dem Polestar 2 gut tut für die nächsten Modelljahre.

Polestar 2 Modelljahr 2024 - technische Daten

  • Fünftürige, fünfsitzige Fließhecklimousine
  • Länge: 4,61 Meter, Breite: 1,8 Meter (mit Spiegeln: 1,99 Meter), Höhe: 1,48 Meter, Radstand: 2,74 Meter, nutzbare Batteriekapazität: 67 (79 kWh); Kofferraumvolumen: 405-1095 Liter
  • Hinterradantrieb: Permanentmagnet-Synchron-Elektromotor, Standard Range 200 kW/272 PS (Long Range: 220 kW/299 PS); maximales Drehmoment: 490 Nm ab 1 U/min, Frontantrieb, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 6,4 (6,2) s, Vmax: 205 km/h, WLTP-Reichweite: 546 (655) km; Verbrauch WLTP: 14,9­-15,9 (14,8-15,8) kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 48.990 Euro (52.690 Euro)
  • Allradantrieb: zwei Elektromotoren, Long Range, 310 kW/421 PS (Performance: 350 kW/476 PS); maximales Drehmoment: 740 Nm ab 1 U/min, 1-Gang-Getriebe, 0-100 km/h: 4,5 (4,2) s, Vmax: 205 km/h, Reichweite: 593 (568) km; Normverbrauch: 15,9-17,2 (16,8-­17,2) kWh/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 56.990 Euro (63.490 Euro)

Quelle: ntv.de, Peter Weißenberg, sp-x

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen