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Fehdehandschuh für Premium-Klasse Proberunde im neuen 3er BMW

Größere Dimensionen, weniger Gewicht: BMW hat mit Leichtbau ernst gemacht

Größere Dimensionen, weniger Gewicht: BMW hat mit Leichtbau ernst gemacht

Der Bestseller im BMW-Programm geht Anfang 2012 in Neuauflage an den Start. Hauptkonkurrent des 3ers ist der Audi A4, mit dem er sich in den ersten zehn Monaten dieses Jahres ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte.

Er ist schon seit über dreieinhalb Jahrzehnten das meistverkaufte Modell der Bayerischen Motoren Werke. Inzwischen wird er in der sechsten Generation gebaut – und mit dem neuen Modell haben sich die Bayern ordentlich Zeit gelassen. Der "Mehr"-Prinzip wirkt bei den Abmessungen, "weniger" heißt es beim Gewicht. Gute Voraussetzungen für ein effizientes Fahrzeug.

Im Vergleich zum Vorgängermodell hat die Limousine um 93 mm zugelegt, der Radstand ist um 50 mm vergrößert, die Spur hat an Vorder- und Hinterachse um 37 beziehungsweise 47 mm zugelegt. Durch die größere Gesamtbreite wird die Silhouette noch sportlicher – dies allerdings mit einem Wermutstropfen. Erstmals in der Geschichte des 3ers überschreitet das Auto in der Gesamtbreite inklusive Außenspiegel die Zwei-Meter-Marke – die schmale Spur im Baustellenbereich auf Autobahnen ist damit tabu! Aber es sitzt sich besser in der hinteren Reihe, Bein- und Kopffreiheit sind um 15 beziehungsweise 8 mm gewachsen.

Auch der Kofferraum wurde größer, und zwar um 20 auf 480 Liter. Das bringt mehr Platz für Gepäck und Zuladung. Durch die bauartbedingte kleine Kofferklappe bleibt die stehende Zuladung größerer Koffer aber ein unerfüllbarer Wunsch. Als Lastenesel ist der 3er so oder so nicht gedacht. Die hausinterne Bezeichnung Sportlimousine weist die Positionierung.

Vier Zylinder müssen reichen

Je nach Ausstattung sind bis zu 40 Kilogramm weniger Masse zu bewegen. Deshalb kommt das Gros der Varianten mit kleineren Motoren aus. Den kernigen Klang der Sechszylindermotoren wird bald nur noch beim neuen 335i zu hören sein; mit der neuen Generation kommt BMW sowohl bei den Selbstzündern als auch bei den Benzinern mit nur noch vier turbogeladenen Zylindern aus. Die neuen Motoren sind dazu sehr elastisch konzipiert - das maximale Drehmoment kann also über ein breites Drehzahlband abgerufen werden.

Mit geschärften Konturen tritt der Bestseller von BMW jetzt gegen die Wettbewerber an.

Mit geschärften Konturen tritt der Bestseller von BMW jetzt gegen die Wettbewerber an.

Zur Markteinführung stehen Triebwerke zur Auswahl, die allesamt mit der neuen BMW TwinPower Turbo Technologie arbeiten. Neben zwei weiter optimierten Dieselaggregaten (320d und 320 d EfficientDynamics Edition) und dem erfolgreichen Sechszylinder-Benziner sorgt ein neuer Vierzylinder-Turbomotor der jüngsten Generation im BMW 328i mit 245 PS für ein dynamisches Fahrerlebnis bei reduzierten Verbrauchs- und Emissionswerten. Dazu ist er auffällig leise: Bei Tempo 130 kann man sich normal im Auto unterhalten.

Eine Hybridversion ist fest in Planung, selbst der Begriff Dreizylindermotor scheint nicht mehr tabu und kann gelegentlich in Expertengesprächen aufgeschnappt werden. Alle Motoren sind sowohl mit dem klassischen Sechsganggetriebe als auch mit der achtstufigen Automatik erhältlich, die bereits in vielen anderen Modellen zum Einsatz kommt.

Wer schafft 4,1 Liter je 100 Kilometer?

Den so genannten Fahrerlebnisschalter, vom 1er bis zum 6er bereits eingeführt, ist weit mehr als ein netter Gimmick. Dahinter verbirgt sich eine ausgefeilte Technik zur Anpassung der Fahreigenschaften. Während sich im Modus "Komfort"beim getesteten Auto die Getriebeautomatik um eine moderaten Vortrieb bemüht und das Fahrwerk in der Dämpfung eher komfortabel agiert, verwandelt der Modus "Sport" den neuen 3er quasi per Knopfdruck in einen Athleten. Mit härterer Dämpfung, geschwindigkeitsangepasster Lenkung und einer auf Kraft getrimmten Motor-Getriebeabstufung geht es richtig zur Sache – allerdings auch im Verbrauch.

Blick ins Cockpit der "Sport Line": Leder, Aluminium und rote Strukturierlinien.

Blick ins Cockpit der "Sport Line": Leder, Aluminium und rote Strukturierlinien.

Der Eco-Pro-Modus dagegen verhilft dem Fahrer zu einer verbrauchsoptimierten Fahrweise und größerer Reichweite, die in "gewonnenen" Kilometern angezeigt wird. Bremsenergie-Rückgewinnung, Schaltpunktanzeige oder bedarfsgerecht gesteuerte Nebenaggregate sollen zusätzlich den Kraftstoffverbrauch senken. Die Start/Stopp-Automatik gibt es in Serie. Mit der Dieselversion 320 d EfficientDynamics Edition soll sich theoretisch bei einem Verbrauch von 4,1 Litern im Drittelmix eine Kohlendioxid-Emission von nur 109g/km erreichen lassen.

Alles nur eine Frage des Preises

In Sachen Design hat sich BMW neben Basisversionen auf drei sogenannte "Lines" festgelegt. Hinter den Möglichkeiten Luxury, Modern und Sport verbergen sich jeweils auf bestimmte Zielgruppen angepasste Designelemente – die jedoch alle mit den BMW-typischen Zusatzausstattungen aufgewertet und individualisiert werden können. Hausintern wird damit gerechnet, dass die Mehrzahl der Kunden sich für die Sport Line entscheiden wird. Das Interieur ist deutlich fahrerorientiert, die neue Mittelkonsole akzentuiert den kanzelartigen Zuschnitt des Cockpits.

Der Faherlebnisschalter: Wechsel zwischen den Fahrmodi sind permanent möglich.

Der Faherlebnisschalter: Wechsel zwischen den Fahrmodi sind permanent möglich.

Nahezu jedes BMW-Schmankerl gibt es jetzt auch für den 3er: vierfarbiges Head-UP-Display, insgesamt elf Fahrerunterstützungs- und -assistenzsysteme, die unter dem Begriff ConnectedDrive zusammengefassten Navigations-, Informations- und Unterhaltungssysteme können für teils saftige Aufpreise geordert werden. Selbst die vollständige Interneteinbindung fehlt nicht. Die neuartige Notfalltaste am Dachhimmel kann manuell aktiviert werden oder funkt selbstständig ein Alarmsignal an das Servicecenter in München – wenn zu Beispiel der Airbag ausgelöst würde.

Soviel Innovation hat selbstverständlich ihren Preis. Den neuen BMW 3er gibt es theoretisch ab 35.350 Euro für die Ausführungen 320d oder 320dEfficientDynamics Edition mit Schaltgetriebe. Mit der Ausführung Sport Line, Ledersitzen, Automatikgetriebe, Navigation und ein wenig elektronischer Fahrerunterstützung ist man schnell jenseits der 45.000 Euro-Schallmauer für ein allerdings auch sehr ordentliches Stück deutscher Automobilkultur. Dass der so hingeworfene Fehdehandschuh im Premiumsegment der Mittelklasse lange liegen bleibt, ist nicht zu erwarten. Schon in wenigen Tagen stellt Audi seinen runderneuerten A4 der internationalen Fachpresse vor. Die Jagd ist eröffnet.

Quelle: ntv.de

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