Ausfahrt mit dem neuen Modell Evoque Range Rover für die Hälfte
28.07.2011, 10:39 Uhr
Starker Auftritt: Mit bis zu 20 Zoll großen Alufelgen kann man den Evoque schon ab Werk aufhübschen.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Mit so vielen Vorschuss-Lorbeeren ist noch kein Range Rover in den Markt gestartet: Mehr als 20.000 Vorbestellungen liegen für das neue Kompakt-Modell des Geländewagenherstellers, den Evoque, vor. Nicht unbedeutend dürfte dabei sein, dass sich der Einstiegspreis in die Markenwelt halbiert hat.

Von edlem Geblüt: Vom kleinen Range erwarten die Kunden zu Recht gehobenes Ambiente.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Für 33.100 Euro, dem Startpreis des günstigsten Evoque, konnte man bislang allenfalls einen halben Range Rover Sport kaufen. Der wiegt dafür aber auch eine Tonne mehr als das neue Modell. Die Besonderheit des Evoque liegt deshalb nicht nur in dem ungewöhnlichen Design, das vor allem jüngere und lifestyle-orientierte Kundschaft zur Marke locken soll. Auch die Tatsache, dass das viel beschworene Downsizing erstmals die Karosserie erfasst hat, ist bemerkenswert. Abweichend von der Praxis anderer Hersteller ist der Fünftürer günstiger als der Coupé genannte Dreitürer.
Weniger Gewicht spart Kraftstoff und so kann sich der Evoque rühmen, in der sparsamsten Version, dem 150 PS starken Einsteigermodell mit Handschaltung, nur 5,7 Litern Diesel im EU-Mittel zu verbrauchen.. Noch weniger soll der Fronttriebler konsumieren: Nur 4,9 Liter gibt der Hersteller für die ab Frühjahr 2012 verfügbare Version an.
Muskulös wie ein Pitbull
Auch in der Optik stellt der Evoque einen Sonderfall dar. Immerhin waren die schweren Geländewagen bisher auf strenge Kastenform abonniert, auch das Range Rover Sport-Modell stellte da keine wirkliche Abkehr von Prinzip dar. Nun ist es den Designern gelungen, unter Wahrung der Identifikationsmerkmale Bodenfreiheit und Frontpartie einen rollenden Keil auf die Räder zu stellen, der sich muskulös in den Wind stemmt wie ein Pitbull, der auf das Kommando "Fass!"wartet. Die kühne Linienführung sieht schick aus, muss aber wegen der ansteigenden Gürtel- und der abfallenden Dachlinie mit winzigen Fenstern hinten und entsprechend eingeschränktem Ausblick bezahlt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass das Coupé-Dach am hinteren Ende 30 Millimeter flacher ist als beim Fünftürer.
Der Innenraum ist edel und mit Stil gestaltet. Von der Ausführung mit Kunstleder als Schalttafel-Bezug ist allerdings abzuraten. Zwar ist von dem extravaganten Interieur-Design der als "LRX" auf der Detroit Motor Show 2008 vorgestellten Studie nur wenig übrig geblieben, doch die sportlich geformten Sitze gefallen ebenso wie die großzügig angelegte Cockpit-Partie, die ein wohnliches Raumgefühl schafft. Statt des früher für die Terrain-Response-Programme zuständigen Drehknopfes ist jetzt eine Funktionsleiste mit Tasten positioniert. Der Drehknopf ist, wie bei Jaguar-Modellen auch, als Gang-Wahlschalter des Automatikgetriebes vorgesehen. Ein Opfer der Design-Prämissen ist auf der schräg montierten Mittelkonsole zu finden: Treu der Linie folgend seht der zentrale Monitor in einem Winkel von etwa 30 Grad gekippt zum Lot, so dass Lichteinfall die Ablesbarkeit stören kann.
Gut für Flottenverbrauch

Im Gelände macht der Evoque trotz fehlender Differenzialsperren eine gute Figur.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Seit der Präsentation des LRX wurde der Hersteller nicht müde, das kommende Fahrzeug als das effizienteste der Firmengeschichte zu preisen. Dass es als Range Rover und nicht als Land Rover auf den Markt kommen würde, stellte sich erst später heraus. Im Hinblick auf die markenbezogenen Daumenschrauben, die von der EU zur Senkung des Flottenverbrauchs angesetzt wurden, ist das Auto für Range Rover ein Segen. Es soll neue Kundenkreise für die Marke erschließen, indem es das grobschlächtige Naturburschen-Image traditioneller Land Rover in die Lifestyle-Reservate einer design- und luxus-orientierten Klientel transferiert.
Der mäßige Durst gilt zunächst für die Handschalter, die über Stopp-Start-Funktion verfügen. Das mag man bedauerlich finden, doch zunächst bleibt die Spar-Automatik auf die manuellen Getriebe beschränkt. Mehrere Gründe sind dafür verantwortlich. Die Achtgang-Automatik, die zum Beispiel beim Jaguar XF Verwendung findet, ist stopp-start-fähig, jedoch dort für Längseinbau adaptiert. Zum Motoreinbau quer zur Fahrtrichtung, wie es im Evoque der Fall ist, kann nur die bereits in der Vergangenheit verwendete Sechsgang-Automatik dienen. Ihr fehlt jedoch die Stopp-Start-Fähigkeit. Eine Anpassung der Technik hätte größeren Konstruktionsaufwand und eine Verzögerung der Markteinführung bedeutet.
Mehr Luxus kein Problem
Geschmeidige Gangwechsel und spontane Reaktionen beim Beschleunigen ließ das automatische Sechsgang-Getriebe bei den ersten Testfahrten jedoch nicht vermissen. Lediglich im mittleren Tempobereich scheint noch Feintuning vonnöten, da die Schaltbox eine gewisse Entschlusslosigkeit hinsichtlich der geeigneten Fahrstufe erkennen ließ. Die Geräuschdämmung ist sowohl beim Benziner als auch beim Diesel vorbildlich und den gehobenen Ansprüchen der Marke angemessen.

Der mit Leder tapezierte Innenraum lässt die Verwandschaft zu den großen Brüdern der Marke erkennen.
(Foto: n-tv.de/Busse)
Die Lenkung hinterließ ebenfalls einen souveränen Eindruck, die Dosierung der Servounterstützung und die Direktheit des Kontakts zur Straße sind auf anspruchsvollem Niveau. Trotz einer grundsätzlich eher dynamisch-sportlichen und straffen Auslegung des Fahrwerks blieb der komfortable Markenanspruch gewahrt. Range Rover verzichtet bei diesem Modell auf das Angebot einer optionalen Luftfederung, wie sie bei den größeren Schwestermodellen anzutreffen ist.
An deren Ausstattungsniveau soll sich der Evoque aber durchaus orientieren. So stehen eine Fülle von Individualisierungsmöglichkeiten und Trimm-Linien in der Preisliste, mit denen das neue Familienmitglied bis in die Preisregionen jenseits 50.000 Euro hochgerüstet werden kann. Die sehr kleidsamen 20-Zoll-Leichtmetallfelgen sind darin mit 1500 Euro noch der erschwinglichere Teil. Der Dreitürer mit 190-PS-Diesel und in der Prestige-Konfiguration beispielsweise, versehen mit Styling-Paket, Xenon-Scheinwerfern, einstellbarer Innenraum-Beleuchtung sowie 380-Watt-Soundsystem rangiert bei 47.700 Euro
Quelle: ntv.de