Auto

Start frei für Alfas kleine Julia Romeos neue Liebe

Die Frontpartie erinnert nicht zufällig an das Modell Mito, die Designer wollten eine klare Familienidentität schaffen.

Die Frontpartie erinnert nicht zufällig an das Modell Mito, die Designer wollten eine klare Familienidentität schaffen.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Wenn Alfisti ins Schwärmen kommen, dann am liebsten über das "Julchen". Giulietta, die verkleinerte Form der Julia, ist als Stil-Ikone der 50er und 60er Jahre nicht nur bei Fans der Marke Alfa Romeo hoch angesehen. Um einem Nachfolger des Modells 147 gute Startbedingungen zu ermöglichen, war eine Wiederbelebung des Namens gerade recht.

Mit einer Neuauflage des traditionsreichen Modellnamens Giulietta will Alfa Romeo die europäische Kompaktklasse aufmischen. Abweichend zur Modellpolitik anderer Hersteller wird es außer einer fünftürigen Limousine bis auf weiteres keine zusätzlichen Karosserievarianten geben. Der Kampfpreis von 19.900 Euro ist ein selbstbewusstes Signal in Richtung Konkurrenz.

Erst bei Dunkelheit bekommt das Heck durch speziele Leuchten eine eigene Identität, tagüber fehlt im das Unverwechselbare.

Erst bei Dunkelheit bekommt das Heck durch speziele Leuchten eine eigene Identität, tagüber fehlt im das Unverwechselbare.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Mit einer Länge von 4,35 Metern und fünf Türen ordnet sich das Julchen im oberen Drittel des Kompaktsegments ein. Bei Alfa ist natürlich bekannt, dass jeder fünfte in Europa verkaufte Neuwagen der so genannten Golf-Klasse angehört, weshalb man den Markt nicht nur anderen überlassen kann. In Deutschland war das Segment im Abwrackjahr 2009 rund 1,1 Millionen Einheiten groß, Alfa 147 und der GT erreichten davon aber lediglich knapp 1400 Stück.

Gesucht: ein "anspruchsvolles Publikum"

Im Juni wird das neue Auto auf den deutschen Markt kommen und es ist erklärtes Ziel des Importeurs, die Jahresinventur mit wenigstens 5000 Stück abzuschließen. Laut Zielgruppen-Definition wendet sich die Giulietta an "ein anspruchsvolles Publikum", weshalb Sportlichkeit und Markenimage als Kaufgrund allein nicht mehr reichen dürften. Doch auch beim Alfa kann man die Kompaktklasse nicht neu erfinden und so sieht man sich am Heckdesign an manche Wettbewerber wie zum Beispiel den Opel Astra erinnert.

An den Seitenpartien dagegen findet sich der alte Mut zum Unkonventionellen wieder. Der Klappengriff zur Öffnung der hinteren Türen ist wieder mal (wie zuletzt beim Modell 156) senkrecht gestellt und in den Fensterausschnitt gewandert. Die Front wird dominiert vom schildförmigen Lufteinlass mit fünf verchromten Querstreben und untermauert die Verwandtschaft zu dem zuletzt als Bestseller wirkenden Alfa Mito.

Die hinteren Türen werden mit einem senkrecht stehenden Klappgriff geöffnet, der sein Vorbild im Alfa 156 hat.

Die hinteren Türen werden mit einem senkrecht stehenden Klappgriff geöffnet, der sein Vorbild im Alfa 156 hat.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Das Motorenprogramm des neuen Autos besteht ausschließlich aus Vierzylindern mit Turboaufladung, drei Benziner und zwei Diesel. Die Startposition wird von einem 88 kW/120 PS starken 1,4-Liter großen Aggregat markiert. Wer mehr Leistung braucht, wählt die nächste Ausbaustufe, die über die neuartige variable Ventilsteuerung "Multi Air" verfügt und bekommt 125 kW/170 PS. Top-Benziner ist ein 1,8-Liter-Vierzylinder-Turbo mit 173 kW/235 PS, der als kleeblattdekorierte Version "Quadrifoglio Verde" (QV) sport- und traditionsbewusste Kunden gleichermaßen ansprechen soll.

Auf Dieselseite stehen ein 1,6-Liter-Vierzylinder-Motor mit 77 kW/105 PS und ein 2,0-Liter-Triebwerk mit 125 kW/170 PS zur Wahl. Alle Motoren erfüllen die Euro 5-Norm und bis auf den 235-PS-Benziner sind sie mit einer Start-Stopp-Automatik ausgestattet. Für die Kraftübertragung sorgt ein manuelles Sechsganggetriebe. Als Erweiterung des Angebots ist nach der Markteinführung des 1.4 Multiair und des 2.0 Diesels auch das innovative Getriebe "Alfa TCT" (für Twin Clutch Transmission) verfügbar, ein 6-Gang-Automatikgetriebe mit Doppeltrockenkupplung der neuesten Generation. Die neue besteht konzeptionell aus zwei parallelen Getrieben, jedes mit eigener Kupplung, die das Wählen und Einlegen des nächsten Ganges gestatten, während der vorherige noch eingelegt ist. Der Gangwechsel erfolgt durch den stufenweise ausgeführten Wechsel zwischen den zwei verknüpften Kupplungen. Dadurch ist ein nahtloser Kraftschluss gewährleistet.

Elektronisches Fahrwerk Serie

Recht ansehnlich, aber nicht immer praktisch ist die Cockpitgestaltung, in den Hauptinstrumenten gibt es störende Reflektionen.

Recht ansehnlich, aber nicht immer praktisch ist die Cockpitgestaltung, in den Hauptinstrumenten gibt es störende Reflektionen.

(Foto: Textfabrik/Busse)

Eine Besonderheit im Segment stellt das so genannte "Alfa Romeo DNA"-System dar. Die elektronische Fahrdynamikregelung ist bei allen Ausführungen serienmäßig und erlaubt es dem Fahrer, mittels eines Kippreglers vor dem Schaltknauf verschiedene Steuerungssysteme zu manipulieren. Die einzelnen Buchstaben stehen für "Dynamik", "Normal" und "Allweather". Je nach gewählter Stufe werden die Betriebsparameter von Motor, Getriebe, Lenkung, des elektronischen Sperrdifferenzials sowie das Ansprechverhalten der Stabilitätskontrolle beeinflusst.

Auf diese Weise soll es dem Giulietta-Fahrer ermöglicht werden, das Fahrzeug nach seinen Wünschen und nach seinem Fahrstil zu optimieren. Wie sich die unterschiedlichen Stufen zum Beispiel auf Gasannahme und Lenkung auswirkt, ist schon nach wenigen Testkilometern spürbar. Im Dynamik-Modus zum Beispiel reagiert das Fahrzeug deutlich agiler, der Motor dreht spontaner hoch und die Lenkung vermittelt ein noch griffigeres Gefühl. Der 170-PS-Diesel hinterließ bei diesen Versuchen einen ausgewogenen und stimmigen Eindruck, dank 350 Newtonmetern Drehmoment (im Dynamik-Modus) schon bei 1750 Umdrehungen blieben auch hinsichtlich des Temperaments keine Wünsche offen. Mit einem EU-Normverbrauch von nur 4,7 Litern je 100 km/h scheint er auch die Erfordernisse der Wirtschaftlichkeit vorbildlich zu erfüllen.

Werksseitig mit zehn Newtonmetern weniger Durchzugskraft ist der Topbenziner angegeben, der seine stärksten Momente entwickelt, wenn man den DNA-Schalter auf "Dynamik" legt. Der Frontantrieb hat keine Probleme, die 235 PS auf die Straße zu bringen. Schnelle und enge Kurven sind die Lieblingsspielwiese des Autos, die mit leichten und präzisen Lenkbewegungen genommen werden. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 242 km/h liegt die "QV"-Version zwar 24 km/h über dem 170-PS-Diesel, die Bedeutung dieses Werts für die tägliche Fahrpraxis dürfte aber von untergeordneter Bedeutung sein.

Optische Akzente im Innenraum

Zur Serienausstattung gehören nicht nur sechs Airbags, der Schleuderschutz ESP mit elektronischer Differenzialsperre und Klimaanlage, sondern auch Tagfahrlicht, Isofix-Kindersitzberfestigungen, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen sowie ein CD-Radio mit MP3-Player. Die Anlage ist als optischer Akzent harmonisch in das ansprechende gestaltete Interieur integriert, jedoch scheint hier die Ästhetik über die Praxistauglichkeit zu dominieren. In der Handhabung machen die kleinen Tasten und glatten Drehknöpfe nicht so viel Freude wie beim bloßen Anschauen. Auf Wunsch gibt es einen versenkbaren Navigations-Monitor, der Julchens Innenausstattung in die Nähe von Limousinen der oberen Mittelklasse rückt.

In Deutschland wird der Einstiegspreis der neuen Giulietta knapp unter der psychologisch wichtigen Marke von 20.000 Euro liegen. 120 PS-Motor und höherwertige Turismo-Ausstattung schlagen mit 21.700 Euro zu Buche. Die Preise für die Dieselversionen beginnen bei 21.400 Euro. Die QV-Version, der Alfa Deutschland etwa sechs Prozent des Gesamtabsatzes zutraut wird ab 28.300 Euro zu haben sein.

Quelle: ntv.de

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