Auto

Prozente fast wie im Schlussverkauf S-Klasse bekommt neue Motoren

Gut 15 Monate nach der letzten Modellüberarbeitung stattet Mercedes seine nobelste Baureihe mit neuen Motoren aus. Die Sechs- und Achtzylinder funktionieren nach dem Prinzip "mehr Leistung, weniger Verbrauch". Laut Daimler-Chef Zetsche ist die S-Klasse damit ein Auto, das "zeigt, wo der Hammer hängt".

Der dynamisch gezeichnete Viertürer hat eine Menge Kraft unter der Haube.

Der dynamisch gezeichnete Viertürer hat eine Menge Kraft unter der Haube.

(Foto: Daimler AG)

Wenn sich in naher Zukunft wohlsituierte Zeitgenossen mehr für Autos mit dem Stern als für ihr Sparbuch interessieren, wird das nicht überraschen. So viele Prozente bekommen sie bei keiner Bank. Dabei geht es aber nicht um Rabatte, sondern um verminderten Spritverbrauch. Satte 24 Prozent Einsparung verspricht der Hersteller zum Beispiel für den S 350 Blue Efficiency, immerhin ein Fünf-Meter-Schiff mit einem Leergewicht von mindestens 1,9 Tonnen. Nur 7,6 Liter Super werden je 100 Kilometer in Abgas umgesetzt, wobei an Kohlendioxid nur 177 Gramm je Kilometer gemessen wurden.

Der Dreiliter-Benziner erhält sein Gemisch per Direkteinspritzung, leistet 306 PS und kommt dabei sogar ohne Turbolader aus. Die Kraftübertragung erfolgt mittels der bewährten 7G-Tronic, die allerdings nunmehr auch über eine sehr zeitgemäße Fähigkeit verfügt: Die schaltet bei kurzen Fahrtunterbrechungen, zum Beispiel an der Ampel, den Motor ab und startet wieder, sobald der Fahrer den Fuß von der Bremse nimmt.

Weltweit steigende Nachfrage

Mercedes führt die neuen Motoren Anfang 2011 ein.

Mercedes führt die neuen Motoren Anfang 2011 ein.

(Foto: Daimler AG)

Bei den Selbstzündern gibt es auch Prozente: Elf Prozent weniger Verbrauch meldet Daimler für den S 350 BlueTec, der beim EU-Normtest mit 6,8 Litern je 100 Kilometer durchs Ziel ging. Das 258 PS leistende Common-Rail-Aggregat ist laut Zetsche damit "sicher noch nicht am Anschlag", will heißen, die Sparsamkeitsspirale bei den Dieseln dreht sich weiter nach unten.

Dass die Anschaffung einer S-Klasse vor allem für besser Verdienende eine beantwortbare Frage ist, hat sich in demnächst 60 Jahren Existenz dieser Baureihe nicht geändert. Aber auch wenn sie nicht für jedermann erschwinglich war, so hat sie nach Zetsches Ansicht doch "die zweite Hälfte der Automobilgeschichte entscheidend mitgeprägt". Nach einem ernüchternden Jahr 2009 wird der Prestigegewinn und die Beförderungsqualität weltweit wieder sehr geschätzt. 9500 Einheiten im ersten Halbjahr 2010 bedeuten 40 Prozent Zuwachs.

Dass die S-Klasse auf Achtzylinder nicht verzichten kann, liegt auf der Hand. Aber auch dort spielt die Prozentfrage eine Rolle, denn der neue, 4,6 Liter große V8-Motor holt aus 0,8 Litern weniger Hubraum zwölf Prozent mehr Leistung. War der Vorgänger mit 388 PS alles andere als untermotorisiert, setzt der neue mit 435 PS eine eindringliche Duftmarke. Gar um 32 Prozent stieg das maximale Drehmoment – 700 Newtonmeter statt bisher 530 muss das Getriebe in Vortrieb umsetzen. Angesichts der Dimensionen des Fahrzeugs und seines Gewichts (2010 Kg) erscheint die Unterschreitung der Zehn-Liter-Marke nach EU-Norm geradezu sensationell: Mit 9,4 Litern je 100 Kilometern wurden hier 15,5 Prozent weniger protokolliert.

Markteinführung Anfang 2011

Wenig Fahrgeräusche, dafür bester HiFi-Sound im Innenraum.

Wenig Fahrgeräusche, dafür bester HiFi-Sound im Innenraum.

(Foto: Daimler AG)

In der Praxis darf man also getrost mit elf rechnen, was für einen doppelt aufgeladenen Achtzylinder mit entsprechender Schubkraft immer noch sehr vorzeigbar wäre. Bis Kunden selbst den Verbrauchstest auslitern können, vergeht aber noch etwas Zeit. Die Markteinführung der neuen Motoren soll Anfang 2011 erfolgen, daher stehen die Preise für die entsprechenden Modelle noch nicht fest. Lediglich diejenigen, die sich für das Coupé der S-Klasse entscheiden wollen, also den mondänen Zweitürer, den die Kunden unter dem Kürzel CL kennen, erfahren schon, was auf sie zukommt: Mit dem 4,6-Liter-Doppelturbo werden dann 118.346 Euro fällig.

Im direkten Fahrvergleich der beiden neuen Triebwerke reduziert sich die Prozentrechnung eher auf eine Status- und Preisfrage. In den Disziplinen von Laufkultur und Komfortniveau ist der Sechs- dem Achtzylinder durchaus ebenbürtig, lediglich aus den niederen Drehzahlen heraus kann der große Bruder einen souveräneren Antritt hinlegen und dank frühzeitig einsetzender Turbo-Schubkraft punkten und den Leistungsunterschied ausspielen. Die überarbeitete Fahrwerks-Regelung Active Body Control (ABC) sorgt für harmonisches Gleiten auch in hastigen Kurven, die erstklassige Geräuschdämmung schirmt die Insassen gegen störende Einflüsse ab.

Mit der Erweiterung des Motorenangebots ziehen zwei neue Sicherheitsfeatures in die S-Klasse ein: Der aktive Spurhalteassistent und der aktive Tot-Winkel-Assistent können mit dezenten Lenkeingriffen, die durch ESP-basierte Bremsaktivität ausgelöst werden, ein unbeabsichtigt aus dem sicheren Bereich laufendes Fahrzeug wieder auf Kurs bringen. Feine Handwerksarbeit bei Leder- und Holzqualität sowie Modifizierungen bei der Spracherkennung sollen die Freunde von gediegenem Luxus und elektronischer Finesse neu motivieren.

Wo Fahrgeräusche mittels vorbildlicher Dämmung weitgehend außen vor bleiben, öffnet sich Raum für andere akustische Genüsse. Das hat auch Mercedes erkannt und bietet zusätzlich zu den bekannten Audi-Anlagen von Harmann Kardon nun auch ein HiFi-Sahnestück von Bang&Olufson an. Was auf den ersten Blick wie die Nachahmung eines Audi-Angebots ausschaut, ist tatsächlich die Fortsetzung der von AMG schon seit vielen Jahren geübten Praxis, sich von den dänischen Sound-Experten beliefern zu lassen. Die brillante Klangqualität der Anlage lässt auch die Fondpassagiere nicht im Stich, denn in die B-Säulen sind Kalotten-Hochtöner eingelassen, denen eine Innenbeleuchtung einen zusätzlichen optischen Charme verleiht. Das sich S-Klasse-Kunden ihre Fahrzeuge in der Regel nicht von Munde absparen müssen, ist auch der Preis für die musikalische Aufrüstung zielgruppenadäquat: 7490 Euro.

Quelle: ntv.de, Axel F. Busse

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