Auto

Umweltschutz im Motorsport Scirocco überholt mit Bioerdgas

VWSciroccoTracktest0508005.jpg

(Foto: Volkswagen)

Dynamik und alternative Antriebe schließen sich nicht aus. Das will VW mit seinem Bioerdgas betriebenen Scirocco R-Cup beweisen und ein grünes Gewissen auf dem Rundkurs demonstrieren.

Volkswagen will den Motorsport mit dem Umweltschutz versöhnen. Im neuen Markenpokal mit der Cup-Version des Scirocco R wird nicht herkömmlicher Sprit verbrannt, sondern Bioerdgas: ein eng mit normalem Erdgas verwandter Kraftstoff, der aus Biomasse gewonnen wird - CO2-neutral und klopffest, nur ein bisschen unsexy. Dafür aber durchaus mit Zukunftspotenzial, denn die Rennserie mit dem 225 PS starken Zweitürer zeigt, wozu moderne Biokraftstoffe in der Lage sind.

Den "umweltschonendsten Markenpokal der Welt" hat das Unternehmen nach Überzeugung von Kris Nissen, Chef der in Hannover ansässigen VW-Motorsport-Abteilung, ins Leben gerufen. Weil heutzutage nicht nur Hähnchenschenkel und Steckrüben vom Bio-Bauern kommen, will VW mit dem Scirocco R-Cup beweisen, dass alternative Antriebe und Dynamik sich nicht ausschließen. Diesen Ansatz verfolgt der Hersteller auch auf anderen Märkten: Im US-Markenpokal geht der dort durchaus populäre Jetta mit TDI-Motor an den Start, was für die Amerikaner mindestens so exotisch ist wie hierzulande ein Scirocco R mit Bioerdgas.

80 Prozent weniger CO2-Verbrauch

Vom Tank im "Kofferraum" ...

Vom Tank im "Kofferraum" ...

(Foto: Volkswagen)

Dieser Kraftstoff ist in der chemischen Zusammensetzung zwar nahezu identisch mit fossilem Erdgas, wird aber aus Bioabfällen gewonnen und damit CO2-neutral hergestellt. Das geht im Prinzip bei jedem größeren Bauern, der Pflanzenreste und Gülle sammelt, Zucker und die passenden Bakterien hinzu gibt und das Ganze vergären lässt. Im Anschluss wird das so entstandene Biogas noch entschwefelt, das Kohlendioxid abgetrennt und der Methangehalt damit angehoben. Nach dieser Veredelung ist es praktisch identisch mit konventionellem Erdgas und darf sich Bioerdgas nennen. Die CO2-Bilanz des Scirocco R-Cup falle selbst bei konservativer Rechnung um 80 Prozent besser aus als bei einem Fahrzeug mit konventionellem Benzinantrieb, so VW.

... direkt in den 2,0-Liter-Turbomotor.

... direkt in den 2,0-Liter-Turbomotor.

(Foto: Volkswagen)

Im Cup-Scirocco steckt jede Menge Serientechnik: Der 2,0-Liter-Turbomotor mit 165 kW/225 PS basiert auf dem Vierzylinder-TSI aus dem Scirocco R, für die Kraftübertragung an die Vorderräder ist das bekannte Doppelkupplungsgetriebe DSG zuständig, das per Schaltwippen am Lenkrad bedient wird, und auch die Komponenten für den Gasbetrieb, wie Leitungen und Ventile, stammen aus den Serienfahrzeugen mit Erdgasantrieb. Selbst das Lenkrad inklusive Airbag kennt man aus dem Scirocco R. Ansonsten hat der Cup-Scirocco im Innenraum kaum noch etwas mit der zivilen Version des Zweitürers zu tun. Überrollkäfig, Rennsitz, Sechspunktgurt und Sicherheitsnetz schützen den Fahrer. Der Erdgastank aus crashsicherem Verbundwerkstoff ist direkt hinter dem Fahrersitz platziert. Er fast 22 Kilogramm Erdgas, was 35 Litern konventionellem Benzin entspricht und für die üblichen Renndistanzen von rund 50 Kilometern ausreicht.

"Push to Pass"-Taste für mehr Abwechslung

Zackiger unterwegs: die Cup-Version des VW Scirocco R.

Zackiger unterwegs: die Cup-Version des VW Scirocco R.

(Foto: Volkswagen)

Weil der Tank so schwer ist, unterscheidet sich der gut 1,2 Tonnen wiegende Cup-Scirocco beim Gewicht trotz weniger Ausstattung kaum von der normalen R-Version. Was die Leichtfüßigkeit des Handlings angeht, sticht er den Serien-Zweitürer dennoch aus, zumal die Cup-Version auch ohne elektronische Fahrwerkshilfen nach kurzer Eingewöhnung berechen- und kontrollierbar wirkt. Besonderen Aufwand haben die Ingenieure zudem bei der Klangkomposition betrieben, der trotz des vernünftigen Kraftstoffs das typische Motorsport-Gefühl transportieren soll.

In den Rennen der Scirocco-Serie, die vor der Läufen der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) stattfinden, messen sich junge Talente, erfahrene Profis und die sogenannten Legenden: bekannte Motorsportler, die früher Formel 1 oder die Rallye-WM gefahren sind. Um mehr Abwechslung in den bei Markenpokalen oft eintönigen Rennverlauf zu bringen, hat VW die "Push to Pass"-Taste entwickelt. Fürs Überholen drücken: Das würde man sich auch manchmal im Basis-Polo wünschen. In den Wettkampfrennen ist die Nutzung der Taste, die den Ladedruck kurzzeitig erhöht und damit für ein paar Sekunden 37 kW/50 PS Mehrleistung für Überholmanöver bereitstellt, streng reglementiert. Damit wird ihre Nutzung zur strategischen Entscheidung: Man kann sie ein paar Mal fürs Überholen oder für das Abwehren einer Attacke einsetzen, dann ins Schluss. Die Taste soll das typische Phänomen von Markenpokalrennen – technisch identische Fahrzeuge, die sich wie eine Perlenkette ohne Überholmanöver über den Rundkurs bewegen – vermeiden helfen und den Wettbewerben das nötige Spektakel verleihen.

Rennbegeisterte von Umweltbewusstsein überzeugen

Schließlich wird der Scirocco-Cup durchaus von einigen Zuschauern verfolgt. Ein deutscher Sportsender ist live dabei, die Bilder laufen auch in wichtigen Märkten wie China und Indien, und außerdem sitzen jede Menge Fans auf den Rängen, auch wenn die eigentlich wegen der DTM kommen. Die Hoffnung, die Zuschauer mit der Verbindung von Sportlichkeit und Umweltbewusstsein zu überzeugen, ist jedenfalls gar nicht mal aus der Luft gegriffen. Seit in den USA Diesel-Jettas den Markenpokal austragen, verkauft VW dort mehr Autos mit Selbstzünder.

Quelle: ntv.de, sp-x

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen