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Motoren-Trend Sechszylinder stirbt langsam aus

Der 335i ist der letzte verbliebene Sechszylinderbenziner im BMW 3er.

Der 335i ist der letzte verbliebene Sechszylinderbenziner im BMW 3er.

(Foto: BMW)

Vom Motor für Genießer wird der Sechszylinderbenziner immer mehr zum Motor für Besserverdiener. Im mittleren Preis- und Leistungssegment hat längst der Vierzylinder die Herrschaft übernommen. Auch der neue BMW 3er macht da keine Ausnahme.

Der BMW 3er war bislang die letzte Sechszylinder-Bastion in der Mittelklasse. Doch nun wird auch der bayerische Sportler geschliffen: Künftig bestimmen Vierzylinder-Turbos das Benziner-Programm. Damit liegen die Münchner voll im Trend.

Auch in der Mercedes C-Klasse gibt es aktuell nur noch einen Sechszylinder.

Auch in der Mercedes C-Klasse gibt es aktuell nur noch einen Sechszylinder.

(Foto: Daimler)

Hintergrund für den Zylinderschwund sind die Spritsparbemühungen der Hersteller. Weniger Zylinder bedeuten weniger Reibung und weniger Gewicht – in der Folge sinkt der Verbrauch deutlich. Um den Leistungsverlust durch den kleineren Hubraum auszugleichen, halten Turbolader und Kompressoren in großem Stil Einzug. So kommt etwa der 2,0 Liter große Vierzylinder im neuen BMW 328i auf 180 kW/245 PS bei einem Normverbrauch von 6,4 Litern. Das vergleichbare Triebwerk im Vorgänger brauchte für nur 160 kW/218 PS noch sechs Zylinder und 3,0 Liter Hubraum ohne Turbolader – und benötigte mit 7,2 Litern trotzdem fast einen Liter mehr Kraftstoff. Ein Teil der Einsparungen geht zwar auf generelle Verbesserungen am neuen Modell – wie dem gesunkenen Gewicht und der nun serienmäßigen Start-Stopp-Automatik zurück – trotzdem ist der Vorteil eindrucksvoll.

Vierzylinder sind keine Ausnahme mehr

So wundert es nicht, dass BMW die Strategie weiter treibt und die traditionellen Reihensechszylinder-Ottomotoren langsam aufs Altenteil schickt. Einzige Ausnahme im 3er ist das Top-Triebwerk, der im BMW 335i eingesetzte 3,0-Liter-Turbomotor mit 225 kW/306 PS, der im Herbst 2012 auch die Basis für die neue Hybridversion mit zusätzlichem Elektromotor bildet.

Das Sechszylindersterben ist nicht allein ein BMW-Phänomen. Auch in der Mercedes C-Klasse gibt es mittlerweile nur noch einen Sechszylinderbenziner (225 kW/304 PS), Audi bietet neben dem 195 kW/265 PS starken 3,2-Liter-Motor im A4 zumindest noch einen 3,0-Liter-Kompressor-V6 (245 kW/333 PS) im Sportmodell S4 an. Ansonsten verrichten auch in Stuttgart und Ingolstadt aufgeladene Vierzylinder ihr Werk.

Audi hat dem S4 einen Sechszylinder-Kompressormotor als Ersatz für den alten V8 verpasst.

Audi hat dem S4 einen Sechszylinder-Kompressormotor als Ersatz für den alten V8 verpasst.

(Foto: Audi)

Und auch eine Stufe höher ist der Schrumpfkurs angekommen. Vierzylinder in E-Klasse, 5er und Audi A6 sind längst keine Ausnahme mehr. Und auch bei den leistungsstarken Versionen wird abgespeckt. So haben Audi (S6) und BMW (M5) unlängst Zehnzylindermotoren ausgemustert und durch V8-Triebwerke mit Turbo ersetzt. Und auch Achtzylinder ohne Aufladung werden zur bedrohten Art, wo Sechszylinder-Turbomotoren auf ähnliche Leistungswerte bei geringerem Verbrauch kommen. So setzt wandert der Downsizing-Trend kaskadenartig durch die Fahrzeugklassen. Lediglich die Zwölfzylinder können gelassen von ihrem Spitzenplatz im Motorenbau hinunterblicken. Sie werden auch in Zukunft in der absoluten Luxusklasse unersetzbar sein. Wer will schon einen Rolls-Royce mit nur sechs Töpfen.

Souverän und sparsam

Das langsame Verschwinden des Sechszylinders in Autos jenseits der Ober- oder Sportwagenklasse mag der ein oder andere Autofahrer bedauern. Vor allem bei Laufruhe und kultivierter Kraftentfaltung sind Sechszylinder von Vierzylindern kaum zu schlagen. Doch ärmliche Spaßbremsen sind die neuen Turbos auch nicht. Dank der Aufladung entfalten sie ihre Kräfte schon deutlich früher, ebenso souverän und viel sparsamer. Für die Hersteller sind sie zudem die einzige Lösung, die künftigen EU-Vorgaben zum Flottenverbrauch einzuhalten. Mit den großen Sechsendern der vergangenen Generationen wäre das kaum zu machen. Und letztlich kann sich auch der größte Sechzylinderfan über die gesunkene Tankstellen-Rechnung freuen.

Quelle: ntv.de, sp-x

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