Unter vier Liter im Audi A3 Selbstversuch mit neuem 1.6-TDI
25.11.2009, 10:57 Uhr
Beim sparsamen A3 wird Schub- und Bremsenergie zurück gewonnen, die Karosserie ist um zehn Millimeter tiefer gelegt, außerdem gibt es eine Start-Stopp-Automatik und eine Schaltempfehlung.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)
Nur wenn ein Auto beim CO2-Ausstoß unter 100 Gramm pro Kilometer bleibt, gilt es als umweltverträglich. Zu diesem noch recht exklusiven Club gehört jetzt auch ein A3.
Was für die 100-Meter-Sprinter die 10-Sekunden-Grenze, ist für die Autobauer die 100-Gramm-Marke. Nur wenn ein Fahrzeug beim Ausstoß von Kohlendioxid je Kilometer diesen Wert unterbietet, ist es in der Fachwelt wirklich als umweltverträglich akzeptiert. Zu diesem noch recht exklusiven Club gehört jetzt auch ein Audi. Fahreindrücke vom A3 1.6 TDI.
Dabei ist diese 100-Gramm-Marke für sich genommen so willkürlich, wie die so genannte "Schallmauer" in der Leichtathletik. Drahtige Sprinter unterbieten die zehn Sekunden inzwischen reihenweise, aber erst wenn ein Kugelstoßer oder Hammerwerfer dies schaffte, würde die Leistung zur Sensation. Und weil Gewicht für dynamische Bewegung hinderlich sein kann, hat es auch bisher keine Oberklassen-Limousinen geschafft, die 100 Gramm CO je Kilometer zu unterbieten.

Kein Blue und kein Green: Der sparsame A3 trägt keinen Beinamen.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)
Vor genau 20 Jahren stellte die Ingolstädter Marke den ersten TDI-Motor vor. Für Audi-Ingenieur Heinz Hollerweger war das "eine Art Mauerfall in technischer Hinsicht". Seit es die A3-Baureihe gibt, werden auch TDI-Motoren als Alternative zu den Benzinern dafür angeboten. Der seit der Einstellung des A2 kleinste Audi ist einer der beiden Umsatzträger der Modellpalette. Mit fast 61.400 neu zugelassenen Einheiten bis Ende Oktober dieses Jahres übertrumpft er in Deutschland zum Beispiel sogar den deutlich preisgünstigeren Ford Focus um rund 7000 Stück.
Sparpaket sammelt auch Bremsenergie ein
Das Aggregat des neuesten A3 hat 1,6 Liter Hubraum, 105 PS Leistung und schiebt mit 250 Newtonmetern Drehmoment an. Laut EU-Norm soll er kombiniert 3,8 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer verbrauchen, was genau 99 Gramm CO je Kilometer entspricht. Was der Audi nicht hat: Einen Beinamen, wie ihn andere Hersteller für ihre besonders sparsamen Modelle vergeben, kein Blue, kein Green und auch englisches Wort für Effizienz. Anscheinend ist man bei Audi der Meinung, dass nicht Etiketten, sondern Fakten zählen.
Zu den Fakten gehört, dass Schub- und Bremsenergie zurück gewonnen wird – das ist die so genannte Rekuperation. Die Karosserie ist gegenüber dem "gewöhnlichen" A3 um zehn Millimeter tiefer gelegt, was die Aerodynamik vor allem für die Langstreckenfahrt verbessert. Nach Erkenntnissen der Audi-Sparkommissare schlagen 10 Prozent weniger Luftwiderstand mit einem Verbrauchsvorteil von etwa 0,15 Litern zu Buche. Aber weder in der Optik, noch im Fahrverhalten macht sich das wirklich bemerkbar. Ebenso verhält es sich mit den Leichtlaufreifen, die etwas weniger Rollwiderstand bieten und deshalb ins Sparpaket so eines Autos gehören.
Zu den Fakten gehören die Start-Stopp-Automatik (sie gibt es bei Audi neuerdings auch für Automatik-Getriebe) und die Schaltempfehlung, die dem Nutzer des manuellen Getriebes elektronisch den jeweils optimalen Gang anzeigt. Wer den Ehrgeiz hat, in die Nähe des offiziellen Verbrauchswertes zu kommen, hält sich besser an diese Hinweise. Das Spurtvermögen von 11,7 Sekunden von Null auf Hundert liegt etwa auf dem Niveau eines Toyota Prius und lädt ohnehin nicht dazu ein, es häufiger auszuprobieren.
Die elektrische Lenkung arbeitet so direkt, wie man es von Audi gewöhnt und wie es einem fahraktiven Gesamteindruck zuträglich ist. Dem Motor fehlt es in der Kaltlaufphase allerdings etwas am dezenten Habitus, er klingt rauh und unrund, was sich aber mit zunehmender Betriebstemperatur legt. Dann ist der Charakter des Selbstzünders im solide gedämmten Innenraum kaum noch wahrzunehmen. Das spricht dafür, dass mit Rücksicht auf den Fahrkomfort Dämmmaterial nicht so sparsam eingesetzt wurde.
Sechsganggetriebe fehlt aus Kostengründen
Das Fünfganggetriebe ist lang übersetzt, so dass Drehzahlen und Geräuschbelastung auch bei zügiger Fahrt im Rahmen bleiben. Ein Sechsganggetriebe hätte nicht nur mehr gekostet, sondern auch wieder mehr Gewicht ins Auto gebracht. Gewichtsreduktion spielt in einem Sparkonzept aber eine bedeutende Rolle. Im Schnitt kann man mit 100 Kilogramm Mindergewicht zwischen 0,3 und 0,5 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer einsparen.
Der völlige Verzicht auf lebhaftes Beschleunigen, auf energische Überholmanöver, ein überwiegend flaches Streckenprofil und Zurückhaltung bei der Nutzung von Stromverbrauchern wie Klimaanlage und CD-Radio sollten es auf dieser Testfahrt ermöglichen, den Normwert noch zu unterbieten. Gleichzeitig war das Fahrzeug mit zwei Personen und reichlich Gepäck bestückt, was als zusätzliches Handicap zu werten war.
Um so überraschender die Erlebnisse auf der Testfahrt von Prag nach Kitzbühel: Wenn nach drei Stunden gemütlichen Gleitens der Bordcomputer noch immer 1300 Kilometer Reichweite verspricht, dürften die technischen Effizienzmaßnahmen so verkehrt nicht gewesen sein. Der Lohn von strenger Selbstdisziplin und permanentem Blick auf die Verbrauchsanzeige: 3,6 Liter je 100 Kilometer. Klar, dass die angeblich erreichbare Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h dabei nicht überprüft werden konnte.
Lieferbar ist der neue Audi A3 1.6 TDI ab Anfang 2010. Der Preis für das Basismodell liegt bei 23.750 Euro. Dass dafür die wenigsten Exemplare weggehen, liegt auf der Hand: Die Serienausstattung ist mager und die Preisliste für Extras lang. Für Kunden, die keinen Diesel mögen oder für die es sich wegen geringerer Kilometerleistung nicht lohnt, bringt Audi als Benzin-Alternative für den A3 noch einen 1.2 TFSI-Motor.
Quelle: ntv.de