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Peugeots Sportcoupé RCZ TT auf Französisch

Breites Maul, langes Heck: Der RCZ zeigt sich auf den ersten Blick angriffslustig. Der Peugeot will dem Audi TT Kunden abjagen.

Breites Maul, langes Heck: Der RCZ zeigt sich auf den ersten Blick angriffslustig. Der Peugeot will dem Audi TT Kunden abjagen.

(Foto: Markus Mechnich)

Lange baute Peugeot nur wenig emotionale Autos. Mit dem RCZ bringen die Franzosen nun ein Sportcoupé mit außergewöhnlichem Design und einem relativ günstigen Preis auf den Markt. Audis TT sollte sich vor diesem Löwen besser in Acht nehmen.

Es ist lange her, dass es ein Sportcoupé von Peugeot zu kaufen gab. In den frühen achtziger Jahren gaben die Franzosen mit der Coupé-Version des 504 eine gute Tradition auf und widmeten sich vornehmlich dem lukrativeren Segment der Klein- und Mittelklasseautos. "Masse statt Klasse" schien das Credo des traditionsreichen Autobauers zu sein, der in diesem Jahr sein 200-jähriges Firmenjubiläum feiert. Automobile gibt es freilich erst seit 1889 von der Löwenmarke.

Ökonomisch ist die Entscheidung für den Massenmarkt eine leicht nachvollziehbare. Der Marktanteil aller Sportwagen in Deutschland liegt gerade einmal bei rund drei Prozent. Da lässt sich nicht sonderlich viel Geld verdienen. Aber gerade die kleineren Sportcoupés haben einen ganz anderen Effekt. Sie sind Imageträger, sie stehen stellvertretend für Können und Kunst eines Autokonzerns.

Angesichts der Neuausrichtung der Marke mit verändertem Markensymbol, neuem Werbeclaim und zahlreichen neuen Modellen, speziell in den vergangenen drei Jahren, hat man sich bei Peugeot entschlossen, auch ein emotionales Sportcoupé haben zu wollen.

Defensive Absatzprognose

"Der tut der Marke gut", ist denn auch von den Verantwortlichen bei Peugeot bei der Vorstellung des RCZ zu hören. Mit Autos wie diesem Sportcoupé lässt sich nicht viel Geld verdienen. Gerade einmal 17.000 zu verkaufende Einheiten peilt der Konzern im kommenden Jahr weltweit an, wovon 80 Prozent der Käufer in den großen Märkten Europas gefunden werden sollen. Diese Erwartungen können getrost als defensiv bezeichnet werden.

Das Design des RCZ verlagert den Schwerpunkt eher auf die Front des Fahrzeugs.

Das Design des RCZ verlagert den Schwerpunkt eher auf die Front des Fahrzeugs.

(Foto: Markus Mechnich)

Aber ein Sportwagen prägt das Image einer Marke weitaus mehr, als es ein noch so erfolgreicher Kleinwagen jemals könnte. Vor allem lässt sich als Autohersteller Kunst und Können in einem solchen Fahrzeug abbilden, was bei anderen Modellen oft schon der Kostendruck verhindert.

Doppelt gewölbtes Dach

Schon der erste Blick auf den Neuen verrät, wen der Peugeot im Visier hat. Da will jemand dem Audi TT, dem Marktführer unter den kleinen Sportcoupés, den Auspuff zeigen. Dabei sind die Ähnlichkeiten im Design eher oberflächlich. Während der TT seine Dachkuppel mittig trägt, zeigt sich der RCZ etwas frontlastiger. Ein langes Heck folgt den beiden Aluminium-Dachbögen, die den Innenraum überspannen. Der Franzose ist aber kein Mittelmotor-Auto, was sonst Supersportwagen auszeichnet. Er tut aber so, was den Vorteil eines recht voluminösen Kofferraums (321 Liter) mit sich bringt. Die Kotflügel des Autos sind weit ausgestellt und untermauern die sportlichen Ambitionen des Löwen-Sportlers. Der bei über 85 km/h auf 19 Grad und bei über 155 km/h auf 34 Grad ausfahrende Heckspoiler schlägt in die selbe Kerbe, wirkt aber vor allem stabilisierend bei höheren Geschwindigkeiten. Auch hier eine Parallele zu Audis TT.

Ein Raumwunder ist der RCZ sicher nicht. Vorne ist ausreichend Platz, die hintere Reihe ist mit zwei echten Notsitzen sehr kanpp bemessen.

Ein Raumwunder ist der RCZ sicher nicht. Vorne ist ausreichend Platz, die hintere Reihe ist mit zwei echten Notsitzen sehr kanpp bemessen.

(Foto: Markus Mechnich)

Das schönste und augenfälligste Designmerkmal des RCZ ist allerdings die Doppelwölbung des Fahrzeugdachs. Von den Zulieferern wurde "alles abverlangt", um diese außergewöhnliche Konstruktion in eine Serienfertigung zu bekommen. Damit hat es Peugeot geschafft, recht nahe an der Studie 308 RC Z zu bleiben, die bereits 2007 gezeigt wurde. Nach dem Entschluss, das Auto zu bauen, blieben ja auch nur noch zwei Jahre, bevor der RCZ tatsächlich auf der nächsten IAA als Vorserienmodell stand.

Viel Fahrfreude mit 200-PS-Version

Jetzt ist er auf der Straße angekommen. Mit drei Motorisierungen geht der Franzosen-TT an den Start. Zunächst gibt es nur einen Diesel, den bekannten Zwei-Liter-HDi mit 163 PS, und einen Benziner mit 1,6 Liter Hubraum und 156 PS. Ab Juni kommt die Spitzenmotorisierung mit 200 PS hinterher. Der Motor aus der Kooperation mit BMW hat ebenfalls 1,6 Liter Hubraum, wurde von Peugeot selbst noch mal ordentlich auf Leistung, Drehmoment und Agilität getrimmt. Mittels eines so genannten Twinscroll-Turbos wurde die Drehmomentspitze (255 Newtonmeter, mit Overboost sind es 275) auf 1700 Umdrehungen pro Minute gedrückt.

Die klassische Zeigeruhr feiert auch im RCZ ein Comeback. Ansonsten ist der Innenraum nicht aufregend, aber recht wertig gestaltet.

Die klassische Zeigeruhr feiert auch im RCZ ein Comeback. Ansonsten ist der Innenraum nicht aufregend, aber recht wertig gestaltet.

(Foto: Markus Mechnich)

Bei einer ersten Fahrprobe zeigt sich diese Motorisierung als das Optimum für das Auto. Der RCZ bringt auf gebirgigen und kurvigen Landstraßen in Nordspaniens ausgesprochen viel Fahrspaß auf die vier Räder. Schaltfreudiges Fahren vorausgesetzt zeigt er sich eigentlich in keiner Drehmomentlage überfordert, auch wenn es mal steiler wird. Zu untertourig sollte man den RCZ aber auch mit seinem stärksten Benziner nicht bewegen. Gleiches gilt in verstärktem Maße für den Diesel, der sich zwar auch sportlich bewegen lässt, aber in seinem Naturell eher zum Cruisen geeignet ist.

Straffes Fahrwerk, neues ESP

Zur Fahrfreude, die der RCZ verbreitet, trägt auch das sportive Fahrwerk bei. Das Auto hat eine straffe Aufhängung und liegt dank des niedrigen Schwerpunkts und der serienmäßigen 18-Zoll-Bereifung satt auf der Straße. Vorne ist arbeitet eine McPherson-Aufhängung mit unteren Dreieckslenkern mit der Antriebsachse zusammen. Hinten gleicht eine Verbundlenkerachse die Bewegungen des Chassis aus.

Formschön ist das Dach mit seiner Doppelwölbung. Geradezu ein Alleinstellungsmerkmal.

Formschön ist das Dach mit seiner Doppelwölbung. Geradezu ein Alleinstellungsmerkmal.

(Foto: Markus Mechnich)

Daraus resultiert eine besonders verwindungssteife Karosserie, die selbst auf den teils sehr welligen spanischen Straßen keine unangenehmen Überraschungen bereithält. Falls doch, dann regelt sie das ESP weg. Der Elektronik-Helfer von Peugeot ist in einer neuen Generation im RCZ verbaut und kann die Räder jetzt einzeln einbremsen, was der Stabilität des Autos sehr zuträglich ist.

Renaissance der klassischen Uhr

Der RCZ ist ein 2+2-Sitzer, was sich beim Blick auf die Rückbank auch schnell jedem Betrachter erschließt. Kindern bis 12 Jahren würde man die Platzverhältnisse dort noch zumuten wollen. Erwachsene sind da nur schwer vorstellbar, es sei denn, vorne sitzen besonders kleingewachsene Menschen auf Fahrer- und Beifahrersitz. Bei großgewachsenen Insassen vorne ist es selbst für Kinder zu eng.

Der 200-PS-Benziner bringt eine Menge Fahrfreude mit, gerade auf den kurvigen Straßen Nordspaniens.

Der 200-PS-Benziner bringt eine Menge Fahrfreude mit, gerade auf den kurvigen Straßen Nordspaniens.

(Foto: Markus Mechnich)

Was der RCZ außen verspricht, hält er großteils auch im Inneren. Gegen den Trend zur Digitalisierung thront eine Zeigeruhr über der Mittelkonsole, Klarlack überspannt die Bedienelemente und Chromeinfassungen umrahmen Luftdüsen und Instrumente. Der Haltegriff an den beiden Türen ist allerdings nur in Aluminiumoptik und entpuppt sich beim Anfassen als Imitat aus Plastik. Da hat der Preisdruck dann wohl doch zugeschlagen. Schick ist die Volllederausstattung, die aber auch mit 3.800 Euro zu Buche schlägt.

Kampfpreise gegen den TT

Genau damit will Peugeot schließlich auch gegen den Ingolstädter Platzhalter punkten. Das Design soll den Audi TT angreifen und der doch deutlich günstigere Preis dann ausknocken. Mit dem kleinen Benziner startet der RCZ bei 26.450 Euro. Das sind immerhin 3550 Euro weniger, als Audi für den TT mit dem kleinsten Benziner (1.8 TFSI, 160 PS) verlangt. Der stärkere Benziner kostet mindestens 28.950 Euro, womit sich der Preisunterschied zum vergleichbaren 2.0 TFSI auf 4450 Euro erhöht.

Der RCZ kann Audis TT schon gefährlich werden. Preislich sagt er dem Ingolstädter auf jeden Fall einen heißen Kampf an.

Der RCZ kann Audis TT schon gefährlich werden. Preislich sagt er dem Ingolstädter auf jeden Fall einen heißen Kampf an.

(Foto: Markus Mechnich)

Peugeot kann auf jeden Fall mit seinem neuen Sportcoupé zufrieden sein. Das Auto bietet eine Menge Fahrspaß, besonders in der hier vorgestellten 200-PS-Version. Das Design des Autos macht den RCZ jedenfalls zu einem Hingucker, die Verarbeitung ist gut und das Fahrverhalten zaubert schnell ein Lächeln ins Gesicht. Die Möglichkeit eines RCZ Cabrios wird von Peugeot leider vehement verneint. Die Kannibalisierungsgefahr beim 308 Cabrio wäre zu groß. Auch stärkere Motoren sind vorerst nicht in Planung.

Das Marktpotenzial des Autos ist im immer noch schwierigen Marktumfeld schwer einzuschätzen. Aber man darf sich sicher sein, dass dieser Peugeot seine Käufer finden wird. Ob alle 20.000 RCZ, die Magna in Graz maximal für die Franzosen bauen kann, auch ihre Abnehmer finden, wird dieses und das kommende Jahr zeigen. Potenzial zum TT-Killer hat der RCZ jedenfalls. Und dessen Erfolg hat gezeigt, dass es einen Markt für solche Autos gibt. Voilá, da ist die französische Alternative. Ab Ende April ist das Sportcoupé von Peugeot beim Händler zu begutachten.

Quelle: ntv.de

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