BMW 530 und Audi A3 Überraschung im n-tv Dauertest
12.01.2005, 06:38 UhrWenn in der n-tv-Motorredaktion Autos im Dauertest laufen, dann heißt es wirklich: Laufen! 100.000 km in 1,5 Jahren sind das Soll, also rund 6.000 km pro Monat. Stillstand darf es da nicht geben. Jeder Tag, an dem die Autos stehen, muss an einem anderen Tag um so mehr gefahren werden. Denn wie anders soll man den verdeckten Macken moderner Autos auf die Schliche kommen? Wenn Testfahrzeuge auf den Hof rollen, ist erst einmal alles perfekt: Handverlesen, top gepflegt und immer auf dem neuesten technischen Stand, gibt es am Zustand der Autos anfangs kaum etwas zu mäkeln.
Das ändert sich oft schlagartig, wenn sie länger in Betrieb sind. Über Elektronik-Macken aller Art ließen sich in den letzten Jahren ganze Arien singen. Da gab es 100.000-Euro-Autos, die nur noch auf dem Anhänger die Heimreise antreten konnten. Geländewagen, die eigentlich einfach und reparaturfreundlich sein sollten, die aber am Ende vor lauter Elektronik kaum noch laufen konnten und am Abschleppseil aus dem Wald gezerrt werden mussten. Ganz zu schweigen von dem exotischen kleinen Sportwagen, den alle in der Redaktion so liebten, der sich aber am Ende eines Testtages fröhlich seiner Fahrertür entledigte.
Also müssen immer wieder Dauertests her. Auf 100.000 km im harten Alltag macht kein Auto den Fahrern mehr etwas vor. Unerbittlich macht sich jede noch so kleine Schwäche auf Dauer bemerkbar und eventuelle Ausfälle oder gar Liegenbleiben auf nächtlicher Autobahn wird mit vernichtender Kritik bestraft.
Enthüllungsstory?
Doch jetzt, liebe Leser, heißt es tapfer sein. Wer eine beinharte Enthüllungsstory erwartet hat, wird bitter enttäuscht. Weder der BMW 530 d Touring, der jüngst seine 100.000 km vollendete, noch der Audi A3 2.0 TDI mit seinen bislang gut 60.000 km zeigten irgendwelche Ausfallerscheinungen. Keine Pannen, keine Störungen, kein Liegenbleiben: Nichts. Im Einzelnen sah das so aus:
Der BMW 530 d Touring (noch in der alten Form) trat seinen Dienst im Frühjahr 2003 an. Mit rund 2.500 km auf dem Tacho war er gerade eingefahren. Von Anfang an entpuppte er sich als ideales Langstreckenfahrzeug. Der bullige 3-Liter-Dieselmotor bot jederzeit und unter allen Bedingungen genügend Reserven für zügiges Vorankommen. Und was über das Drehmoment nicht zu erledigen war, kompensierte die serienmäßige Fünfgang-Automatik mit ihren weichen und spontanen Schaltvorgängen. Und der Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern auf 100 km klingt zwar recht hoch, ist aber dem hohen Autobahnanteil zuzuschreiben. Bei annähernd Volllast ist eben ein Diesel kaum sparsamer als ein guter Benziner.
Am beeindruckendsten erschien den meisten Fahrern die Karosseriequalität. Unerschütterlich wie eine Burg trifft das Gefühl am besten. Während der gesamten 100.000 km gab es kein Klappern, Quietschen oder Knarren. Geradezu sensationell, wie Hauben und Türen am Ende noch schlossen. Auch im Inneren waren trotz des oft lieblosen Umgangs mit dem Auto kaum Verschleißspuren auszumachen. Die Sitze sind noch bequem wie am ersten Tag, nur der Kofferraum bräuchte mal eine neue Matte. Kein Wunder: Hunderte von malen hieß es: Kamera-Ausrüstung rein, wieder raus, wieder rein? Und zwischendrin machte es sich Redaktionshund Kasper darin bequem.
Prima Gebrauchtwagen
Nach 104.000 km der Abschluss-Check bei der DEKRA. Wie fast zu erwarten, auch hier keine besonderen Vorkommnisse. Stoßdämpfer, Radaufhängungen, Lenkung – alles ohne jeden messbaren Verschleiß. Das Urteil des DEKRA-Prüfers war eindeutig: Für die Laufleistung befindet sich das Fahrzeug in einem Top-Zustand. Und angesichts der Tatsache, dass im Betrieb keinerlei Störungen auftraten ist unser Fazit genauso eindeutig: Der 530 d Touring ist jetzt als Gebrauchtwagen ein hervorragendes Angebot. Das Angebot ist derzeit besonders groß und die Preise sind daher gut. Angesichts der technischen Qualitäten des Autos kann man beim Gebrauchtkauf hier nichts falsch machen.
Und Audi?
Der zweite Marathonläufer in der Redaktion kommt von Audi. Es ist der aktuelle A3 mit einem 2-Liter-Dieselmotor und 140 PS Leistung. Für alle die, die jetzt genug vom Lesen haben, hier die Zwischenbilanz vorab: Siehe oben. Auch der kleine Audi erledigt sein Pensum bisher ohne jegliche Störung oder Auffälligkeit. Keine Warnlampe die flackerte, keine Tür, die nicht satt in den Zapfen ploppt, kein gar nichts. Ein Riss in der Frontscheibe wurde durch Steinschlag verursacht, eine Delle im Kotflügel durch einen unachtsamen Redakteur. Gegenüber dem BMW setzt sich der A 3 sogar in einigen Punkten positiv ab. So liegen die Inspektionsintervalle bei fast 30.000 km (BMW: 20.000 km), was sich in der Kostenbilanz über 100.000 km erheblich bemerkbar macht. Die Kosten für eine Wartung selbst liegen bei beiden Autos im Schnitt zwischen 300 und 400 Euro, je nach Umfang. Darüber hinaus hat der Audi als erstes Auto in einem unserer Dauertests bei jetzt über 60.000 km immer noch die ersten Bremsscheiben und Beläge. Der BMW wie auch alle seine Vorgänger verlangten etwa zur Hälfte des Dauertests nach neuen Scheiben vorn. Ein normaler Verschleiß bei Autos, die überwiegend in höheren Geschwindigkeitsbereichen bewegt werden. Nur die A 3-Bremsen zeigen sich standhafter als die der Konkurrenz. Und zuletzt liegt auch der Verbrauch mit 7,2 Litern erheblich unter dem des (wesentlich größeren) BMW.
Seine Stärken spielt der Audi auf der Landstraße aus. Kompakt, handlich und sportlich geigt er vor allem in kurvigen Revieren auf, dass es eine Freude ist. Das am Testwagen montierte optionale Sportfahrwerk ist allerdings nicht jedermanns Sache. Sportliche Naturen loben die knackige Straßenlage, ruhigere Zeitgenossen bemängeln den bockigen Federungskomfort. Auch auf der Autobahn liegt er bis zur Höchstgeschwindigkeit (Tacho: 230 km/h!) jederzeit satt und Vertrauen erweckend. Nur die ab 170 km/h stark anschwellenden Windgeräusche trüben den ansonsten guten Langstreckenkomfort ein wenig.
Fazit zu Halbzeit: Der Audi schickt sich an, die fast makellose Dauertestbilanz des BMW dank geringerer Betriebskosten noch zu toppen. Aber noch haben wir ja noch ein halbes Jahr lang Gelegenheit ihn so lange zu quälen, bis er vielleicht doch noch eine kleine Schwäche zeigt. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.
Einen vollständigen Bericht über den Audi A 3 sehen sie in n-tv Motor am 26.Januar um 23:30 Uhr.
Christof Johann
Quelle: ntv.de