Vorstellung: Audi RS5 Unter der Kante des Quattro
25.04.2010, 17:22 Uhr
Der soll es richten: Der Audi RS5 tritt in die Fußstapfen des RS4 und wird die sportliche Speerspitze von Audi in der Mittelklasse bilden.
Audi definiert seine sportliche Speerspitze in der Mittelklasse neu. Für den Frontalangriff auf BMWs M3 ist nun der RS5 vorgesehen. 450 PS eines hochdrehenden V8 schicken sportliche Grüße nach München. Auf der Rennstrecke Ascari bekommt der neueste RS seinen ersten Auslauf.
Es regnet ungewöhnlich viel in diesem Frühling in Südspanien. Eigentlich ein Ärgernis, wenn es mit einem Sportwagen auf die Rennstrecke gehen soll. Vor allem, wenn diese Ascari heißt und eine Sammlung der schönsten Kurven, die die Motorsportwelt zu bieten hat, auf einem Kurs vereint. Doch da draußen steht ein Quattro der neuesten Generation von Audi. Was soll da schon kommen?
Das dritte Kind der RS-Familie, den Top-Sportlern unter den Serienmodellen, wartet auf sein Debüt. Es ist kein A4 mehr, der die Basis für Audis Mittelklassesportler stellt. Der A5 macht jetzt den Kraftmeier. Auch beim Motor gehen die Ingolstädter neue, alte Wege. Von wegen Downsizing, der RS5 hat einen herrlichen V8-Motor unter der Haube. Alte Schule, aber neue Technik.
Die optischen Vorzüge des Audi A5 sind seit seiner Markteinführung hinlänglich besprochen worden. Gerade das Coupé zeichnet sich durch eine formschöne Linienführung aus. Die Unterschiede zum normalen A5 sind dezent, aber doch sichtbar. Am auffälligsten ist die Frontschürze, die silberfarben und weit ausladend kurz über der Fahrbahn abschließt.
Kantige Reminiszenz an Ur-Quattro
Dazu prangt allerorten das Emblem RS5, um der Konkurrenz auf der Straße Ehrfurcht einzuflößen und den stolzen Besitzern zu verdeutlichen, wofür sie einen stolzen Preis bezahlt haben. Es findet sich im typischen Single-Frame-Kühlergrill, auf den Bremssätteln, auf dem Lenkrad und im Cockpit.

Vor allem am Quattroantrieb und am Fahrwerk hat man getüftelt. Auch der V8-Motor wurde neu entwickelt.
Dezenter, aber doch sichtbar sind die beim RS-Modell weiter ausgestellten Kotflügel vorne und hinten. Zwei harte Kanten thronen über den muskulös wirkenden Blechteilen. Eine Reminiszenz an den Ur-Quattro, der sich zu seiner Zeit durch seine ganz eigene Kantigkeit auszeichnete. Kenner erfreut es, den Übrigen wird das Details zumindest gefallen.
Quattro ist Pflicht
Vor 30 Jahren feierte gerade dieser Quattro seine Premiere. Es war ein Wiedereinstieg die Welt der sportlichen Automobile für Audi. Und es sollte ein Triumphzug werden, der nicht nur die Rallye-WM brachte sondern auch mit der Antriebstechnik Automobilgeschichte schrieb. Seitdem ist Allrad Pflicht für sportliche Autos mit den vier Ringen.

Klavierlack gepaart mit Karbonelementen beherrschen den Innenraum.
(Foto: Abdruck fuer Pressezwecke honora)
Der Quattro von gestern ist aber schon lange nicht mehr der Quattro von heute. Der RS5 bringt eine neue Generation der Allradtechnik aus Ingolstadt mit. Prunkstück ist ein neues, selbstsperrendes Kronenrad-Mittendifferenzial. Das voll mechanische Bauteil verteilt die Kraft auf die Vorder- und Hinterachse. Im Normalfall sind das 60 Prozent hinten und 40 vorne. Lässt an einer Achse der Grip nach, so führen die axialen Kräfte im Differenzial dazu, das Gros der Kraft automatisch auf die Achse mit der besten Traktion geleitet wird. Eine schlaue Lösung, an der die Ingenieure zwei bis drei Jahre getüftelt haben.
Zweiflutige Abgasanlage für besseren Sound
Ergänzend dazu verbaut Audi eine radselektive Momentensteuerung im RS5. Elektronisch wird durch die Vorgaben des Lenkrades und des Gaspedals eine optimale Kraftverteilung auf alle vier Räder ermittelt. Dadurch werden Unter- und Übersteuern bei Kurvenfahrten deutlich abgeschwächt und das ESP muss erst später und weicher eingreifen, wenn es der Fahrer übertreibt. Wem das noch nicht genug ist, der kann diese Technik mittels eines optionalen Sportdifferenzials auf die Spitze treiben.
Hightech findet sich natürlich auch beim neuen Achtzylinder, der den RS5 vorantreibt. Ein bisschen Wehmut beschleicht den Autor schon beim Drücken des Startknopfes. Ein wohlig voller, sonorer Sound ertönt da aus dem Endtopf. Geräusche einer wohl aussterbenden Art im Automobilbau. Aber der RS5 hat ihn noch, den hochgezüchteten V8. Damit der sich auch so richtig gut anhört hat Audi dem RS5 eine zweiflutige Abgasanlage spendiert. In jedem der beiden Endrohre sitzt eine Abgasklappe, die durch den Sportmodus oder bei hohen Drehzahlen geöffnet wird und so den Motor sonorer und markanter klingen lässt. Auf Wunsch gibt es noch eine Sportabgasanlage, bei der sich der Sound per Knopfdruck umstellen lässt.
Hohe Drehzahlen für mehr Fahrspaß
Den Vorgaben im bayerischen Bruder-Duell folgend setzt Audi nun auch auf hochdrehende Motoren. Das unterstreicht die sportlichen Ambitionen auch bei der Geräuschkulisse und erlaubt eine gesteigerte Höchstgeschwindigkeit - unabdingbar, um im Leistungswettkampf bestehen zu können, aber auch technisch eine Herausforderung.
Zwischen 4000 und 6000 Umdrehungen pro Minute stellt das Aggregat sein maximales Drehmoment von 430 Newtonmetern zur Verfügung. Das Maximum an Leistung gibt es aber erst kurz vor dem Eingriff des Drehzahlbegrenzers, dessen Schwelle bei 8500 Umdrehungen liegt. Bei 8250 bringt der 4,2-Liter-Motor seine ganzen 450 PS (331 kW). Für das Aggregat haben die Ingenieure einiges an Know-ow vom V10-Motor des R8 verwendet. Mit dem Achtzylinder des R8 habe der Motor aber kaum etwas gemein, wird betont.
Gutmütig auf der Rennstrecke
Die hohen Drehzahlen werden durch das Siebenganggetriebe S Tronic perfekt auf die Straße umgesetzt. Dazu wurde das Stück Technik auf eine Maximal-Drehzahl von 9000 Umdrehungen ausgerichtet. Lang ist der siebte Gang ausgelegt um auf der Autobahn Kraftstoff zu sparen. Das Getriebe wird, ebenso wie Gasannahme, Fahrwerk und die Soundkulisse des Motors, von der Fahrdynamikkontrolle Drive Select beeinflusst. Hier lässt sich zwischen komfortabler, individueller oder dynamischer Abstimmung wählen.
So viel Technik auch in dem Auto stecken mag, die Wahrheit liegt auf der Straße. Und da schlägt sich Audis RS5 hervorragend. Auf der Rundstrecke können das Fahrwerk und der Allradantrieb ihre vollen Stärken ausspielen. Fast wie auf Schienen lässt sich das Auto um die Kurven zirkeln, verzeiht und korrigiert nahezu alle Fahrfehler.
Reserven durch Quattro
Selbst beim Drift über die teilweise noch nasse Strecke greift die Elektronik zuverlässig ein. Wer das Ganze lieber selbst in der Hand hat, der schaltet das ESP aus und hat mit dem Quattro-Antrieb immer noch einige Sicherheitsreserven auf seiner Seite. Auch der hochdrehende V8 kann hier sein ganzes Können zeigen, wird von dem Doppelkupplungsgetriebe im Sportmodus auch ordentlich bei Laune gehalten.
So viel Technik hat ihren Preis. Der liegt mit 77.700 Euro auf einem ebenfalls sportlichen Niveau. Großer Sport in der Mittelklasse auf einem Premium-Kostenniveau. Absatzziele lies sich Audi nicht entlocken, aber die Verkäufe des Vorgängers RS4 will man schon erreichen. Ab Sommer wird der Audi RS5 ausgeliefert. Der Vergleich mit der direkten Konkurrenz aus München und Stuttgart braucht der RS5 sicher nicht zu scheuen. Einziges Handicap könnte der hohe Preis werden.
Quelle: ntv.de