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BMWs neuer X3 Verbessert in Runde zwei

Erst auf den zweiten Blick sind die Feinheiten zu erkennen, die den neuen vom alten X3 unterscheiden.

Erst auf den zweiten Blick sind die Feinheiten zu erkennen, die den neuen vom alten X3 unterscheiden.

(Foto: Markus Mechnich)

Er war einst ein Pionier als kleiner, großer Geländewagen. Doch der X3 ist in die Jahre gekommen. BMW hat die neue Generation vorgestellt und will damit wieder die Pole Position im Segment einnehmen. Doch die Konkurrenz ist mittlerweile zahlreich, und der Platz an der Sonne heiß umkämpft.

Bei BMW hat man schon früh auf die so genannten SUVs, oder SAVs (Sports Activity Vehicle) wie sie bei den Bayern heißen, gesetzt. Der Erfolg gibt den Münchnern recht. Auch wenn sie in Europa eher mit einem skeptischen Blick bedacht werden - zu groß, zu schwer und gefräßig, so die Argumente - auf anderen Kontinenten sind die Autos ein Renner. Insbesondere in den USA, wo BMW seine X-Modelle auch bauen lässt.

Als der X5 Mitte der 90er Jahre zum ersten Mal gezeigt wurde, war es genau dieses europäische Unverständnis, was BMW entgegenschlug. In den USA hingegen, wo die Gattung SUV bereits durch Modelle wie den Land Rover Freelander oder später den Lincoln Navigator etabliert war, galt der dicke Bayer vom Start weg als Mid-Size-SUV, also als mittelgroßer Geländewagen. So gesehen wäre der X3 fast ein Mittelklassemodell mit erhöhter Bodenfreiheit für amerikanische Verhältnisse.

SUVs in allen Facetten

Aber BMW hat mit dem X3, der sich 2003 bei den Kunden vorstellte, auch in "good old Europe" einen Nerv bei der Kundschaft getroffen. Immerhin hat man mittlerweile gut 614.000 Autos der Baureihe verkaufen können. Doch das Segment ist mittlerweile übervölkert. Die deutschen Hersteller haben ihre Beiträge namens Mercedes GLK, Audi Q5 oder VW Tiguan dazu geleistet. Zudem hat mit der Zeit auch nahezu jeder Importeur ein kleineres SUV im Angebot - sei es durch Kooperationen, wie es Peugeot und Citroen mit dem 4007 und dem C-Crosser gemacht haben, oder durch Eigenleistung à la Nissan Qashqai, Kia Sportage oder Volvo XC60. Es gibt billig und teuer, edel und spartanisch. Eine Palette bald so breit wie in der berühmten Golfklasse.

Gewachsen: In allen drei Dimensionen hat der BMW X3 zugelegt.

Gewachsen: In allen drei Dimensionen hat der BMW X3 zugelegt.

(Foto: Markus Mechnich)

Sich in diesem Getümmel von der Masse abzuheben ist keine leichte Aufgabe mehr. Gute Offroadqualitäten gutiert die Kundschaft kaum, gehobene Ausstattung bieten viele und über den Preis kann es für einen Hersteller wie BMW kaum gehen. Die Münchner versuchen es bei der Neuauflage mit einem hochwertigen Gesamtpaket, das von allem etwas bietet: ein bisschen Offroad, mehr Komfort und Luxus, sowie gehobener technischer Ausstattung.

Näher an den Kundenwünschen

Im Klartext wurde zunächst das wahrscheinlich größte Manko des Vorgängers angegangen. Komfortabler ist der neue X3 geworden, weitaus weniger sportlich abgestimmt als sein Vorgänger und so wahrscheinlich näher an den Wünschen der Kundschaft. Dafür hat man schlicht die Hinterachse aus der 7er- und 5er-Baureihe genommen und dem SUV angepasst. Für den Lenkkomfort wurde die elektromechanische Lenkung in das Modell eingeführt, die nebenbei noch hilft, Sprit zu sparen. Die Schaltung übernimmt nun optional das bereits aus anderen Modellen bekannte Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe und für die Allradtechnik namens xDrive wurde eine neue Lamellenkupplung integriert.

BMW X3 19.10.2010 16-44-27.JPG

(Foto: Markus Mechnich)

Soweit die technischen Feinheiten, mit denen die Bayern ihr kleines SUV aufgewertet haben. In diesem Segment ist aber auch der Nutzwert ein entscheidender Kauffaktor. Denn kaum jemand wird mit einem X3 wilde Ausritte ins Gelände planen. Wild wird es bei diesem Auto eher mit Shoppingtouren und ausgedehnten Urlaubsfahrten. Daher ist der X3 in seinen Dimensionen rundum gewachsen. Auch um sich von seinen kleinen Bruder, dem X1, wieder etwas stärker abzusetzen. Radstand und Spurbreite haben ebenfalls zugelegt, was dem Platzangebot im Innern zugute kommt.

Nur zwei Motoren, aber viel Platz

Dieses Plus an Raum ist insbesondere auf der Rückbank zu spüren, wo sich auch größere Menschen wohlfühlen können und der mittlere Sitzplatz nicht ausschließlich Kleinkindern vorbehalten ist. Auch das Platzangebot im Kofferraum, 550 Liter sind es normal und bis zu 1600 werden es bei umgelegter Rückbank, sind als ordentlich zu bezeichnen. Die Konkurrenz von Audi und Mercedes lässt er damit beispielsweise stehen. Der Vordersitz lässt sich allerdings nicht umklappen, um lange Gegenstände zu transportieren. Sicherheitsgründe werden dazu angeführt.

Ein bisschen Gelände kann er schon, aber für den wilden Ritt fehlt es dem X3 an Bodenfreiheit.

Ein bisschen Gelände kann er schon, aber für den wilden Ritt fehlt es dem X3 an Bodenfreiheit.

Sparsam sind die Motoren, aber auch das Angebot derselben zum Marktstart. Ganze zwei Antriebe stellt BMW für den X3 zur Verfügung. Nicht gerade üppig, auch wenn deutlich signalisiert wird, dass es weitere Optionen geben wird. Eher für die europäische Kundschaft ist der Zwei-Liter-Diesel gedacht. Er leistet in seiner neuesten Ausbaustufe 184 PS und bringt ein Drehmoment von üppigen 380 Newtonmetern mit. Dem bewährten Aggregat wurde nun auch im X3 das Sparpaket namens "Efficient Dynamics" mit auf den Weg gegeben. Das beinhaltet unter anderem serienmäßig Start-Stopp, Bremsrekuperation und neuerdings ein Fliehkraftpendel, das die Vibrationen in niedrigen Drehzahlbereichen dämpft und diese so komfortabler machen soll.

Durchzugsstarker Diesel

Geringe Drehzahlen bedeuten weniger Spritverbrauch. Mit 5,6 Litern als Normverbrauch ist der Diesel angegeben und selbst wenn der tatsächliche Konsum etwas darüber liegen dürfte, ist das ein sehr ordentlicher Wert für ein Auto mit mehr als 1700 Kilogramm Leergewicht. Das liegt beim Spitzenmotor, dem Reihensechszylinder, sogar bei knapp über 1800 Kilogramm. Doch mit seinen 306 PS kann das Auto das Mehrgewicht locker wegstecken. Insgesamt ist der neue X3 aber um 25 Kilogramm leichter geworden. Der Verbrauch des drei Liter großen Aggregats soll bei 8,8 Liter im Mittel liegen.

Das Plastik im Innenraum ist nicht gänzlich verschwunden. Dennoch zeigt sich das Interieur deutlich aufgewertet.

Das Plastik im Innenraum ist nicht gänzlich verschwunden. Dennoch zeigt sich das Interieur deutlich aufgewertet.

(Foto: eb.andriuolo)

Die ersten Fahreindrücke mit dem neuen X3 sind positiv ausgefallen. Der gefühlte Raum im Fahrzeuginnern ist gegenüber dem Vorgänger deutlich gewachsen. Die Verarbeitung ist ohne Beanstandung und die eingesetzten Materialien sind hochwertiger geworden. Zwar wird das Armaturenbrett immer noch von aufgeschäumtem Kunststoff überdeckt, aber Mittelkonsole und Cockpitinstrumente sind moderner geworden. Der kleine Diesel, mit dem wir unterwegs waren, zeigte sich als adäquate und durchzugsstarke Motorisierung, die mit einem sehr ordentlichen Verbrauch locken kann. Der Schalthebel ist allerdings etwas lang geraten, was die Wege zwischen den Gängen unnötig verlängert.

Nur bedingt geländetauglich

Einen guten Kompromiss haben die Ingenieure mit dem neuen Fahrwerk gefunden. Es ist immer noch straff abgestimmt, ohne die Härten des Vorgängermodells zu übernehmen. Der Einbau der Elemente von 5er und 7er scheint eine gute Idee gewesen zu sein. Was auch der neue X3 nicht ist, ist ein Geländewagen. Eine Bodenfreiheit von 21,2 Zentimetern ist dafür nicht ausreichend. Zwar ist die Allradtechnik sehr ausgereift und muss sich vor keiner Konkurrenz fürchten. Auch Systeme wie der Bergabfahrassistent funktionieren einwandfrei. Aber ein Rampenwinkel von 19,4 Grad, Überhangwinkel von 25,7 vorne und 22,6 Grad hinten lassen echte Offroader nur milde lächeln. Dafür ist der BMW X3 aber auch nicht unbedingt gedacht.

Ab 39.100 Euro ist der X3 zu haben. Der derzeit einzige Benziner kostet allerdings mindestens 51.850 Euro.

Ab 39.100 Euro ist der X3 zu haben. Der derzeit einzige Benziner kostet allerdings mindestens 51.850 Euro.

(Foto: Markus Mechnich)

Die Preisspanne zwischen den beiden zum Start angebotenen Motorisierungen ist denkbar weit. Der Einstieg mit dem kleinen Diesel liegt bei 39.100 Euro. Den großen Benziner gibt es hingegen erst ab 51.850 Euro. In die mehr als 12.000 Euro große Lücke sollen wohl im kommenden Jahr noch weitere Motorisierungen stoßen.

Mit der Neuauflage des X3 ist BMW ein rundes Automobil gelungen. Auch wenn es optisch keine Sensationen gibt, die Qualitäten des nun mittleren SUV aus Bayern wurden gestärkt und einige Schwächen beseitigt. Ob es allerdings für den Platz an der Sonne in seinem Segment reicht, bleibt fraglich. Schließlich ist die Konkurrenz zahlreich und der Preis für den X3 nicht ohne. Aber er wird zweifellos seine Position im SUV-Getümmel wieder ausbauen können. Und was der Mittlere nicht schafft kann ja der kleine Bruder X1 dann einspielen.

Quelle: ntv.de

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