Auto

Mercedes S-Klasse 250 CDI im Test Vier Zylinder, aber ohne Hut

Von außen deutet nichts auf einen Vierzylinder hin.

Von außen deutet nichts auf einen Vierzylinder hin.

Normalerweise assoziiert man mit der Mercedes S-Klasse nicht unbedingt Verzicht. Und doch bieten die Stuttgarter ihr Flaggschiff mit einem Vierzylinder-Diesel mit 150 kW/ 204 PS an. Der soll tatsächlich Verzicht üben, aber nur beim Verbrauch.

Früher galt bei einem Oberklassenfahrzeug wie die S-Klasse: Viele Zylinder und Pferdestärken unter der Motorhaube sowie mindestens ein Hut an Bord gehören zum guten Ton. Doch die Zeiten ändern sich: Die Fahrer mit Kopfbedeckung werden weniger, und auch die Zylinderanzahl nimmt ab. Waren früher acht – noch besser zwölf – Töpfe standesgemäß, überwiegen heute zumindest in Deutschland die Sechszylinderaggregate.

Die große Limousine lässt sich problemlos mit gut sieben Litern bewegen.

Die große Limousine lässt sich problemlos mit gut sieben Litern bewegen.

Doch Downsizing macht auch vor der automobilen Oberklasse nicht halt. Mercedes geht daher noch einen Schritt weiter und bietet für sein Flaggschiff einen 2,1-Liter-Vierzylinder-Selbstzünder als Basismotor an. Der 250 CDI stellt immerhin 150 kW/204 PS samt 500 Nm auf Abruf bereit und kommt auch in anderen Baureihen des Unternehmens zum Einsatz.

"Vierzylinder in der S-Klasse, tss-tsss", mag der eine oder andere grummeln. Doch ein Blick auf die technischen Daten sowie in die Preisliste lässt das Granteln sicherlich geringer werden. Als Normverbrauch gibt Mercedes 5,7 Litern und eine CO2-Emission von 149 g/km an – und das bei einer knapp zwei Tonnen schweren Limousine (ohne Zuladung). Kein ganz schlechter Wert. Der Spurt von 0 auf 100 km/h gelingt in 8,2 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist bei 240 km/h erreicht. Klingt doch schon einmal ganz passabel.

Extras haben ihren Preis

Die Limousine gibt sich antriebsstark und unerwartet agil.

Die Limousine gibt sich antriebsstark und unerwartet agil.

Knapp 72.000 Euro kostet der S 250 CDI, immerhin rund 4.600 Euro weniger als mit dem nächst stärkeren Aggregat – ja es ist ein V6 – mit 190 kW/258 PS im S 350 Blue Tec. Soweit also die Theorie.

Natürlich sind die 71.786 Euro, die die Preisliste für den S 250 CDI ausweist, nur eine mehr oder weniger unverbindliche Empfehlung. Auch hier gibt es reichlich Gelegenheit, das Fahrzeug mit allerlei Optionen aufzuwerten. Eine kleine Auswahl: Festplatten-Navi (2.439,50 Euro), Leder (ab 2.618 Euro), Einpark-Paket mit Rückfahrkamera (1.142 Euro) oder man ordert eine der zahlreichen Assistenzsysteme. So kann man ohne große Anstrengungen den Preis der S-Klasse in Richtung 90.000 Euro bringen. Immerhin: Das üppige Raumangebot ist serienmäßig.

Agil bei günstigem Verbrauch

Innen herrscht kein Spar-Ambiente.

Innen herrscht kein Spar-Ambiente.

Und wie fährt sich der 250 CDI in der Praxis? Beim Kaltstart hört man noch ein leichtes Nageln, das Geräusch hat sich aber bald erledigt. Die Limousine gibt sich antriebsstark und unerwartet agil. Es ist kein "Altherren-mit-Hut-Auto". Einmal losgelassen bringen die 204 PS die S-Klasse beeindruckend in Bewegung. Die 500 Nm sorgen für souveräne Kraftentfaltung. Von Verzicht ist in dieser Beziehung zumindest nichts zu spüren, auch nicht bei der sanft arbeitenden Siebengang-Automatik.

Dass auf der Autobahn irgendwann um Tempo 220 die Luft ausgeht, lässt sich verschmerzen. Ein Blick auf die Tankuhr versöhnt selbst Geschwindigkeits-Nerds mit der scheinbar geringen Höchstgeschwindigkeit wieder. Denn wenn andere, vermeintlich flottere Fahrzeuge schon ihren Tank auffüllen müssen, rollt der Stuttgarter noch weiter. Die vorgegebenen 5,7 Liter Durchschnittsverbrauch konnten wir nicht ganz realisieren, doch die von uns erreichten 7,2 Liter können sich durchaus sehen lassen. Eine Reichweite von über 1.100 Kilometern ist so problemlos möglich.

Im Motorraum ist ungewöhnlich viel Platz.

Im Motorraum ist ungewöhnlich viel Platz.

Dass man trotz seiner Agilität tatsächlich mit keinem ganz zierlichen Fahrzeug unterwegs ist, merkt man vor allem beim Parken. Dann nämlich sieht man, dass die Länge von 5,10 Meter und die genormten Parkbuchten beispielsweise auf einem Supermarktgelände nicht zusammenpassen. Irgendwie war fast immer noch ein Stück vom Auto übrig, obwohl die Lücke schon voll war. Da wünscht man sich manchmal doch noch einen Fahrer – zwar ohne Hut, aber dafür mit Chauffeursmütze.

Quelle: ntv.de, sp-x

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