Auto

Schub wie in der Formel 1 KERS für Volvos Limousine

Bei Bedarf setzt das Schwungrad von KERS bis zu 80 zusätzliche PS frei.

Bei Bedarf setzt das Schwungrad von KERS bis zu 80 zusätzliche PS frei.

In der Formel 1 bietet KERS auf der Geraden einen erstaunlichen Schub und damit die Möglichkeit am Gegner vorbei zu ziehen. Volvo hat diese Technik jetzt erstmals in einem Serienfahrzeug verbaut und erreicht damit erstaunliche Werte. Doch ganz gefahrlos lässt sie sich noch nicht benutzen.

Was bei Sebastian Vettel und seinen Kollegen funktioniert, soll jetzt auch in einem Volvo S60 T5 für einen beachtlichen Leistungsschub sorgen: KERS, das Kinetic Energy Recovery System, hilft in der von den Schweden entwickelten Version auch gleichzeitig Energie zu sparen. Im Vergleich zu einem ähnlich starken Sechszylinder soll der Verbrauch dank KERS um 25 Prozent verringert werden.

Das Schwungrad ist mit einem stufenlosen CVT-Getriebe verbunden.

Das Schwungrad ist mit einem stufenlosen CVT-Getriebe verbunden.

Das rund sechs Kilogramm wiegende Schwungrad speichert die Bremsenergie und setzt bei Bedarf bis zu 80 PS zusätzlich für die Beschleunigung frei. Kurzfristig stehen bei dem als Versuchsträger genutzten S60 T5 so mehr als 300 PS zur Verfügung. Insgesamt wiegt das System 125 Kilogramm und ist mit einem stufenlosen CVT-Getriebe verbunden. Um Reibungen und Hitzeentwicklung zu vermeiden, läuft das Schwungrad in einem Vakuum. "Unsere Technik ist auch deshalb wirtschaftlich, weil es sich um eine rein mechanische Lösung handelt", erklärt Tomas Hannebäck, bei Volvo für Kraftübertragung verantwortlich.

Erster Versuch bereits in den 1980er Jahren

Bereits in den 1980er Jahren hatten die Schweden mit einer ähnlichen Technik experimentiert. Allerdings brachte die damals in einem Volvo 260 montierte Einheit mit einem aus Stahl gefertigten Schwungrad mehr als 250 Kilogramm auf die Waage und zeichnete sich durch eine begrenzte Rotationskapazität aus, so dass die Entwicklung bald wieder eingestellt wurde.

Im Volvo S60 T5 ist die KERS-Technik in einem Hilfsrahmen im Kofferraum montiert. Solange im Ecomodus gefahren wird, kann die beim Bremsen und Verzögern entstehende Energie dort gespeichert werden. Im Sportmodus hingegen unterstützt KERS den Verbrennungsmotor mit zusätzlicher Energie, was für einen beachtlichen Boost beim Beschleunigen sorgt. So aufgerüstet, beschleunigt die Limousine in 5,5 Sekunden von Null auf Tempo 100.

Heikler KERS-Schub in der Kurve

Wird KERS beim Anfahren oder Beschleunigen aktiviert, mutiert die Limousine zu einem Allradler, was sich allerdings schlagartig ändert, wenn die zusätzliche Leistung nach sechs bis acht Sekunden aufgebraucht ist. Beim Prototypen führt das zu heiklen Situationen, wenn der S60 ausgerechnet mitten in einer Kurve wieder auf Frontantrieb umschaltet und entsprechend untersteuert. Hier ist noch Feinschliff notwendig, bis das System in Serie geht.

Über diesen Termin hüllen sich die Volvo-Techniker noch in Schweigen. Allerdings ist die Entwicklung inzwischen so weit, dass ein Serienstart um 2016/17 möglich erscheint. Im kommenden Jahr rollt mit dem neuen XC90 das erste Modell auf der neuen vielseitig variierbaren SPA-Plattform (Skalable Product Architecture) vor, die den Einsatz vieler Antriebsarten ermöglicht. Außerdem wird sich Volvo in den kommenden Jahren ausschließlich auf Vierzylindermotoren konzentrieren und sich von seinem Fünf-, Sechs- und Achtzylindern verabschieden. Um dann weiter "Genuss ohne Reue" oder einen Vierzylinder mit den Leistungswerten eines Sechszylinders bieten zu können, wäre KERS eine denkbare Lösung.

Quelle: ntv.de, hpr/sp-x

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen