BMWs 5er Gran Turismo Von allem etwas
09.09.2009, 09:55 Uhr
Von vorne kommt der GT aus der 5er-Serie recht bullig daher.
BMW wartet zur IAA mit einem ungewöhnlichen Konzept auf. Ein bisschen SUV, ein bisschen Van und ein bisschen Limousine. Und: Ein Ausblick auf den neuen 5er.
Das mit den Nischen ist ja so eine Sache. Wer als Autobauer eine für sich entdeckt hat, der darf sich glücklich schätzen. Dafür ist man nicht lange alleine in einer solchen Ecke. In Bälde rückt die Konkurrenz nach und dann wird es schnell eng und ungemütlich. Deshalb hat sich BMW beeilt und die GT-Idee in der 5er-Serie erstaunlich schnell auf die Räder gestellt.
Die Münchner nehmen für sich in Anspruch, mit dem 5er GT eine solche neue Nische entdeckt zu haben. Die hohe Sitzposition eines SUVs, das Platzangebot einer Luxuslimousine, die Linienführung eines Coupés und Variabilität eines Vans. Wer würde da schon Nein sagen? Aber wohin man damit genau will, ist auch nicht so ganz klar.
Platz im Heck und hohe Sitze
Der erste Blick auf das Auto macht etwas stutzig. Mit fünf Metern Länge ist der 5er GT nur unwesentlich kürzer als die 7er-Reihe. Dank eines Radstandes von etwas mehr als drei Metern findet sich im Fond ein ausgesprochen komfortables Raumangebot. Die Höhe von 1,55 Metern bietet eine Sitzposition, die nur eine Handbreit höher als bei der Limousine ist. Die Front des Fahrzeugs verrät derweil schon viel über die neue 5er-Limousine, die im kommenden Jahr ganz frisch auf den Markt kommen wird.
Dennoch kann das Auto nicht die Eleganz verbreiten, die die Münchner Limousinen sonst auszeichnet. Das Heck des Autos wirkt etwas abrupt. Der 5er GT wirkt deutlich muskulöser, vielleicht auch brachialer im Auftritt als die Konkurrenz. Die kommt, wenn es sie überhaupt gibt, vor allem aus Italien (Maserati Quattroporte) und Großbritannien (Aston Martin und Jaguar). Zu denen fehlt etwas die Eleganz. Allerdings war beim X6 damals auch schwer vorstellbar, wer das Auto kaufen soll. Und bis jetzt hat es seinen Markt gefunden und sitzt recht komfortabel in seiner Nische. Neukunden müssen gar einige Zeit auf ihren X6 warten.
Viel Raum hinter der zweigeteilten Heckklappe
Aber wie sieht es aus mit der versprochenen Variabilität? Auch in diesem Punkt lässt sich der Münchner nichts vorwerfen. 440 Liter ist der Kofferraum normalerweise groß. Bei umgelegten Rücksitzen kann der auf bis zu 1700 Liter anwachsen. Durchlademöglichkeit und ein optionaler Skisack sind ebenfalls verfügbar. Die Heckklappe des Autos ist zweigeteilt. Damit lässt sich nur das Blech-Heck des 5er GTs nach oben klappen oder eben die ganze Klappe samt Scheibe öffnen.
Auf die zwei Einzelsitze im Fond geht es nach dem Einstieg durch die Türen mit rahmenlosen Scheiben, ganz Coupé in diesem Punkt. Dort geht es fürstlich zu, vor allem was das Platzangebot angeht. Per Elektrik lassen die sich um zehn Zentimeter nach vorne oder hinten schieben. Die Mittelkonsole lässt sich herunterklappen und so als Tisch verwenden. Dahinter wartet aber, untypisch für den luxuriösen Innenraum, grober Filz als Abdeckung. Auf Wunsch gibt es zwei Acht-Zoll-Bildschirme mit Entertainmentsystem (1950 Euro), die Rückbänkler neben hoher Kopf- und Beinfreiheit mit weiteren medialen Genüssen verwöhnen kann. DVD-Abspielgerät und TV-Empfang sind ebenfalls gegen Aufpreis verfügbar.
Kräftige Antriebe
Auf den ersten Testkilometern macht der 5er GT eine sehr gute Figur. Das hängt freilich mit den ausgesprochen potenten Motoren und der hohen BMW-Fahrwerkskunst zusammen. Drei Motorisierungen sind zum Verkaufsbeginn zu haben: Ein Drei-Liter-Diesel mit sechs Zylindern und 245 PS, bekannt aus der Limousine 530d. Dazu gibt es mit dem Drei-Liter-Reihensechszylinder mit 306 PS noch ein neues Aggregat, das als 535i verkauft wird. Der Spitzenmotor ist ein V8-Motor mit 4,4 Litern Hubraum und 407 PS. Alle Motoren werden mit der neuen Achtgangautomatik von ZF ausgeliefert, die übrigens hervorragend arbeitet und in der Lage ist, den Durst des zwei Tonnen schweren Autos etwas zu zügeln.
Ganz billig ist der Spaß des Alleskönners allerdings nicht. Der Diesel ist ab 55.200 Euro zu haben. Der kleinere Benziner schlägt mit 55.700 Euro zu Buche. Das ist nicht wenig Geld, doch der Aufpreis zu den entsprechenden 5er-Limousinen liegt bei rund 6000 Euro. Dafür hat sich BMW bei der Serienausstattung nicht lumpen lassen.
Klassenziel: Kundeneroberung
Richtig teuer wird es beim 550i mit V8-Benziner, der einen Grundpreis von 75.300 Euro hat. Auf der Liste der Sonderausstattungen finden sich noch einige nette Dinge, mit denen sich der Kaufpreis weiter in die Höhe treiben lässt. Sinnvoll ist das Adaptive Drive (3000 Euro), mit dem sich Fahrwerk und Dämpfer einstellen und Wankbewegungen ausgleichen lassen. Nett, weil sehr erhellend ist auch das elektrisch betriebene Panorama-Glasdach für 1700 Euro. Schon ein kurzer Blick in die ellenlange Liste der Sonderausstattungen macht klar, dass sich der Kaufpreis mühelos in sechsstellige Dimensionen aufblähen lässt.
Womit wir wieder bei der Kundschaft wären. Den einen oder anderen Käufer von Limousinen dürfte BMW schon überzeugen können. Auch ehemalige SUV-Fahrer, die sich nicht mehr so recht mit dem Schmutzfink-Image anfreunden mögen, dürften sich für den GT erwärmen können. Ansonsten soll der Neue erobern und bei der Konkurrenz wildern. Ab Mitte Oktober kann die Jagd beginnen. Dann rollt der Gran Turismo aus Bayern zu den Händlern.
Quelle: ntv.de