Steuererlass für Neuwagen Was für Käufer jetzt rausspringt
05.11.2008, 16:01 UhrIm jüngst verabschiedeten Konjunkturpaket der Bundesregierung sind auch Vergünstigungen für Neuwagenkäufer vorgesehen. Doch was für Verbraucher zunächst positiv klingt, stellt sich bei genauerem Hinsehen in Sachen finanzieller Entlastung als kaum überzeugend heraus.
"Die Beträge, um die es da geht, sind nicht verkaufsentscheidend", sagte ADAC-Sprecher Maximilian Maurer. Der neuen Regelung zufolge sollen alle Neuwagen ein Jahr lang von der Kfz-Steuer befreit werden. Für besonders schadstoffarme Fahrzeuge mit Abgasstufe Euro 5 und 6 soll die Befreiung ein Jahr länger bis Ende 2010 gelten. Die Steuerersparnis kann sich jeder Verbraucher selbst ausrechnen. Der Steuersatz für Euro-5-Fahrzeuge entspricht dem von Euro-4-Autos: Bei Benzinern werden im Jahr pro 100 Kubikzentimeter Hubraum 6,75 Euro an Steuern fällig. Bei Dieselmotoren sind es entsprechend 15,44 Euro.
So liegt zum Beispiel die Steuer für einen neuen Golf VI 1.4 Trendline, dessen 1,4 Liter großer Benziner mit 59 kW/80 PS bereits die Euro-5-Norm erfüllt, bei 94 Euro im Jahr. Für den Fiat 500 1.2 mit 51 kW/69 PS starkem Euro-5-Benziner werden sogar nur 87 Euro fällig. Mehr Steuern zahlen Besitzer eines neuen BMW 730d, dessen 180 kW/245 PS starker Turbodiesel ebenfalls bereits die Euro-5-Norm erfüllt: Er schlägt mit 463 Euro im Jahr zu Buche.
Verkaufsschub zweifelhaft
Hochgerechnet auf zwei Jahre werden dem Käufer eines neuen Golf durch das Konjunkturprogramm somit 188 Euro an Steuern erlassen. Der Fiat-Fahrer spart 174 Euro, und dem BMW-Fahrer schenkt der Staat 926 Euro. Ob das den erhofften Verkaufsschub geben wird, ist nach Maximilian Maurers Einschätzung allerdings nicht sicher: "Ich bin da schon skeptisch. Deswegen kauft sich keiner ein neues Auto." Wer sich für einen neuen Golf entscheidet, muss dafür schließlich erstmal 16.500 Euro auf den Tisch legen. Der Fiat 500 steht mit 10.900 Euro in der Liste, und für den BMW werden 69.500 Euro fällig. Bei solchen Anfangsinvestitionen läuft die Steuererspanis wohl unter "Peanuts".
Auch aus umweltpolitischer Sicht hält der ADAC die Regelungen des Konjunkturprogramms für "absolut unbefriedigend". So gehe von den Maßnahmen keine positive Wirkung für den Umweltschutz aus. Neuwagenkäufer erhielten keinen Anreiz, sich ein sparsames und umweltfreundliches Fahrzeug anzuschaffen. Es wäre besser gewesen, wenn die Bundesregierung die beschlossenen Steuererleichterungen mit der CO2-orientierten Umstellung der Kfz-Steuer verknüpft hätte - anstatt diese auf das Jahr 2011 zu verschieben.
Klare Zielvorgaben gefordert
So werde die Unsicherheit bei den Käufern bleiben. Klaus Becker, ADAC-Vizepräsident für Verkehr, fordert klare Zielvorgaben: " Autokäufer müssen bei der Anschaffung wissen, was langfristig an Steuern und Umweltauflagen auf sie zukommt", sagt Klaus Becker ADAC-Vizepräsident für Verkehr Ulrich.
Auch der Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin kritisiert, dass die beschlossenen Steuererleichterungen für Autofahrer keine ökologischen Lenkungseffekte enthalte. "Das ist eine reine Finanzspritze für die Autoindustrie, die jedes Bekenntnis zum Klimaschutz ad absurdum führt", meint VCD-Sprecher Gerd Lottsiepen.
Quelle: ntv.de