Auto

Auswirkungen der Hitze Weiche Straßen und Schienen

Von Mathias Hiebsch

Ein Flimmern liegt über der Straße. Leichte Wellen ziehen sich durch den Asphalt. Dies ist keine Illusion einer verschwommenen Wahrnehmung, sondern langanhaltende Hitze und tonnenschwere Lastkraftwagen verformen derzeit die Bundesstraßen und Autobahnen.

Der Sonntag war mit 38,7 Grad in Rheinfelden am Oberrhein der bisher heißeste Tag des Jahres. So heiß war es zuletzt im Jahr 2000 in Süddeutschland, als am 20. August in Chieming ein Höchstwert von 38 Grad erreicht worden war.

Schlechtes Wetter für Verkehrswege

Aufgrund der hohen Temperaturen und intensiver Sonneneinstrahlung verformten sich die Straßendecken – vor allem der Autobahn A 1 – und Eisenbahnschienen. In Thüringen musste am Sonntag eine Nebenstrecke zwischen Großheringen und Kölleda in Thüringen wegen wahrscheinlicher Verformungen gesperrt werden, teilte auf n-tv Anfrage die Sprecherin der Deutschen Bahn für den Raum Süd-Ost, Kerstin Eckstein, mit.

Ebenso weichte der Straßenbelag vielerorts in Nordrhein-Westfalen in Folge der andauernden Hitze auf. Besonders an Kreuzungen und Bergen könnten bremsende Fahrzeuge den Asphalt verschieben und so Spurrillen verursachen, warnte bereits vergangene Woche ein Sprecher des Landesbetriebs Straßenbau NRW in Münster gegenüber dem WDR.

Plastischer Asphalt

Fahrbahnen wie beispielsweise Bundestraßen bestehen aus einer Asphaltschicht aus Splitt, Sand und dem Klebstoff Bitumen. "Diese Oberfläche geht während langer und starker Sonneneinstrahlung in einen plastischen Zustand über", erklärte ADAC-Straßenbaureferent Thomas Hessling im Gespräch mit n-tv.

Im Gegensatz zum elastischen Zustand sei laut Hessling der plastische eine einmalige Verformung, die sich nicht selbstständig zurückbilde. Fahren nun Lkw auf dieser aufgeweichten Oberfläche, bilden sich so genannte Spurrillen, welche die Ursache für Aquaplaning bei starkem Niederschlag sind.

Das weichere Bitumen, das in Nordeuropa verwendet wird, sei ein Kompromiss, sagte der Straßenbaureferent. Härtere Bitumen würden höheren Temperaturen besser trotzen, dafür allerdings in der Kälte spröde werden und Risse in der Straßendecke begünstigen.

Verschobener Beton

Autobahnen aus Betonplatten haben den Vorteil, dass sie sich nicht so stark verformen wie Bitumenstraßen. "Es bilden sich keine Spurrillen, die Straße wird mit der Zeit griffiger und Autofahrer fahren lieber auf Beton, weil dieser das Schweinwerferlicht besser reflektiert", sagte der ADAC-Experte.

Damit die Betonplatten bei Einwirkung von Wärme Raum zum Ausdehnen haben, werden 1 bis 1,5 Zentimeter breite Scheinfugen eingefräst. Die Fugen werden wiederum mit Bitumenvergussmasse aufgefüllt. "Wenn das Material anfängt zu arbeiten, ist genügend Spielraum vorhanden, damit es keine größeren Unebenheiten gibt."

Nicht dramatisieren

Dennoch kommt es zu Unebenheiten auf den Autobahnen, wenn die Hitze länger anhält. Die Platten können die gespeicherte Wärme nicht abgeben, dehnen sich aus. Der Stauraum reicht allerdings nicht mehr und so stoßen die Betonplatten aneinander und bilden leichte Erhebungen.

"Die Tage an denen wir es so heiß haben, dass die Betonplatten nicht auskühlen, können an fünf Fingern abgezählt werden", meinte Thomas Hessling. "Bitte dramatisieren Sie diesen physikalischen Vorgang nicht. Die Straßenbauverwaltungen machen alles, um die Schäden auszubessern."

Höhere Belastungen durch Lkw

Viel gravierender als die Wettereinflüsse wirke der Schwerlastverkehr auf die Straßen ein, sagte der Experte. Durch einen 40-Tonner wird immerhin eine Straßenbelastung verursacht, die um 35.000 Mal höher liegt als bei einem Pkw.

So sind es vor allem schwere Laster, die Löcher in die Straßendecke reißen, welche zuvor Regen, Kälte und Hitze "gebohrt" haben. Deshalb muss laut Hessling "eine Straße ständig gepflegt und überprüft werden, um den Sicherheitsbedürfnissen gerecht zu werden".

Quelle: ntv.de

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