Mercedes E-Klasse Cabrio Weit mehr als warme Luft
12.03.2010, 10:27 Uhr
Der kann sich sehen lassen: Mercedes bringt auf der Basis des Coupés das Cabrio der E-Klasse auf den Markt.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Mit dem Cabrio rundet Mercedes die Modellpalette der E-Klasse ab. Die Passagiere will das Auto mit reichlich warmer Luft umgarnen. Doch der offene Schwabe kann auch mit anderen Reizen locken. Das Cabrio ist ein Gigolo für Sonnenanbeter.
Kalter Wind umweht das neue E-Klasse Cabrio, das Mercedes in diesen Tagen präsentiert. Sieben Grad und nächtlicher Schneefall sind auf Mallorca für März doch recht ungewöhnlich. In wenigen Tagen treffen üblicherweise die ersten Frühlingsurlauber auf der Deutschen liebster Urlaubsinsel ein. Aber hier ist eigentlich kein Cabrio-Wetter. Dennoch passt es für den Neuen von Mercedes. Fast so, als ob sich die Verantwortlichen das Wetter ausgesucht hätten, um eine der interessantesten Neuentwicklung des Frischluft-Viersitzers auch adäquat vorstellen zu können.
Etwas kürzer als die Limousine, geht es im Cabrio zumindest hinten auch etwas beengter zu. Vorne lässt es sich hingegen sehr bequem sitzen.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Die jetzt so nützlichen Innovationen des neuen E-Klasse Cabrios heißen "AirScarf" und "AirCap". Das erste der beiden Komfortelemente sitzt unter der Nackenstütze der beiden Vordersitze und verteilt warme Luft wie ein Schal um den Hals der Insassen. Diese Idee hat Mercedes zwar nicht exklusiv, aber sie funktioniert hervorragend. Zumal sich die Düsen der Kragenweite der Insassen anpassen lassen. Was nutzt ein heißer Nacken, würde wohl Arnold Schwarzenegger fragen.
Mütze für eine gute Frisur
Das zweite Element wird Auto-Ästheten etwas verschrecken, aber auch das so genannte "AirCap" leistet gute Dienste im immer noch winterlichen Mallorca. Bis zu einer Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometer entfaltet sich über der Frontscheibe ein Windschott, das den Fahrtwind über die Passagiere im Fond hinwegleitet und damit quasi eine Art Wärmemütze bildet. Das funktioniert sogar bei größer gewachsenen Menschen auf der Rückbank und sorgt so auch ohne Drei-Wetter-Taft für eine gut sitzende Frisur. Zumindest wenn sie vor dem Einstieg gut saß. Schön anzusehen ist das jetzt nicht unbedingt, aber für die Insassen gerät das Element nicht ins Blickfeld.
Das bedeutet aber nicht, dass das E-Klasse Cabrio nur was für Warmduscher ist. Wer möchte, kann die beiden Extras, die es im Paket für 1250 Euro Aufpreis gibt, auch abschalten. Puristen freuen sich dann über frische Luft im Nacken und eine ordentliche Föhnfrisur. Echtes Cabrio-Feeling ohne Aufpreis eben. Denn Mercedes neustes Cabrio kann mehr als nur warme Luft.
Stoffdach begünstigt Kofferraum
Beim Dach setzt Mercedes auf eine Stoffmütze. Diese lässt sich bis zu Tempo 40 innerhalb von 20 Sekunden im Kofferraum verstauen. Der Vorteil der Stoffdächer ist ein Mehr an Volumen im Heck. Und tatsächlich knabbert das eingefaltete Dach nur 90 Liter der ansonsten 390 Liter Kofferraumvolumen weg. Das ist ein beachtlicher Wert, selbst für ein solch stattliches Stück Automobil. Maximal 470 Kilogramm darf man dem E-Klasse Cabrio zusätzlich auf die Reifen laden. Wenn es denn wirklich sein muss, lassen sich bis zu 1800 Kilogramm an die optionale Anhängerkupplung (982 Euro) hängen. Aber wer will das schon?
Das so genannte "Aircap", ein im Scheibenrahmen integrierter Windabweiser, lenkt den Fahrtwind über die Passagiere.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Auf der Straße mit dem Sechszylinder 350 CGI unterwegs zeigt sich das Auto als ein behändes Stück Technik. Die Abstimmung ist, mercedestypisch, eher auf Komfort getrimmt. Aber dennoch lässt sich das jüngste Familienmitglied der E-Klasse präzise um die Kurven zirkeln. Eine leichte Neigung zum Übersteuern gleicht das Antischleudersystem ESP kompromisslos aus. Man hat aus den Erfahrungen des Vorgängers gelernt und die Lenkung direkter und präziser gestaltet. Die Steuerung des 4,70 Meter langen Autos hat sich deutlich verbessert.
Sechs mit Sieben oder Vier mit Sechs?
Die 292 PS aus den sechs Zylindern schieben den Sternträger vehement nach vorne. Bei 250 Stundenkilometer ist dann aber Schluss, zumindest so lange die Regelung drin bleibt. In 6,8 Sekunden erreicht der offene Stuttgarter die 100 Stundenkilometer, wenn er denn soll. Zügig und unaufgeregt schaltet die Siebengangautomatik durch die einzelnen Fahrstufen. Das Getriebe ist bei den Sechszylinder-Motoren serienmäßig. Die Vierzylindermodelle werden mit einer Sechsgang-Handschaltung oder einer Fünfgang-Automatik ausgeliefert.
Das Auto ist recht komfortabel abgestimmt. Das feine Leder auf dem Gestühl kostet mindestens 2035 Euro extra.
Die Optionen auf der Liste der Sonderausstattungen und das, was das Auto serienmäßig mitbringt, ist identisch mit dem des E-Klasse Coupés. Die Rücksitze sind allerdings nicht umlegbar, wie beim Sportsbruder. Dafür bietet das Cabrio eine Durchlademöglichkeit vom Kofferraum zur Rückbank. Die sehr edle Lederausstattung schlägt mit mindestens 2035 Euro zu Buche, der aktive Tempomat mit Abstandskontrolle ist für 1845 Euro zu haben. Empfehlenswert, weil das Heck nicht sonderlich gut einsehbar ist, sind die Parksensoren für 869 Euro. Wer es ganz sicher mag, der bucht noch die Rückfahrkamera für 469 Euro dazu.
Einstieg ab rund 46.000 Euro
Mit all den netten Kleinigkeiten lässt sich der Preis für das E-Klasse Cabrio ordentlich in die Höhe treiben. Dabei glänzt der Schwabe nicht unbedingt als Schnäppchen. Wer den offenen Schönling aus Stuttgart fahren will, der muss mindestens 45.815 Euro für den kleinsten Benziner, ein 200 CGI mit 184-PS-Vierzylinder, berappen. Unser Wagen für die Probefahrt schlägt in der Grundausstattung mit 56.882 Euro zu Buche. Damit liegt das Mercedes E-Klasse Cabrio preislich doch recht deutlich über den Offerten der Konkurrenz.
Der Sommer kann kommen: Wer bereit ist den stolzen Preis zu zahlen, der bekommt ein schönes Auto mit viel Potenzial für Sonnenanbeter.
Auch wenn der schicke Schwabe nicht selten gescholten wurde, weil die Basis für das Auto nicht die E- sondern die C-Klasse bildet: Mercedes hat nach dem Coupé auch mit dem Cabrio ein formschönes und edles Auto auf den Markt gebracht. Grundsolide, wie man im Ländle eben so ist. Es gibt sicher aufregendere Cabrios, aber nur wenige haben so viel Stil. Der Preis ist nicht ohne, aber wer das Geld aufbringt, darf sich auf einen schönen Sommer freuen, der dann hoffentlich auch viele Sonnentage mit sich bringt.
Quelle: ntv.de