Der starke Mann im Hintergrund Wolfgang Porsche wird 65
10.05.2008, 13:33 UhrDeftige Schlagzeilen über Wolfgang Porsche sind eher selten. Dass sich der Auto-Manager privat aktuell im zweiten Frühling befindet, wäre dem Boulevard wohl vor wenigen Monaten noch kaum eine Zeile wert gewesen. Seitdem der Cousin vom mächtigen VW- Aufsichtsratschef Ferdinand Pich aber zum Vorsitzenden des Kontrollgremiums der neuen Porsche Automobil Holding SE gewählt wurde, ist dem Sohn des Porsche-Gründers Ferry Porsche das Scheinwerferlicht sicher. Damit gilt der promovierte Handelswissenschaftler als der starke Mann im Porsche-VW- Familiengeflecht. Am 10. Mai feiert er im engsten Familienkreis seinen 65. Geburtstag.
Die Stärke von WoPo, wie der Spitzname des gebürtigen Stuttgarters lautet, sind nicht markige Sprüche, sondern seine ausgleichende und diplomatische Art. Nicht umsonst ist der vierfache Vater der Sprecher der Porsche-Erben. Obwohl wegen seiner zurückhaltenden Art mitunter unterschätzt, gilt der Enkel des VW-Käfer-Entwicklers Ferdinand Porsche als hervorragender Kenner von Porsche und der Autoindustrie. Zudem sitzt er seit fast 30 Jahren im Aufsichtsrat des Sportwagenbauers und ist geschäftsführender Gesellschafter der Salzburger Porsche Holding.
Familieninteressen wahren
Im schwelenden Porsche/VW-Konflikt verfolgt er seit Monaten nur ein Ziel: Die Interessen der Familien zu wahren. Vor wenigen Tagen wurde der Fahrer eines Porsche 911 Turbo auf der VW-Hauptversammlung in das Kontrollgremium der Wolfsburger gewählt. Damit sitzt er Seite an Seite mit seinem Cousin Ferdinand Pich, mit dem er im Machtkampf bei Europas größtem Autokonzern jüngst in einem Doppel-Interview demonstrativ Geschlossenheit übte. Wolfgang Porsche ist inzwischen der vierte Vertreter der Stuttgarter im Kontrollgremium von Volkswagen.
Seiner Rolle als prinzipientreue Integrationsfigur blieb WoPo auch im Mitbestimmungsstreit um die Besetzung des Holding-Aufsichtsrates mit VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh treu. Zwar rief er die Streithähne zu Besonnenheit auf, um die öffentlich ausgetragene Schlammschlacht einzudämmen. In der Sache - der Postenverteilung in dem Gremium - blieb er aber kompromisslos auf Porsche-Linie: "Das ist so, und das bleibt so. Die Familie steht hinter dem Management." Die Haltung verwundert nicht: Wolfgang Porsche war maßgeblich daran beteiligt, Wendelin Wiedeking zum Vorstandschef des Sportwagenbauers zu machen. Ihr Verhältnis gilt als eng und freundschaftlich.
"Österreichischer Schwabe"
Das Stuttgarter Unternehmen hält derzeit knapp 31 Prozent an VW und will seinen Anteil bis zum Herbst auf mehr als 50 Prozent aufstocken. In der Porsche Holding sollen das operative Geschäft des Sportwagenbauers und nach dem bis Ende Herbst geplanten Ausbau der VW-Anteile auf über 50 Prozent die Tochter Volkswagen geführt werden. Für den Aufsichtsrat der Holding sind je drei Betriebsratssitze für Porsche und VW vorgesehen. Die 12.000 Beschäftigten des Sportwagenbauers haben damit in wichtigen Fragen die gleichen Rechte wie die rund 360.000 VW-Mitarbeiter. Das will Osterloh mit allen Mitteln verhindern.
Wolfgang Porsche besitzt derzeit rund zwölf Prozent an dem Sportwagenbauer. Er lebt in München und im österreichischen Zell am See und bezeichnet sich gerne auch mal als "österreichischen Schwaben". WoPo ist ein Fan von Romy Schneider, Audrey Hepburn und Tom Hanks. Er liebt stilvolle Armbanduhren, einen guten Bordeaux und sammelt alte Porsche-Fahrzeuge. Den Alltagsstress schüttelt er beim Malen und einem intelligent gemachten Krimi ab. Von sich selbst sagt Porsche, dass Ungeduld seine größte Schwäche ist. Der Leitspruch des Porsche-Clan-Führers lautet jedoch: "In der Ruhe liegt die Kraft."
Von Bernd Glebe, dpa
Quelle: ntv.de