Range Rover Sport V8 SC Wuchtbrumme mit Stil
11.09.2009, 10:43 Uhr
Das adaptive Fahrwerk reduziert die Wankbewegungen im schnellen Slalom.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Ein Geländewagen mit 500 PS und reichlich Luxus an Bord, das ist der Range Rover Sport. Eigentlich ein Auto, das kein Mensch braucht. Und das dennoch eine Menge Spaß macht.
Wenn es um den Range Rover Sport geht, sind die Sympathien in Deutschland klar verteilt: Von den bis Ende August neu zugelassenen 643 Exemplaren sind genau 623 mit einem Dieselmotor unterwegs. An der Verteilung wird sich kaum etwas ändern, auch wenn der Hersteller auf der am 17. September beginnenden IAA einen 510 PS starken V8-Benziner vorstellt. N-tv.de hat ihn schon gefahren.
Auch wenn die Zulassungen gegenüber 2008 um runde 40 Prozent zurück gegangen sind, so hält der Range Rover Sport doch ein stabiles Fünftel an den Gesamtverkäufen von Land Rover in Deutschland. Die Änderungen an dem fürs Modelljahr 2010 renovierten Auto nehmen sich von außen eher bescheiden aus: Neue Leuchten mit LED-Tagfahrlicht, ein neuer Grill mit zwei Querrippen statt sowie die veränderte Frontschürze kennzeichnen die neue Optik.

Als Chefdynamiker der Range Rover Baureihe bietet der V8 Supercharged reichlich Fahrspaß.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Am Innenraum wurde weit umfangreicher Hand angelegt. Das komplett überarbeitete Cockpit hat viele Gemeinsamkeiten mit den Modellen Range Rover und Discovery, das hochwertige Leder reicht bis auf den Instrumententräger und Echtholz-Blenden strahlen die Wohnlichkeit eines alten englischen Herrensitzes aus. An technischen Appetithäppchen sind unter anderem ein Surround-Kamerasystem (siehe Fahrbericht Land Rover Discovery), ein radargesteuerter Abstands-Tempomat und das automatisch abblendende Fernlicht zu nennen.
Brembo-Bremsen gegen 2,7 Tonnen kinetische Energie
Auch wenn es seltsam anmutet in einer Zeit, wo alle Welt vom Sparen redet, motormäßig wird richtig geklotzt: Statt 4,2 Liter Hubraum gibt es jetzt satte fünf Liter, gleichfalls durch Kompressor aufgeladen wie das bisherige Spitzenmodell. Entfaltet der V8 sein volles Leistungspotenzial, zerren rechnerisch 127,5 PS an jedem Rad. Welche Urgewalt da entfesselt wird, drücken nicht nur 5,9 Sekunden von Null auf 100 km/h aus (beim Vorgänger waren es 1,6 Sekunden mehr). Freies Geläuf und trockenen Belag vor sich, kann man diesen Range Rover Sport in 15 Sekunden aus dem Stand auf 160 Stundenkilometer und wieder zum Stillstand bringen. Zur Erinnerung: Wir sprechen hier nicht von einem zweisitzigen Coupé, sondern von rund doppelt so viel Masse – 2,7 Tonnen wiegt die Wuchtbrumme, ohne zusätzliche Passagiere oder Gepäck. Brembo-Bremsen auf 380 Millimeter großen Scheiben halten das Dickschiff im Zaum.
Für Technikverliebte bietet das Aggregat Anlass zu ausgiebiger Betrachtung. Die Benzin-Direkteinspritzung arbeitet mit 150 bar, die variable Nockenwellensteuerung und das Schaltsaugrohr passen sich jeder Lastphase optimal an. Im Unterschied zum turbogeladenen Motor sorgt hier nicht der Abgasstrom für zusätzlichen Druck, sondern ein Rotor, der seine Antriebsenergie direkt von der Kurbelwellenumdrehung erhält. Folglich gibt es auch keine Anfahrverzögerung zu beklagen, die bei Turbomotoren häufig die Freude mindert.

n-tv.de-Autor Axel F. Busse im neu gestalteten Cockpit des Range Rover Sport.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Damit die verfügbaren 625 Newtonmeter Drehmoment auch verlustfrei in Fahrdynamik umgesetzt werden, haben die Land Rover-Ingenieure viel Zeit für die Überarbeitung des Fahrwerks verwendet. Der Name Range Rover "Sport" muss schließlich gerechtfertigt und fühlbar sein, große Zahlen auf dem Datenblatt allein reichen da nicht. Adaptive Dynamics hat der Hersteller das Dämpfersystem genannt, das sich über Sensoren und definierte Kennfelder auf die jeweilige Fahrsituation einstellt und den geeigneten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und Komfort sucht.
Dynamik-Programm strafft das Fahrwerk
Zusätzlich zu den im Terrain Response System wählbaren Untergrundarten für den Geländeeinsatz wird das neue Dynamik-Programm mit einem zentralen Drehknopf in der Mittelkonsole angewählt. Im Falle der Aktivierung verhärten sich die Stoßdämpfer, die Lenkung wird direkter, das Fahrwerk wird insgesamt straffer, wodurch Roll- und Wankbewegungen minimiert sind. Unnötig zu erwähnen, dass bei den Testfahrten mit den nach EU-Norm ermittelten 14,9 Litern Super nicht auszukommen war. Sprintversuche und heikle Offroad-Passagen forderten ihren Tribut in Form mit 18 und mehr Litern. Immerhin erfüllt der Motor bereits die Euro5-Norm.
Man kann trefflich darüber streiten, ob es Autos mit derart überbordender Kraft, die gleichzeitig noch Luxus und uneingeschränkte Geländetauglichkeit bieten, überhaupt geben muss. Tatsache ist, dass Mercedes, BMW oder Porsche ebenfalls sportliche und geländegängige SUV bieten, die mehr als 500 PS haben und ihre – wenn auch überschaubare – Kundenschar finden. Wer, wie Land Rover, den Anspruch hat, in diesem Segment mitzuhalten, kann auf ein Alternativangebot nicht verzichten.

Leuchtdiodenringe als Tagfahrlicht bestimmen die Erscheinung des Wagens im Rückspiegel des Vordermanns.
(Foto: Textfabrik/Busse)
Der Hersteller ruft für den Range Rover Sport V8 Supercharged einen Preis von 82.200 Euro auf. Wer auf energische Spurts verzichten und sich an rund 100 Gramm Kohlendioxid weniger je Kilometer erfreuen kann, dem bleibt als wirtschaftlichere Variante immer noch der neue Sechszylinder-Diesel, der auch im Discovery angeboten wird. Der ist für 61.600 Euro zu haben.
Quelle: ntv.de