Rekordfahrt mit Elektro-Auto Zweifel am "Wunder von Berlin"
29.11.2010, 13:52 Uhr
Rekord mit Fragezeichen: Der Audi A2 war während der Fahrt immer mal wieder verschwunden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Automobilclub ADAC hat so eine Zweifel, was die Rekordfahrt eines Elektroautos über die Distanz von 626 Kilometer geht. Technisch seien viele Fragen offen und das "Wunder von Berlin" daher immer noch nicht geklärt.
Ende Oktober hatte ein von der Firma DBM Energy zum Elektroauto umgebauter Audi A2 die Rekordstrecke von München nach Berlin (rund 600 km) zurückgelegt, ohne die Batterien unterwegs aufzuladen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle hatte dieses umgebaute Fahrzeug mit 275.000 Euro gefördert.
Die Fahrt sorgte für viel Rummel, hinterließ allerdings eine Reihe unbeantworteter Fragen. "Bis heute bleibt die Fahrt ein nicht erklärtes Wunder, da nachprüfbare Informationen zur Akkutechnik nicht vorliegen", kritisiert ADAC-Vizepräsident für Technik Thomas Burkhardt. "Wir sollten uns schon fragen, ob eine solche, mit Steuermitteln geförderte, Fahrt dem Standort Deutschland dient."
Kompetenzgerangel um Nationale Plattform
Letztlich steht die Beweiskraft der Langstreckenfahrt in Frage. Eine neutrale technische Abnahme des Fahrzeugs gab es bis heute nicht. Ein zur Beglaubigung der Rekordfahrt bestellter Notar hatte kurzfristig abgesagt. Ebenfalls wenig vertrauenerweckend: Mehrfach verschwand der A2 während der Tour für 20 bis 30 Minuten aus dem Sichtfeld mitfahrender Journalisten. Der ADAC hatte der Firma DBM Energy außerdem einen Reichweiten-Check angeboten. Das Berliner Unternehmen lehnt dies allerdings bis dato ab.
Im Hintergrund steht allerdings auch ein Kompetenzgerangel um die Nationale Plattform Elektromobilität. Am 30. November stellt die Nationale Plattform für Elektromobilität ihren ersten Zwischenbericht vor. Für Forschung fordert die Plattform Medienberichten zufolge 4,5 Milliarden Euro.
Der ADAC hatte den Gründungsgipfel Anfang Mai boykottiert. Der Verkehrsclub, mit seinen rund 17,2 Millionen Mitgliedern, sah damals die Verbraucherseite auf dem Gipfel, der auf Initiative von Bundeskanzlerin Angela Merkel statt fand, klar benachteiligt. Weder bei den vertraulichen Beratungen im Kanzleramt noch auf der anschließenden Podiumsdiskussion kamen Vertreter der Verbraucherseite zu Wort. Kurzerhand sagte ADAC-Präsident Meyer seine Teilnahme ab.
Quelle: ntv.de, mme