Gebrauchtwagencheck Peugeot 208 - klein mit langer Mängelliste
21.08.2021, 14:47 Uhr
Als GTi macht der Peugeot 208 nicht nur optisch etwas her, auch die Leistung stimmt.
(Foto: Peugeot)
Als der Peugeot 208 im Jahr 2012 auf den Markt kam, sollte er vieles besser machen als sein Vorgänger, der Peugeot 207. Dazu zählte auch der Anspruch, beim TÜV bessere Ergebnisse einzufahren. Leider blieb es bei dem Wunsch.
Als der Peugeot 208 im Jahr 2012 auf dem Markt kam, wollte er vieles besser machen als sein Vorgänger 207. Dafür brachte er neben knappen Außenmaßen einige Ideen wie das kleine Lenkrad mit. Bleibt die Frage, ob die erste Generation des französischen Kleinwagens (bis 2019) auch beim TÜV eine bessere Figur macht als der 207.
Über- statt Durchblick
Der 208 ist sieben Zentimeter kürzer, je einen Zentimeter schmaler und flacher als der 207 und wiegt gut 110 Kilogramm weniger. Anders als zuvor gibt es den Kleinwagen aber nur noch als Drei- oder Fünftürer. Die Varianten Cabrio und Kombi wurden mit dem 208 final in Rente geschickt.

Mit knapp vier Metern Länge bietet der Peugeot 208 ordentlich Platz, krankt aber an einem recht kleinen Kofferraum.
(Foto: Peugeot)
Mit seiner Länge von 3,96 Metern bietet der 208 vergleichsweise gute Platzverhältnisse. Auch hinten geht es recht luftig zu, was nicht heißt, dass man hier als Erwachsener gern längere Zeit zubringt. Das Kofferraumvolumen variiert je nach Sitzkonfiguration zwischen 285 und 1076 Litern, was selbst für diese Klasse nicht gerade üppig ist. Als Besonderheit verfügt der kleine Franzose über ein sehr kleines Lenkrad, das zudem noch tief montiert ist. Dadurch blickt der Fahrer über den Lenkradkranz auf Tacho und Drehzahlmesser, nicht wie üblich durch das Inneren des Runds. Die Idee war, dass der Fahrer so beim Blick auf die Instrumente weniger vom Verkehr abgelenkt wird. Drei Jahre nach Marktstart erhielt der 208 ein Facelift, bei dem der Kühlergrill in Chrom eingefasst wurde und die Front- und Heckleuchten überarbeitet wurden.
Umfangreiches Motorenangebot
Das Motorenprogramm umfasst Benziner und Diesel; bei den Ottomotoren stehen Drei- oder Vierzylinder zur Wahl. Basistriebwerk ist bis 2016 ein Einliter-Dreizylinder mit 68 PS, der ohne Turbounterstützung auskommt. Seine Ablösung erfolgte durch einen ebenfalls 68 PS starker Dreizylinder-Sauger, der nun aber mit einem Hubraum von 1,2 Litern aufwartet. Beide Triebwerke sind eher behäbig als spritzig.
Etwas mehr Dynamik verspricht der auf 82 PS erstarkte 1.2-Liter-Motor. Er erreicht in der Spitze 175 km/h und absolviert den Standardspurt in 12,2 Sekunden. Mehr Fahrspaß vermittelt der seit dem Facelift verfügbare 1,2-Liter-Turbo mit 110 PS. Hier wird auch ein maximales Drehmoment von 205 Newtonmeter mobilisiert und eine Spitzengeschwindigkeit von 190 km/h erreicht. Der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt in 9,6 Sekunden. Den Durchschnittsverbrauch gibt Peugeot, wie für das Basistriebwerk mit 4,5 Litern an, was nicht ansatzweise dem Realverbrauch entsprechen dürfte.

Der Peugeot 208 bietet ein reichhaltiges Angebot an Motoren. Darunter auch noch Dieselaggregate.
(Foto: Peugeot)
Wer etwas mehr Leistung sucht, hält nach dem 1,6-Liter-Vierzylinder mit 120 PS Ausschau oder fahndet nach der Ausbaustufe mit 156 PS. Als GTi leistet der 1.6er zunächst 200 PS, seit 2014 sind es sogar 208 PS und damit mehr als der VW Polo GTI zu bieten hat.
Die Vorliebe der Franzosen für die Kombination Diesel und Kleinwagen machte sich auch beim 208 bemerkbar. Neben dem 1,4-Liter-Basisaggregat mit 68 PS, konnten die Erstkäufer noch unter einem 1,6-Liter mit 92 PS (ab 2015: 99 PS) und 114 PS (ab 2015: 120 PS) wählen. Ein kurzes Gastspiel gab ein 1,5-Liter-Selbstzünder mit 102 PS, der allerdings nur 2018 angeboten wurde. Die Verbrauchswerte der Selbstzünder liegen laut Hersteller zwischen 3,0 und 3,8 Litern. Ende 2018 nahm Peugeot die Diesel aus dem Programm.
Da der Peugeot 208 ein waschechter Kleinwagen ist, wird hier in der Regel per Hand geschaltet. Dennoch sind einzelne Motoren auch mit einem Automatikgetriebe zu haben. Allerdings bietet Peugeot dort ein gewöhnungsbedürftiges automatisiertes Fünfganggetriebe an, das viele Fahrer mit seiner spürbaren Zugkraftunterbrechung beim Gangwechsel einfach nur nervt. Für den Benziner mit 110 PS gibt es aber auch eine konventionelle Sechsgang-Wandlerautomatik mit einem recht hohen Komfortniveau.
Komfort erst ab "Allure"
Wer bei einem gebrauchten Peugeot 208 ein wenig Komfort sucht, sollte das Basismodell "Access" tunlichst meiden. Klassentypisch ist es mager bestückt, akzeptabel wird die Ausstattung ab dem nächsthöheren Niveau "Active", das wenigstens schon Radio und Klimaanlage bietet. Als "Allure"-Modell schaut der Kleinwagen dank zahlreicher Zierteile innen wie außen auch schick aus, zudem gehören Leichtmetallfelgen und eine Zweizonen-Klimaanlage zum Serienumfang.
Die GTi-Modelle warten mit einigen Extras wie Sportsitzen oder Heckspoiler auf. Erstkäufer konnten zudem Häkchen bei Optionen wie Ledersitze, bis zu 18 Zoll große Leichtmetallräder und Panorama-Glasdach setzen. Beim Crashtest 2012 erzielte der 208 eine Fünfsterne-Bewertung. Seit dem Facelift konnte er gegen Aufpreis auch mit einem Notbremsassistenten und einer Rückfahrkamera geordert werden.
Mängelliste ist verdammt lang
Gebrauchtwageninteressenten sollten den 208 nicht blindlings kaufen. Sein Mängelschnitt liegt deutlich über dem im Vergleich aller geprüften Fahrzeugen. Bei den TÜV-Hauptuntersuchungen bekleckert sich der Kleine nicht unbedingt mit Ruhm, dafür fallen eher sein Ölverlust unangenehm auf. Ein Thema, das bis auf die erst 2 bis 3 Jahren alten Exemplare ein großes Thema beim Peugeot 208 ist. Auch bei der Beleuchtung kann der Franzose nicht punkten. Hier sorgen besonders Rückleuchten, Blinker und Abblendlicht für Stirnrunzeln der Prüfer. Bei der Begutachtung der Bremsanlage geben die Bremsscheiben oft Anlass zu Kritik. Den Fahrwerks-Check meistern die 208-Modelle dagegen in der Regel ohne Probleme.
Fazit: Der Peugeot 208 ist ein handlicher Kleinwagen, der je nach Ausstattung mit viel Komfort aufwartet und zudem mit einem großen Motorenangebot punktet. Unbesehen und ungeprüpft sollten Interessenten ihn aber nicht kaufen, dafür leistet er sich beim TÜV zu viele Patzer. Die Preise starten bei etwa 3500 Euro.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x