Der neue A 6 Der nach dem Stern greift
05.04.2004, 12:52 UhrVon Axel F. Busse
"Der Rolls-Royce ist der Mercedes unter den Automobilen", über diesen Kaulauer wurde zuletzt gelacht, als der Stern aus Untertürkheim in punkto Qualität und Zuverlässigkeit noch als Maß aller Dinge galt. Inzwischen greifen viele unverhohlen nach den Sternen, sei es beim EuroNCAP-Crashtest oder bei den Marktanteilen der Nobelklasse. Begehrlichkeit dieser Art geht neuerdings vom Audi A6 aus, der mit stattlichen 4,92 Metern Länge auch optisch seinen Anspruch vertritt, in der Oberklasse mit zu spielen.
Auftritt und Design
Als zweites Modell der Flotte (nach dem 12-Zylinder im A8) erscheint der A6 mit dem so genannten Single-Frame-Grill auf der Bildfläche, den Chefdesigner Walter de Silva zum unverwechselbaren Markensymbol ausbauen und nach und nach alle Modelle damit garnieren will. Stattlich ist nicht nur die Front, stattlich ist das ganze Auto: In Außenmaßen und Spurweite distanzieren die Ingolstädter deutlich ihre Hauptwettbewerber aus Stuttgart und München. Weitere prägnante Merkmale sind die V-förmig zulaufende Motorhaube und das kuppelförmige Dach, das allerdings an seinem flachen Ende groß gewachsenen Fondpassagieren den Kopfraum etwas einschränkt.
Motor und Antrieb
Audi nimmt bekanntlich für sich in Anspruch, Anbieter besonders fahrdynamischer Produkte zu sein. Von zwei bis 4,2 Litern Hubraum reicht die Palette der Motoren, wobei der 3,2L-V6-Benziner und der Dreiliter-Turbodiesel – ebenfalls mit sechs Zylindern – neu im Sortiment sind. Beide Aggregate (Benziner 255 PS, Diesel 225 PS) zeichnen sich durch hohe Laufkultur und souveräne Kraftentfaltung aus. Bei ersten Fahrtests erwies sich vor allem der Diesel als eine sehr harmonische Einheit aus Leistung und Wirtschaftlichkeit. Sein enormes Drehmoment von 450 Nm schon bei 1400 U/min gleicht im subjektiven Fahreindruck die 30 PS Minderleistung gegenüber dem Benziner mehr als aus. Auch objektiv ist der Beschleunigungsunterschied minimal: 0,2 Sekunden verliert der Diesel beim Spurt von null auf 100 km/h. In Verbindung mit dem ebenfalls neuen 6-Stufen-Automatikgetriebe kann beiden Varianten überdurchschnittliche Agilität bescheinigt werden.
Komfort und Sicherheit
Ab Werk lässt Audi seine neue Business-Class mit Licht- und Regensensor aufwarten, auch ein Lederlenkrad und die Klimaautomatik kriegt der Kunde neuerdings gratis dazu. Der sportliche Anspruch des Herstellers sorgt dafür, dass bei allem Komfort straff gedämpft und nicht gerade weich gefedert wird. Der Fahrer erfreut sich an der feinfühligen Lenkpräzision, und weiß, dass ihm im Bedarfsfalle ein serienmäßiges ESP zur Seite steht. Nicht so gern fährt er rückwärts, denn die Sicht aufs Heck ist eingeschränkt. 83 Millimeter mehr Radstand gegenüber dem Vorgänger machen sich vor allem im Fondbereich bemerkbar. Aus Gründen der Ästhetik wurde bei der Auswahl der Türgriffe den Klappmuscheln der Vorzug gegenüber den Bügeln gegeben. Bei Audi ist man sich aber sicher, dennoch fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest zu bekommen.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Mit 33.000 Euro klappt der Einstieg in den A6. Damit liegt die Neuerscheinung auf dem Niveau des Vorgängers. Die Variante mit dem 4,2-Liter-V8-Motor, der weniger aus Vernunfts-, denn aus Prestigegründen geordert werden dürfte, schlägt inklusive Sonderausstattung leicht mit dem Doppelten zu Buche. Als wirtschaftlich ist vor allem das 3,0-TDI-Modell anzusehen, auch wenn von der Audi angegebene Durchschnittsverbrauch von 8,3 Litern auf 100 km auf den engen Landstraßen Norditaliens nicht erreicht wurde.
Quelle: ntv.de