Kölner Premium-Kurs Der neue Mondeo
02.05.2007, 08:40 UhrVon Axel F. Busse
Ob zwei kleine Düsen für den großen Durchbruch sorgen? "Premium-Qualität" sei es, was den neuen Ford Mondeo ausmacht – sagen die Ford-Leute. Die zwei kleinen Düsen in den B-Säulen fächeln wärmenden oder kühlenden Luftstrom auf die Fond-Passagiere, eigentlich ein typisches Merkmal von Limousinen der höheren Preisklassen. Der neue Mondeo hat sie jetzt – und noch ein paar Annehmlichkeiten mehr.
Möglichst alles sollen die Kunden an dem Neuling "Premium" finden, nur nicht den Preis. Für 21.990 Euro gibt es nicht viele Autos, die 4,84 Meter lang sind und entsprechend viel Platz bieten. Bei knapp 10.000 Euro mehr endet die Preisliste. Dazwischen gibt es drei Diesel- und fünf Benzinmotoren, drei Karosserievarianten und eine Menge Optimismus, denn der "große" Ford, der ab 12. Juni vom neuen Modell abgelöst wird, war bisher kein Auto, das die Betrachter in Verzückung geraten ließ.
Solide zwar, aber ein bisschen betulich, eher etwas für den Kopf als für den Bauch. Ein emotionaleres, aggressiveres Styling soll das ändern. Eine coupéhafte Silhouette, breitere Spur, muskulös ausgeformte Radhäuser bietet der Neue, dazu ein sportlich-dynamisches Gesicht mit viel Scheinwerferglas und großen Waben an den Lufteinlässen.
Kühle Sportlichkeit bevorzugt
Beim Interieur scheint Ford mit der Titanium-Linie aufs richtige Pferd zu setzen, denn beim Modell S-Max sind es schon rund die Hälfte der Kunden, die kühle Sportlichkeit durch gebürstetes Aluminium als Innendekor schätzen. Für die rund 1800 Euro Aufpreis, die Ford für einen Mondeo im Titanium-Look verlangt, gibt es dann noch Alufelgen, Sportsitze, beheizbare Frontscheibe und Regensensor.
Mehr noch als Motoren, Schalter und Lüftungsklappen verbinden den Mondeo mit dem S-Max: Die grüne Skalenbeleuchtung wurde einheitlich mit der Grafik des Info-Boards in ein sanftes Rot verwandelt, auch das Multifunktions-Lenkrad (Serie) vereint die beiden im belgischen Genk gebauten Brüder. Und ein angenehmer Reisekomfort.
Auch das 15 Millimeter tiefer als normal liegende Sportfahrwerk weiß nämlich übertriebene Härte zu vermeiden. Das sanfte Dahingleiten wird zwar hin und wieder von einer spürbaren Karosserieneigung in den Kurven begleitet, fällt aber nicht weiter störend auf, da die Sitze genügend Seitenhalt bieten. Ein samtiges Gefühl bestimmt auch die notwendigen Verrichtungen des Fahrers. Die Kupplung leistet kaum spürbaren Widerstand, die Gänge gleiten fast von selbst in die nächste Fahrstufe.
2,3-Liter-Benziner in zweiter Jahreshälfte
Apropos Gänge: Warum Ford in einem Auto zwei unterschiedliche Sechsgang-Schaltgetriebe anbietet, ist nicht recht einzusehen. Aus Sparsamkeit sicher nicht, eher wohl aus Bequemlichkeit. Der Fünfzylinder-Turbomotor des Mondeo (220 PS) wird nämlich inklusive Getriebe aus dem Regal von Volvo gepflückt, während die Motor-Getriebe-Kombination des Zweiliter-Diesels (130 oder 140 PS) von Ford in Köln stammt. Richtig spannend wird es, wenn später im Jahr noch ein 2,3-Liter-Benziner mit 160 PS die Angebotspalette ergänzt. Der kommt dann mit einer Schaltbox, die auch sechs Gänge hat – nur automatisch ist.
Nicht minder überraschend ist, dass die Limousine (und nicht der vor allem bei Gewerbetreibenden so beliebte Turnier) das längste Auto der Modellreihe ist. Das gestreckte Heck bietet Raum für mindestens 540 Liter Gepäck und auch die Grundausstattung ist so bemessen, dass allein die Beschallung der Insassen noch zusätzlich Geld kostet: Neben ESP und sieben Airbags, darunter neuerdings auch einer für die Knie des Fahrers, sind aktive Kopfstützen ebenso an Bord wie elektrische Fensterheber und Klimaanlage. Obendrauf gibt es noch das neue "Easy-Fuel-System", das Fehlbetankungen verhindert. Die Liste der möglichen Sonderausstattungen untermauert die "Premium"-Attitüde. Erstmals ist der Tempomat mit einem Abstandsradar kombinierbar, so dass der Wagen im Kolonnenverkehr auf der Autobahn selbstständig abbremsen und beschleunigen kann.
Dank der moderaten Preise, guter Ausstattung und dynamischerer Optik sollte das von Ford ausgegebene Ziel, in 2007 rund 25.000 Mondeos in Deutschland abzusetzen, durchaus erreichbar sein. Im vergangenen Jahr wollten knapp mehr als 28.000 Deutsche den Ford-Mittelklässler haben.
Quelle: ntv.de