Praxistest

Megane rollt zu den Händlern Einsichtiges Design von Renault

Eigentlich hätte Renault keinen Grund, sich über die Verkäufe des Modells Megane zu beschweren. Seit der Markteinführung der ersten Generation 1995 wurden weltweit rund 8,5 Millionen Exemplare abgesetzt. Doch seit dem letzten Modellwechsel, so räumt Deutschland-Chef Jacques Rivoal ein, gab es zunehmende "Probleme mit der Akzeptanz des Designs". Zuerst in Deutschland, zuletzt sogar in Frankreich.

Zeit für den größten Importeur auf dem deutschen Markt, eine Wende einzuleiten. Als eleganter Fünftürer mit viel Harmonie und Schick kommt das neue Auto schon Ende November auf den Markt. Auf den wahren Clou der Baureihe müssen die potenziellen Kunden noch bis zum Frühjahr warten: Das Megane-Coup ist ein mit Emotion und Spannung aufgeladener Dreitürer, der sich auch vor einem VW Scirocco nicht zu verstecken braucht. Es ist nur fünf Zentimeter flacher als der Fünftürer, sieht aber wegen der scharf geschnittenen Seiten- und der ellipsenförmigen Heckscheibe viel gestreckter und dynamischer aus.

Für den Hersteller ist der Megane von kapitaler Bedeutung. Er trägt einerseits die Bürde eines vormaligen Bestsellers, anderseits tritt er in einem Marktsegment an, wo es vor Konkurrenz nur so wimmelt. Die Kompakt-Klasse, die vom VW Golf ihren Beinnamen erhielt, ist so übervölkert, dass es immer schwieriger wird, Akzente zu setzen und Erfolge zu erzielen.

Verbesserte Lenkung

Renault will aber nicht nur mit ansprechendem Design, sondern auch mit inneren Werten punkten. Bei den Parametern für Kopf-, Bein- und Schulterfreiheit sei der Megane schon vor dem Start Klassenprimus, sagt der Hersteller, bei der Sicherheit spielen die Franzosen traditionell vorne mit. Was außer der Sozialverträglichkeit der Optik noch verbessert wurde, ist vor allem an der Lenkung zu spüren. Sie ist griffig und direkt, vermittelt guten Kontakt zur Straße und erlaubt präzises Dirigieren mit wenig Kraftaufwand. Die bisher an französischen Fabrikaten so oft festzustellende Gefühllosigkeit der Lenkung gehört der Vergangenheit an. Jacques Rivoal: "Wir haben in Paris sehr darum gekämpft, der Lenkung diese straffe Feinfühligkeit zu geben. Ich bin froh, dass wir uns durchsetzen konnten, denn vor allem deutsche Kunden schätzen eine direkte Lenkung."

Auch beim Instrumententräger dominiert die Harmonie über die Extravaganz. Die zerklüftete Architektur des Vorgängers würde durch eine aufgeräumte und logische Anordnung der Bedienelemente ersetzt. Allerdings sieht es unter der Kuppel der Hauptinstrumente so aus, als hätten sich Digital-Fans und Traditionalisten in der letzten Innendesign-Konferenz nicht einigen können. Links neben dem zentralen Tacho mit Digital-Anzeige und Farbringen zur Warnung vor Tempoüberschreitungen sitzt der analoge Drehzahlmesser, der wie gewohnt per Zeiger informiert, wie schnell die Kurbelwelle rotiert. Ein einheitliches Bild hätte den positiven Gesamteindruck noch unterstützt.

Automatik kommt später

Die Motorenpalette startet mit einem 1,6-Liter-Benziner, der 100 PS leistet. Ausschließlich für das Coup vorgesehen ist ein zwei Liter großer Turbomotor mit 180 PS. Beide Karosserieformen werden in Deutschland zunächst nur mit einem manuellen Sechsganggetriebe erhältlich sein. Das schaltet sich leichtgängig und präzise. Erst mit Einführung eines Doppelkupplungsgetriebes, an dem bei Renault intensiv gearbeitet wird, soll auch im Megane die Automatik verfügbar sein. Einen konkreten Einführungstermin kann der Importeur derzeit nicht nennen.

Leider vertan wurde die Chance, den wichtigsten Anbieter im Segment, Volkswagen, bei dessen Einstiegspreis plakativ zu unterbieten. Der Golf startet bei 16.500 Euro, während Renault den Megane ab 16.900 Euro offeriert. Die Franzosen halten die deutschen Kunden für klug genug, die wesentliche Unterschiede, die für den Megane sprechen, auf Anhieb zu erkennen. Der bringt nämlich schon im Starterpaket fünf Türen, eine Klimaanlage, Radio-CD-Wechsler und Nebelscheinwerfer mit.

Coup ab 19.350 Euro

Auf 90 Prozent taxiert Renault den Anteil an Limousinen an der Baureihe, die analog zum Vorgänger später noch durch eine Grandtour- und eine Cabrio-Variante ergänzt werden wird. Gut 10.000 Euro mehr als der Basisbenziner wird der mit 160 PS versehene stärkste Diesel in der komfortabelsten Ausstattungslinie kosten. Die Einführung dieses Zweiliter-Motors ist für April 2009 vorgesehen.

Das günstigste Coup ist für 19.350 Euro zu haben. Gegenüber der Limousine gleicht es den Verlust zweier Türen durch ein Sportfahrwerk und die Fähigkeit zu mehr Kurvendynamik aus. Leichtmetallfelgen in 17 Zoll Größe gehören zur Grundausstattung des Coups, dessen Preisliste bis 27.350 Euro reicht.

Über das erreichbare Absatzvolumen in Deutschland mag der Importeur angesichts der gegenwärtigen Kaufzurückhaltung der Kunden nicht spekulieren. "Wir gehen davon aus, dass es mehr als vom bisherigen Modell werden", heißt es dazu aus dem Vorstand. Allerdings bleibt offen, welches die Bezugsgröße des Zuwachses sein soll. Zwischen Januar und Oktober 2008 wurden vom Megane in Deutschland 12.478 Exemplare neu zugelassen, ein Jahr davor zuvor waren es im Vergleichszeitraum noch 19.292 gewesen.

Quelle: ntv.de

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