Praxistest

Günstige Alternative Familien-Van Kia Carnival

Imagemangel hin oder her - in Deutschland hat Kia das, was andere gerne hätten: zweistellige Zuwachsraten. Auch in Europa scheint die Serie der jährlichen Erfolgsmeldungen des koreanischen Herstellers nicht abzureißen. "The Power to Surprise" lautet der Werbeslogan der Firma und die zweite Ausgabe des Familienvans "Carnival" bietet tatsächlich Überraschendes.

Das Auto ist kleiner als die erste Ausgabe des Carnival. In einer Autowelt, wo ehemalige Kleinwagen in der 3. Generation schon die Viermeter-Marke knacken, bietet Kia den Nachfolger kürzer als den Vorgänger an. Man habe auf Kundenwünsche reagiert, sagt Haydan Leshel, Geschäftsführer von Kia Deutschland. Die hätten nach mehr Handlichkeit beim Rangieren ohne Verlust der Vielseitigkeit und des Laderaumes verlangt. Verbesserte Handlichkeit verspricht nicht nur die kürzere Karosse, sondern auch ein VCR genanntes System, dass einen größeren Einschlagwinkel der Vorderräder zulässt und somit den Wendekreis verkleinert.

Mit reichlich 4,80 Metern ist der Carnival ja nicht wirklich kurz geworden, aber auf der Fläche einer Limousine der oberen Mittelklasse können nun sieben Insassen auf Einzelsitzen reisen und etwas Businessgepäck mitnehmen. Ist die fünfköpfige Familie unterwegs und zwei Sitze sind entfernt, ist es schon das große Feriengepäck, das hinter der Heckklappe verschwindet. Die Rückenpartie scheint übrigens vom Chrysler Voyager inspiriert, zu ähnlich sind sich doch die zu einem wulstigen Trittbrett ausgeformten Stoßfänger.

Das Vielzweckauto kommt als echter Fünftürer daher, mit zwei elektrisch bewegten Schiebetoren an den Seiten. Der Innenraum wirkt aufgeräumt und zweckmäßig, nur die Mittelkonsole ist mit ihren Stufen und mehreren Displays etwas überladen. Zitate anderer Hersteller finden sich freilich auch im Innenraum: Die elektrische Sitzverstellung mittels Tasten in der Türverkleidung wissen Mercedesfahrer seit langem zu schätzen.

In den Dachhimmel sind Annehmlichkeiten für die hinteren Sitzreihen eingelassen. Drehbare Düsen, die den Luftstrom der Klimaanlage zu den Passagieren lenken, die hier nicht auf "billigen Plätzen" sitzen. Mit der kleinen Konsole in der Nähe der B-Säule können sie sogar Temperatur und Ventilatorkraft für ihre Bedürfnisse gesondert regeln. Die Polster sind so bemessen, dass man in der zweiten Reihe auch mit 1,90 Metern Körpergröße noch bequem sitzen kann. Bei sehr großem Platzbedarf sind die Sitze natürlich auch einzeln herausnehmbar. Sicherheitshalber sollte man aber zu zweit anfassen: Jedes Exemplar wiegt 28 Kilogramm.

Der Carnival wird bei seiner Markteinführung Ende Juli in Deutschland in zwei Motorisierungen angeboten. Der Vierzylinder-Diesel, auf den mehr als vier Fünftel der Bestellungen entfallen werden, schöpft aus 2,9 Litern Hubraum 185 PS. Der Benziner bringt nur vier PS mehr an den Prüfstand, muss sich mit 2,7 Litern Hubraum bescheiden, hat dafür aber sechs Zylinder. Die Verbindung dieses Motors mit der 4-Gang-Automatik ist keine glückliche Lösung, denn das Zurückschalten beim plötzlichen Beschleunigen erzeugt einen derart angestrengten Klang, dass man dem Motor weitere Mühen ersparen möchte. Der Selbstzünder bewegt das gut zwei Tonnen schwere Auto dank 343 Nm Drehmoment mit ansehnlichem Temperament und soll dabei weniger als acht Liter Diesel im Drittelmix konsumieren.

Für den Diesel ist eine Fünfstufen-Automatik lieferbar, aber auch das manuelle Getriebe ist komfortabel und leichtgängig zu schalten. Von seiner erhöhten Sitzposition aus dirigiert der Fahrer die Maschine souverän. Das Fahrwerk wurde für komfortabel abgestimmt, so dass bei flinker Kurvenfahrt eine gewisse Seitenneigung des Aufbaus hingenommen werden muss. Immerhin ist der Van auch ohne Dachreling fast 1,80 Meter hoch.

Mit Dieselmotor wird der Carnival ab 27.490 Euro in Deutschland zu haben sein. Zu dem Preis sorgen bereits ESP für Sicherheit, eine Klimaanlage fürs Wohlbefinden und elektrische Außenspiegel für Bequemlichkeit. Nur der Wunsch nach einem Partikelfilter verteuert die Anschaffung noch um 550 Euro. Und wer soll ihn kaufen? Laut Kia Marktanalyse vor allem praktisch denkende Familien und Leute ab 30 mit "erlebnisorientiertem Freizeitverhalten".

Axel F. Busse

Quelle: ntv.de

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