Praxistest

Abarth ist zurück Fiats 500er wird giftig

Der Name Abarth hat einen guten Klang. Das liegt nicht zuletzt daran, dass unter diesem Namen Sport-Auspuffanlagen Furore machten, mit denen so mancher harmlose Kleinwagen zumindest akustisch in eine Furcht einflößende Straßenbestie verwandelt wurde.

Den Klang des Namens macht sich jetzt der Fiat-Konzern zunutze, indem er die Marke mit Hilfe von zwei leistungsgesteigerten Modellen wieder belebt. Der Grande Punto und der Fiat 500 erhalten 155 bzw. 135 PS und den Zusatznamen, der so italienisch klingt, wie er österreichischer Herkunft ist. Karl Abarth nämlich, der in seiner Wahlheimat und Wirkungsstätte "Carlo" genannt wurde, stammte aus Wien.

Die Annahme, dass die aufgemotzten Fiats bei den Kunden ankommen könnten, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Seit 2004 ist der Anteil von PS-starken Varianten von Kleinwagen des A- und B-Segments ständig gestiegen. Bei den besonders kräftig motorisierten sogar am meisten.

Abarth soll zur Kultmarke werden

Die beiden handlichen Dreitürer haben natürlich nicht nur mehr Leistung, sondern auch ein entsprechend martialisches Aussehen. Allerlei optische Verzierungen, Spoiler, vergrößerte Leichtmetallräder und die obligatorische Sportauspuffanlage sollen die Autos konkurrenzfähig machen gegenüber den getunten Versionen eines Ford Fiesta, Peugeot 207, Opel Corsa oder Mitsubishi Colt. Der deutsche Fiat-Chef Manfred Kantner sieht gar Abarth schon "zu einer neuen Kultmarke aufsteigen", in Augenhöhe gleichsam mit den Veredlern von Mercedes (AMG), BMW (M-GmbH) oder Mini (John Cooper Works).

Auf Augenhöhe zum Beispiel mit Maserati war Abarth tatsächlich mal, als nämlich beim Automobilsalon 1956 in Genf die Ausstellungsstände der beiden Marken nebeneinander und gleich groß waren. Manfred Kantner, der trotz des Verkaufseinbruchs bei Alfa Romeo für die Fiat Gruppe in Deutschland ein deutliches Halbjahresplus vermelden kann, geht davon aus, dass der Glanz des Namens Abarth alsbald auch auf die ganze Markengruppe abfärbt, zu der ja auch noch Lancia gehört. Mit anerkennenswerter Selbstkritik sagt Kantner auch, was Abarth auf keinen Fall mehr sein soll: Ein uneingelöstes Versprechen wie der Fiat Stilo mit gleichem Beinamen, dessen Markenlogo, dem Skorpion, ganz offensichtlich der Stachel abhanden gekommen war.

Rund um die Grande Punto und 500er, die später auch noch mit 160 bzw 180 PS zu haben sein werden, wird nach und nach eine ganze Abarth-Welt geschaffen, die mit Tuning-Zubehör und eine Kollektion von Accessoires Kunden bindet. In Italien, wo der 500er Abarth schon seit einigen Monaten verkauft wird, trifft er genau den Nerv eines jungen Publikums. 60 Prozent der Kunden sind jünger als 30 Jahre - so hätte es auch die deutsche Fiat-Dependance gern.

Turbomotor sehnt sich nach Drehzahl

Für einen Preis von 18.100 Euro tritt der Fiat 500 Abarth gegen die Konkurrenz an. Seine 135 PS stehen in einem gesunden Verhältnis zu einen Leergewicht von unter 1100 Kilogramm. Der Hersteller verspricht ein Sprintvermögen von unter acht Sekunden von Null auf Hundert und ein Höchsttempo von 205. Vom guten Super Plus Kraftstoff gegen nur 35 Liter in den Tank, weshalb man gut beraten ist, das Auto so zu bewegen, dass nicht viel mehr als die nach Norm gemessenen 6,5 Liter je 100 Kilometer verfeuert werden.

Für den Leistungszuwachs des 1,4 Liter-Motors sorgt ein Turbolader, dem allerdings auf die bei Benzinern noch sehr seltene variable Turbinengeometrie fehlt. Die Folge davon ist, dass es bei niederen Drehzahlen etwas an Abgas fehlt, das die Schaufel richtig in Schwung bringt. Jenseits von 2500 Umdrehungen wird es dann aber richtig munter und auch die Soundkulisse stellt auf sportlich um. Das wulstige Lenkrad erinnert den Fahrer daran, in einem auf Krawall gebürsteten Auto zu sitzen. Wenn er über 1,80 Meter groß ist, auch noch daran, dass die Längsverstellung der Lenksäule fehlt. Der 500er teilt somit die Eigenheit vieler Kleinwagen, bei denen man mit langen Beinen zwar weit genug vom Lenkrad wegrücken kann, der Volant aber nicht hinterher kommt.

Bei der Serienausstattung hat Fiat nicht gespart und dem Neuling sieben Airbags, das übliche Sortiment an Sicherheits- und Assistenzsystemen, Nebelscheinwerfer, Sportsitze, CD-Radio und Klimaanlage mitgegeben. Der Clou aber ist, wie bei Abarth nicht anders zu erwarten, sportlicher Natur: Für 350 Euro extra kann man das Navi- und Entertainmentsystem auch für die Erfolgskontrolle auf der Rennstrecke nutzen. Die Ideallinie gängiger Parcours in Europa ist digitalisiert und auf dem Monitor im Auto darstellbar, so dass die eigene Nordschleife-Runde mit denen der Profis abgeglichen werden kann.

Quelle: ntv.de

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