Exotisches Sport Utility Coupé Getestet: Ssang Yong Actyon
30.10.2006, 06:00 UhrVon Axel F. Busse
Es gibt Autos, die sind einfach schön. Die Menschen recken die Hälse, die Modelle gewinnen Preise und am Schluss werden sie noch als "Design-Ikone" bejubelt. Und es gibt Autos, denen drohen keine Auszeichnungen für Schönheit, und wenn sich jemand nach ihnen umdreht, dann meistens, weil er nicht glauben kann, was er gerade gesehen hat.
Ein Auto zum Umdrehen ist auch der neue Ssang Yong Actyon. Ein bisschen sieht er so aus, als sei er nach einem alten Kinderspiel entstanden: Ein Kind malt die Augen, das Papier wird einmal gefaltet, ein andres malt die Nase, ein drittes den Mund usw. Was dabei herauskommt ist oft originell, selten harmonisch. Und auch bei dem neuen Auto, das laut Hersteller als "Sport Utility Coupé" (SUC) anzusehen ist, scheinen je ein Zeichner für Front, Mitte und Heckpartie zuständig gewesen zu sein.
Der koreanische Hersteller Ssang Yong hat es schon mehrfach verstanden, die Autokunden mit originellem Design zu verblüffen. Die Großraumlimousine Rodius ist ein Beispiel dafür. In Deutschland wollten zwischen Januar und September 136 Kunden genau so ein Auto haben. Für den Actyon sind die Ziel höher gesteckt: 1.000 Wagen in einem vollen Jahr. Er soll das Modell Korando zum Jahreswechsel ablösen und mit einer einzigen Motorisierung neue Kunden für die Koreaner gewinnen.
Der Actyon ist in einem Marktsegment unterwegs, das allen Unkenrufen zum Trotz immer noch wächst. Komfortabel, praktisch und geländegängig sind die Attribute. Bei Letzterem reicht auch manchmal nur der Anschein, wie zahlreiche Modelle ohne Allradantrieb beweisen. Auch der Actyon ist als Hecktriebler zu haben. Ebenso wie bei der 4x4-Version ist ein 2-Liter-Dieselmotor die Antriebsquelle, der 141 PS abgibt. Immerhin 310 Nm Drehmoment entwickelt die Turbomaschine schon ab 1.800 Umdrehungen. Das reicht für einen kräftigen Antritt. Allerdings sind (in der 4x4-Version) gut zwei Tonnen Gewicht zu bewegen, was dem Temperament natürliche Grenzen setzt. Knapp oberhalb von 160 km/h ist laut Hersteller der Top-Speed erreicht.
Beim ersten Ausritt auf der Autobahn zeigte der Tacho sogar 180 km/h, was der an Motor- und Windgeräusch "gefühlten" Geschwindigkeit durchaus entsprach. Das Rasen ist also die Sache des Actyon nicht, eher das unauffällige Dahinschnurren, wobei er mit 8,5 Litern je 100 km Strecke auskommen soll. Oder das beherzte Zupacken - bis 2,3 Tonnen Anhängelast sind möglich. Drinnen geht es geräumig zu, nur der Ladeboden unter der Heckklappe ist recht hoch, da unter der Abdeckung noch das Reserverad Platz finden musste.
Technische Highlights sind sparsam gestreut, die ebenso konventionelle wie solide Konstruktion basiert auf einem Leiterrahmen. Allerdings gibt es Einzelradaufhängung. An dem etwas robusten Fahrkomfort auf unebener Strecke kann das freilich nichts ändern. Die Lenkung ist sehr leichtgängig und erlaubt das Dirigieren des 4,45 Meter langen Fünftürers ohne Kraftanstrengung, vermittelt aber wenig Kontakt zur Straße. Auch gibt der hohe Aufbau bei heftigen Lenkbewegungen mit spürbarer Seitenneigung nach.
An Sicherheitsausstattung wie ESP oder Bergabfahrkontrolle fehlt es nicht, auch Klimaanlage und Leichtmetallräder sind ab der Basisversion an Bord. Die kostet 23.970 Euro. Mit 28.250 Euro schlägt die Variante mit Allradantrieb und zuschaltbarer Geländeuntersetzung zu Buche. Wer die 4-Gang-Automatik ordert, zahlt 1.400 Euro Aufpreis.
Bis Ende September hatte Ssang Yong in Deutschland von all seinen Modellen zusammen genommen rund 1.000 Fahrzeuge weniger verkauft als der Hauptwettbewerber Kia allein mit seinem Actyon-Konkurrenten Sportage. Gemessen am Marktanteil bewegt man sich also in überschaubaren Dimensionen. Andererseits in Ssang Yong die Marke, der im Vergleich mit den ersten neun Monaten 2005 der zweitgrößte Zuwachs beschieden war: plus 93,6 Prozent.
Quelle: ntv.de