"Rund ist gesund" Honda CR-V mit Unfall-Warner
15.12.2006, 05:00 UhrVon Axel F. Busse
"Rund ist gesund" verkündeten schon vor Jahren selbstbewusste Frauen, um sich dem Schlankheitswahn zu widersetzen. Rund sind jetzt auch immer öfter so genannte Sports Utility Vehicle, die früher den rechten Winkel in die Mobilität holten und inzwischen als nicht immer ganz gelungene Allrad-Coupés nach Nischen im Markt suchen. Zu den ansehnlichen Exemplaren der leichten Geländegänger zählt der neue Honda CR-V. Den Japanern gelang sogar das Kunststück, in einer kleineren Karosse mehr nutzbaren Raum unterzubringen.
Der Vorgänger, der erst 2005 geliftet wurde, zählte noch zu den kantigen Vertretern seines Segments. Eine ernst zu nehmende Geländeausstattung hatte er freilich ebenso wenig wie das neue Auto. Honda setzt nach wie vor ein ebenso schlichtes wie wirkungsvolles Allradsystem, das sozusagen "auf Pump" lebt. Registriert ein Sensor Drehzahlunterschiede zwischen den Rädern von Vorder-und Hinterachse, treten zwei Ölpumpen und eine Visko-Kupplung in Aktion, die dafür sorgen, dass die Hinterachse bis zu einem Drittel der Motorkraft abbekommt. Ist man auf sicherem Geläuf unterwegs, bewegt sich der CR-V als Fronttriebler.
Da der CR-V also als Bedarfsallradler gelten darf, war es nur konsequent, auch die Optik vom rustikalen Geländegänger weg zum Erscheinungsbild eines Kombi-Pkw hin zu entwickeln. Kombinieren kann man zum Beispiel diverse Sitzanordnungen. Nach dem Vorbild des Schwestermodells FR-V können die Einzelsitze der zweiten Reihe einzeln umgeklappt oder verschoben werden. Je nach Position wandert auch das an den Kopfstützen eingehängte Abdeckrollo fürs Gepäckabteil mit.
Beladung im Zwei-Schicht-System
Unter dem Rollo ist eine weitere pfiffige Neuerung verborgen, denn die Beladung kann dank eines Zwischenbodens in zwei Ebenen erfolgen und auch die unten liegenden Gepäckstücke bleiben leicht zugänglich. Die gute Idee erscheint jedoch etwas halbherzig, denn die maximale Belastbarkeit des Zwischenbodens ist mit 10 Kilogramm gering. Rund 520 Liter Volumen bei fensterhoher Beladung sind auch für einen Familienurlaub schon ganz ordentlich. Beladen wird durch eine nach oben schwingende Klappe, der Vorgänger hatte eine seitlich angeschlagene Hecktür.
Was den Insassen sofort auffällt, ist das großzügige Platzangebot, ein komfortables Raumgefühl gesellt sich zu der Bequemlichkeit auf bequem ausgeformten Sitzen. Die Einstellmöglichkeiten der Sessel wie des Lenkrades sind vielfältig, so dass jeder im Nu seine ideale Position gefunden hat. Obwohl die Dachwölbung flacher geworden ist, fehlt es hinten nicht an Kopffreiheit.
Als erstes Fahrzeug seiner Klasse bietet der Honda ein mehrstufiges Kollisions-Warnsystem, das zunächst optisch und akustisch auf drohendes Unheil hinweist, falls nötig, den abgelenkten oder eingenickten Fahrer mittels kräftiger Gurtstraffung ins Verkehrsgeschehen zurückholt und als ultima ratio auch eine Gefahrenbremsung einleitet. Dieses multifunktionale System aus Tempomat und Abstandsregler, zu dem auch adaptives Kurvenlicht gehört, kostet 2.950 Euro als Zusatzausstattung. Nicht nur einen Zuwachs an Sicherheit, sondern auch an Bequemlichkeit gäbe es, wenn sich dem System beibringen ließe, die automatisch gestrafften Gurte nach vermiedenem Crash wieder zu entriegeln.
Vorzeige-Diesel bleibt auf Leistungsniveau
Das Motorenangebot ist frei von Sensationen. Wenn es nach Honda ginge, würden sich bis zu 70 Prozent der deutschen CR-V-Kunden für den 2,2 Liter großen Dieselmotor entscheiden, der zwar der erste Selbstzünder aus Honda-Produktion ist, aber seit seiner Einführung 2004 als Vorbild in seiner Hubraumklasse gilt. Kultiviert und geräuscharm, mit mäßigem Durst ausgestattet hat er schon so viel Lob eingefahren, dass man sich fragt: "Wann legt Honda leistungsmäßig eine Schippe drauf?". 140 PS sind es noch immer, bei 340 Newtonmetern Drehmoment. Da der Motor niedrig verdichtet ist auch die Gemischaufbereitung noch Modifikationen zulässt, darf man gespannt sein, wie lange Honda dem Verlangen standhält, sich leistungsmäßig in Richtung des 177 PS starken Konkurrenz-Diesels von Toyota zu bewegen.
Übersichtlichkeit und Handlichkeit sind tadellos, die Servolenkung ist präzise genug, um das knapp 1.700 Kilo schwere Gefährt stressfrei zu dirigieren. Der Honda-Diesel ist nur mit einer Sechsgang-Handschaltung kombinierbar, die einen Verbrauch von 6,5 Litern je 100 km zulassen soll. Einer Automatik-Variante wird so wenig Nachfrage zugebilligt, dass die Produktion nicht lohnt. Der Zweiliter-Benziner wurde technisch überarbeitet und leistet 150 PS. Für ihn gibt es eine Automatik, bei beiden Getriebevarianten soll der Verbrauch knapp oberhalb von acht Litern je 100 km liegen.
Vom neuen CR-V will Honda im nächsten Jahr rund 10.000 Stück in Deutschland absetzen. Das wären etwa doppelt so viele, wie der Hersteller bis Ende Oktober 2006 vom alten Modell an den Mann bringen konnte. Die Preise (inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer) beginnen bei 26.950 Euro für den Benziner. Der Diesel in der Topausstattung "Executive" schlägt mit 34.900 Euro zu Buche. Der hat dann auch ein Panorama-Glasdach, Xenonlicht und Sitzheizung ab Werk an Bord.
Quelle: ntv.de