Die Kraft der drei Motoren Hybrid-Lexus RX400h im Test
24.03.2006, 11:37 UhrVon Axel F. Busse
In Kalifornien, wo die strengsten Umweltgesetze der Welt gelten, ist er ein Verkaufsschlager. In Deutschland, wo vier von fünf SUV mit Dieselmotor verkauft werden, ein Exot: Der Lexus RX 400h nimmt für sich in Anspruch, seiner Zeit voraus zu sein. Deshalb hat er auch drei Motoren. Einen V6-Beziner und je einen Elektromotor an der Vorder- und der Hinterachse.
Bis auf die runden Nebelscheinwerfer und den größeren Lufteinlass am spitz zugeschnittenen Front-Stoßfänger ist das Hybrid-SUV kaum vom Schwestermodell RX 300 zu unterscheiden. Die schrägen Fensterflächen betonen die gestreckte Form und lassen den Fünftürer eher wie einen hochbeinigen Kombi, denn als Allradler erscheinen, der auch unbefestigtes Terrain erkunden kann.
Die kühl-komfortable Atmosphäre des Innenraums wird durch den Einsatz von Alu-Applikationen akzentuiert. Es herrscht ein großzügiges Raumangebot, die Sitze könnten etwas mehr Seitenführungsqualität haben. Die Rückbank lässt sich verschieben, was zusätzliche Variabilität bedeutet. Bei den in tiefe Röhren eingelassenen und von starkem Kontrast geprägten Hauptinstrumenten findet der Fahrer statt eines Drehzahlmessers eine Kilowatt-Leistungsanzeige. Originell, aber von geringem Nutzwert ist das Energiedisplay in der Mittelkonsole. Dort lässt sich verfolgen, ob gerade Otto- oder Elektromotor am Werke sind und wie viel Wattstunden im Schiebebetrieb regeneriert wurden: Die Visualisierung des Öko-Gewissens.
Statt des üblichen Anlasser-Ruckelns nimmt der Hybrid-Fahrer nur ein Piepsen und die Bereitschaftsleuchte "Ready" zur Kenntnis. Lautlos ist das Vehikel in Wartestellung, lautlos rollt es bei geringem Tempo vor- und rückwärts, was zu erstaunten Blicken von Fußgängern führen kann. Dank des enormen Drehmoments geht es zügig vorwärts, nur bei Zwischenspurts zum Überholen klingt der Verbrennungsmotor seltsam angestrengt. Die fehlende Getriebeabstufung lässt in solchen Situationen Wünsche an die Durchzugskraft offen. Die Aktivität des hinteren Elektromotors und das automatische Umschalten auf Allradantrieb regelt die Elektronik unmerklich für die Insassen. Die erstklassigen Bremsen verzögern den Zweitonner brutal. Auch auf rutschigem Untergrund bleibt das Fahrzeug wank- und richtungsstabil.
Es ist alles an Bord, was Autofahren sicher und bequem macht. Front-, Kopf-, Knie- und Seitenairbags sind serienmäßig. In seinem Fahrdynamik-Management VDIM fasst Lexus alle Systeme wie ESP, ABS und Traktionskontrolle in einer Steuerung zusammen. Abschaltbar ist es nicht, und auf Schneepisten kann das sehr frühere Eingreifen der Assistenz-Systeme verbunden mit einem Warnton den Fahrspaß einschränken. Da sich Lexus zu den Premium-Marken zählt, ist das Ausstattungsniveau entsprechend hoch. Außer Xenon-Licht und Alu-Rädern sind beispielsweise auch 6-fach-CD-Wechsler und verschiebbare Rücksitzbank Serie. Die Beförderungsqualität ist tadellos, auch mindere Fahrbahngüte führt nicht zu Einbußen in der Bequemlichkeit.
Obwohl bergab und bei Ampelstopps der Verbrennungsmotor automatisch abschaltet, ist der RX 400h kein Verbrauchswunder. Im Wintertest genehmigte sich das Auto gut zwei Liter mehr je 100 km als werksseitig angegeben. Wer viel auf Stop-and-Go-gefährdeten Strecken unterwegs ist, profitiert vom Elektronantrieb, zumal die beim Bremsen vernichtete kinetische Energie wieder der Batterie zugeführt wird. Die vorbildlich niedrigen Emissionen bringen leider bisher keine Steuervorteile (229,75 Euro/Jahr), da für den RX 400h ebenfalls Euro 4 gilt.
Noch ist die Entscheidung für das Hybrid-Auto eher eine Sache der Weltanschauung als der Kosteneffizienz. Auf der Langstrecke ist der Diesel gegenwärtig günstiger, aber unter Umweltgesichtspunkten wird die Hybrid-Technologie künftig größere Bedeutung erlangen. Zusätzlich zu Fahrkomfort und Funktionalität genießen die Besitzer des RH 400h auch einen sehr individuellen Auftritt im Straßenbild: Es sind rund 500 Gleichgesinnte in Deutschland unterwegs.
Technische Daten:
Länge/Breite/Höhe 4760/1845/1680 mm,
V6-Benzinmotor mit 3311 ccm Hubraum sowie zwei Drehstrom-Synchronmotoren, Leistung Gesamtsystem 200kW (272 PS), Drehmoment 750 Nm, Getriebe automatisch stufenlos, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Beschleunigung 0-100 km/h 7,6 Sekunden, Leergewicht ab 2075 kg, Kofferraum 439-1180 Liter (VDA), Tankinhalt 65 Liter, Verbrauch 8,1 Liter/100 km (Werksangabe), 10,2 Liter (Praxistest), Preis: ab 49.750 Euro
Quelle: ntv.de