Toyota Auris Hybrid für alle
31.08.2010, 06:00 Uhr
Hybrid für die Kompakten: Der Auris bringt als erstes Modell den dualen Antrieb in sein Segment.
Mit dem Auris Hybrid bringt Toyota den ersten Vollhybriden in der beliebten Kompaktklasse. Einen Verbrauch von 3,8 Litern verspricht der Hersteller. n-tv.de-Autor Christof Johann durfte schon mal Probe fahren.
Seit einigen Jahren ist der Hybrid-Antrieb in aller Munde, gilt er doch als Lösung für viele Probleme, die Autos mit Verbrennungsmotor so mit sich bringen. Allerdings: Alle reden darüber aber kaum einer hat einen. Kein Wunder, mangelt es für die meisten Käufer doch an einem passenden Angebot. Der Toyota Prius ist mit seiner eigenwilligen Form sicher nicht jedermanns Geschmack, den Mild-Hybrid Honda Civic gab es lange Zeit nur in der unattraktiven Stufenheck-Variante und die die jüngsten Hybrid-Modelle von BMW oder Mercedes spielen in der 100.000-Euro-Liga. Selbst wer wollte, fand bei dieser beschränkten Auswahl in der Regel keinen passenden Hybriden für die eigenen Ansprüche.

Toyotas Golf-Konkurrent ist ein Voll-Hybride. Er kann kurze Strecken auch nur elektrisch zurück legen.
Das will Hybrid-Pionier Toyota jetzt ändern und bringt den kombinierten Antrieb in die Kompaktklasse. Das macht Sinn, sind doch rund 17 Prozent aller Fahrzeuge in Europa in diesem Segment zu Hause. Und in Ihrer Gesamtheit legt die in Deutschland gerne Golf-Klasse genannte Fahrzeugkategorie die meisten Kilometer zurück. Mit anderen Worten: In der Kompaktklasse bringt der Einsatz von Spritspartechnologien für die Umwelt den höchsten Effekt.
Gegenseitige Unterstützung
Der Kompakte in der Toyota-Modellpalette heißt Auris und die hier vorgestellte jüngste Modellvariante folglich Auris Hybrid. Unter dem Blech fährt er die Technik des Prius spazieren, d.h. es handelt sich bei seinem Antrieb um einen so genannten "leistungsverzweigten" Voll-Hybrid. Das bedeutet, dass der Auris Hybrid sowohl rein elektrisch fahren kann (maximal zwei Kilometer, nett in der Fussgängerzone), als auch als reiner Benziner (dann lädt der Benzinmotor gleichzeitig die Nickel-Metallhydrid-Batterien). Und es existiert noch die dritte Variante des kombinierten Antriebs. Dann wird der Elektromotor zu Unterstützung des Benzinmotors eingesetzt und sorgt für bessere Fahrleistungen.
Der 1,8-Liter-Benziner kann sich deshalb mit 73 KW oder 99 PS begnügen (bei 142 Nm Drehmoment). Denn bei Bedarf springt ihm ja der Elektromotor mit noch einmal 60 Kilowatt und 207 Nm bei. Die Belohnung für den Aufwand erfolgt in zwei verschiedenen Währungen: Erstens in Euro, denn der Auris Hybrid kommt auf einen Norm-Durchschnittsverbrauch von gerade mal 3,8 Litern Superbenzin auf 100 km. Und zweitens in einem guten Gewissen, denn er stößt gerade mal 89 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus, weniger als jedes andere Auto seiner Klasse. Auch ansonsten sind die Abgase dank der speziellen Motorentechnik extrem sauber und Feinstäube sowie Stickoxide liegen an der Messgrenze.
Günstige Gewichtsverteilung
So langsam fragt man sich nun, wo denn der Pferdefuss an der ganzen Sache ist. Vielleicht ist er ja teurer? Tatsächlich liegt der Auris Hybrid mit einem Einstiegspreis von 22.900 Euro über seinen Benziner-Brüdern. Verglichen allerdings mit dem Zwei-Liter-Diesel liegt er ausstattungsbereinigt auf Augenhöhe und bringt das hybridtypische Automatikgetriebe quasi aufpreisfrei mit. Gegenüber dem Diesel werden weitere Vorteile der Hybridtechnik sichtbar: Er ist trotz großer Batterien rund 25 kg leichter, verbraucht weniger und erfüllt schon jetzt die kommende Euro-6-Norm.

Gar nicht schlecht, der Kleine: Der Toyota Auris hinterließ im ersten Test einen ordentlichen Eindruck.
Okay, vielleicht fährt er ja schlechter? Wie man es nimmt: Zwar bringt er es trotz Elektrobooster nicht auf den knackigen Durchzug eines Diesel, läuft dafür auf der anderen Seite wesentlich weicher und leiser. Geschmacksache also. Und die Handlichkeit liegt klar oberhalb der des Diesel, denn durch die schweren Batterien im Heck weicht die Kopflastigkeit einer wesentlich harmonischeren Gewichtsverteilung. Man spürt es, der Hybrid ist handlicher als der Diesel.
Zuverlässige Hybride
Okay, jetzt der letzte Versuch, eine Schwachstelle aufzudecken: Was so kompliziert ist, muss auch höheren Wartungs- und Reparaturbedarf haben? Leider erneut Fehlanzeige. Laut Toyota liegen die Garantiekosten der bislang verkauften Hybrid-Fahrzeugen rund 80 Prozent unter denen vergleichbarer herkömmlicher Toyota-Modelle und nur 1,8 Prozent aller Garantiefälle gingen auf Probleme am Antrieb zurück. Mit anderen Worten: Hybrid-Fahrzeuge sind – zumindest in der Toyota-Statistik – die zuverlässigsten überhaupt. Was nicht zuletzt daran liegt, dass eine ganze Reihe von fehleranfälligen Teilen in einem Hybrid-Fahrzeug gar nicht existieren: Kupplung, Lichtmaschine und Anlasser zum Beispiel.
Kurzum: Es gibt nicht viel, was gegen einen Hybrid-Antrieb spricht. Schließlich muss es ja einen Grund geben, warum jetzt alle anderen nachziehen.
Quelle: ntv.de