Praxistest

Der verkannte Familien-Renner Im Renault Laguna unterwegs

Von Axel F. Busse

Bei Renault in Köln geht die Angst um. Zwar ist die deutsche Dependance des französischen Herstellers in den ersten neun Monaten noch größter Automobil-Importeur hierzulande gewesen, doch Nachbarn sind ihr dicht auf den Fersen. Ebenfalls in Köln residiert Toyota, deren Ergebnis 2006 nur noch knapp hinter Renault liegt. Im August verkauften die Japaner sogar 960 Autos mehr als Renault Deutschland.

Dabei müssten sich die Franzosen keine Sorgen machen - wären alle Modelle so gelungen wie der Laguna GT. Das Topmodell der Mittelklasse-Baureihe verzichtet auf alles, was französischen Autos immer als negativ angekreidet wurde: Zu weiche Sitze, wabbelige Lenkung, mangelnde Straffheit im Fahrwerk. Die "Grandtour" genannte Kombi-Variante ist zudem noch ein richtiger Lademeister. 1.515 Liter Volumen verspricht das Datenblatt und bei fast 4,70 Metern Fahrzeuglänge bleibt auch bei voller Ausnutzung dieses Gepäckraumes genug Platz für die Insassen vorn.

Ordentlicher Schub

Zur äußerlichen und innerlichen Renovierung im vergangenen Jahr kam auch ein Sondermodell mit sportlichen Ambitionen neu ins Programm - der GT. Er ist mit einem Zweiliter-16V-Turbomotor ausgerüstet, der 204 PS leistet. Der Turbo sorgt für einen ordentlichen Druck von 300 Newtonmetern, der Fahrzeug bei Bedarf bis auf 235 km/h schiebt. Das ist für eine französische Familienkutsche mehr als beachtlich.

So richtig aufgefallen sind den Kunden die Qualitäten des GT bisher anscheinend bisher nicht. Nur gut drei Prozent oder rund 150 Käufer orderten diese Variante. Das ist zwar ein Prozentpunkt mehr als die Absatzerwartungen zur Einführung des Modells, gemessen an den Qualitäten des Fahrzeugs aber beschämend. Der GT ist als Limousine mit Schrägheck und als Kombi erhältlich. Die Klarglasscheinwerfer wirken kantig und haben in der "Initiale-Ausstattung" Xenon-Brenner mit tempoabhängiger Leuchtweitenregulierung. Unterhalb von 30 km/h ist der Scheinwerferkegel kurz und flach, was Blenden von städtischem Gegenverkehr oder Fußgängern verringern soll.

Das Fahrwerk des GT ist deutlich härter abgestimmt und zehn Millimeter tiefer gelegt als das der normalen Limousine. Der Turbo ist drehfreudig, laufruhig und glänzt durch spontane Kraftentfaltung. In 7,2 Sekunden soll er das gut 1.400 Kilogramm schwere Fahrzeug von null auf hundert beschleunigen. Er absolviert den Sprint souverän und ohne hörbare Anstrengungen. Allerdings ist bei beherztem Gasgeben in der Lenkung zu spüren, mit welcher Kraft der Vierzylinder an der Vorderachse zerrt.

Seitenstabile Sportsitze

Schnelle Kurven meistert der GT mit kaum spürbarer Seitenneigung. Dass auch die Insassen bei flinken Richtungswechseln in der Senkrechten verharren, ist den - für französische Verhältnisse - außerordentlich gut ausgeformten und seitenstabilen Sportsitzen zu danken. Auch jenseits von 200 km/h bleibt das Geräuschniveau erträglich, der Test-GT ließ keine Mühe erkennen, sich dem werksseitig angegebenen Höchsttempo zu nähern. Klar, dass im Bleifuß-Betrieb der Verbrauch in schmerzhafte Höhen steigt - im Test verbrannte der Turbo mit 10,8 Litern. Das ist zwar deutlich mehr, als Renault für den Durchschnittsverbrauch angibt, wird aber auch von Fahrzeugen konsumiert, die in Agilität und Vielseitigkeit hinter dem Laguna GT rangieren.

Große Stücke hält der Hersteller auf das Kommunikationssystem "Carminat 3", das der Realität nachempfundene Navigationsgrafiken, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und 6-fach-CD-Spieler bereithält. Es kann jede Strecke in Europa zwei- oder dreidimensional darstellen, Autobahnkreuze aus Fahrerperspektive zeigen und bei Richtungswechsel wird automatisch herangezoomt. Gesteuert wird über eine Art Joystick, was praktisch und von selbst erklärender Logik ist. Nacht ganz so unkompliziert ist die Bedienung des Audio-Menüs. Bei 20.000 Euro beginnt die Preisliste für den Laguna, für den GT Gandtour sind gut 10.000 Euro mehr fällig.

Quelle: ntv.de

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