Praxistest

Sondermodell XK Cabrio 3.5 Jaguar setzt auf Verknappung

Unter deutschen Jaguar-Besitzern wird ein Gesellschaftsspiel immer beliebter: Es ist das Limit-Raten, bei dem die Freunde der Katzenmarke wechselseitig tippen, wie viele Exemplare des gerade vorgefahrenen Modells wohl auf einheimischen Straßen noch unterwegs sind. Jaguar hat die Strategie der Verknappung zum Geschäftsprinzip erhoben und fährt gut damit. Meist reicht schon die Ankündigung eines limitierten Modells, um feste Bestellungen auszulösen.

Parallel zum XK-Coup ist jetzt auch ein Cabriolet mit einem wirtschaftlicheren V8-Motor zu haben. Das 3,5 Liter-Aggregat wird in einer auf 300 Stück begrenzten Sonderedition eingebaut und lockt Kunden mit einer Vielzahl an Ausstattungsdetails, die in der 4,2-Liter-Normalversion extra bezahlt werden müssen.

Natürlich sind auch 86.100 Euro eine stolze Summe, doch Jaguar Deutschland rechnet vor, dass der Käufer einen Preisvorteil von 11.690 Euro gewinnt, wenn er sich für das Sondermodell mit dem kleineren Motor entscheidet. Was er in jedem Fall gewinnt, ist Reichweite, denn mit dem 71-Liter-Tank kommt das 258-PS-Auto in jedem Falle weiter als die mindestens 298 PS starke 4,2-Liter-Variante.

Nahe an der EU-Norm

Während der Testfahrt auf der Autobahn genehmigte sich der Motor trotz nicht seltener Ausflüge über die 200 km/h-Marke nicht mehr als 10 Liter Super, inklusive des Kurzstrecken-Betriebs waren es am Ende 11,5 Liter je 100 Kilometer. Das ist nicht nur sehr nah am Testergebnis nach EU-Norm (11,3), sondern auch sehr konkurrenzfähig, denn schließlich spielt der Jaguar in einer ausgesprochen sportlichen Liga.

Was an dem Motor besonderen Spaß macht, ist die Tatsache, dass er sich wie ein wohl erzogener Kater immer der Situation angemessen verhält. Schwimmt das Auto unauffällig im Stadtverkehr mit oder gleiten die Insassen entspannt über die Landstraßen, so schnurrt das Triebwerk seidig vor sich hin und glänzt durch souveränen, geräuscharmen Lauf. Ist Temperament gefragt, faucht er energisch auf, setzt die Gasfußbewegung unmittelbar in Vortrieb um und begleitet die Drohgebärde noch mit einem kräftigen, sonoren Auspuffsound.

Langer sechster Gang

Die spontane Kraftentfaltung ist nicht zuletzt der ausgezeichneten 6-Stufen-Automatik zu verdanken, die bei Bedarf auch per Paddel am Lenkrad zu schalten ist. Die sechste Stufe ist mit 0,69 sehr lang übersetzt, so dass oberhalb von 160 km/h kaum Beschleunigung spürbar ist. Dafür sind die Drehzahlen niedrig, was der Verbrauchsminderung zugute kommt. Wer will, kann die Gänge nach Belieben manuell ausdrehen. Spontane Ausreißversuche inklusive Zurückschalten in den fünften Gang sind auch bei 190 km/h noch gut möglich.

Dieses angenehme und kultivierte Fahrgefühl entschädigt für die Schwäche, dass im Cabrio auf den hinteren Sitzen noch weniger Platz ist, als im Coup. Schließlich beansprucht auch der Verdeckkasten seinen Platz und das bei exakt gleicher Außenlänge wie beim Coup. Dafür können die Kinder, die hinten sitzen, die Köpfe ein paar Millimeter weiter in die Höhe recken, denn das klassische Segeltuchverdeck wölbt sich etwas höher als das Blechdach des Coups.

Überdachung in 18 Sekunden

Manche Cabrios verlieren arg an Ausstrahlung, wenn die Haube erst einmal geschlossen ist. Das gilt nicht für den Jaguar XK. Gerade deshalb wäre es wünschenswert, wenn auch die hinteren Seitenscheiben bei geschlossenem Dach bewegt werden könnten. Zwar versenken sie sich automatisch mit dem Dach, können aber mangels zusätzlicher Tasten nicht zur Zugluftminderung wieder hochgefahren werden. Das Öffnen und Schließen des Verdecks dauert 18 Sekunden und ist auch bei langsamer Fahrt möglich.

Das elektronisch gesteuerte Fahrwerk ist zu komfortablen Seite hin abgestimmt, es reagiert auch auf holperigen Fahrbahnen gelassen und steckt einiges weg. Das XK Cabrio ist auch in den leistungsstärkeren Varianten kein Kurvenräuber, dagegen sprechen schon die anschmiegsamen Ledersitze, die halt keine Rennschalen sind. Allerdings sind sie im Sondermodell vielfältig verstellbar, auch die Wangen lassen sich per Drehknopf schmaler und weiter stellen. Zum Komplett-Paket der Sonderausstattungen gehören außer dem Navigationssystem mit Bluetooth-Anbindung fürs Telefon und der akustischen Einparkhilfe auch die Walnussholzeinlagen an Armaturenbrett und Mittelkonsole.


Quelle: ntv.de

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