Jaguar XF Katze auf dem Sprung
09.02.2008, 13:21 Uhr"Dies ist ein Auto, dass nach Aufmerksamkeit verlangt", sagt Mike O'Driscoll. Es ist nicht weiter überraschend, dass der Jaguar-Chef das sagt, denn es gehört sozusagen zu seinen Dienstpflichten, die Produkte der Katzenmarke zu preisen. Aber in diesem Falle ist es wirklich ratsam, etwas genauer hin zu sehen, denn am Jaguar XF wird sich voraussichtlich das Schicksal des britischen Sportwagenherstellers entscheiden.
Verkauft wird die jetzige Ford-Tochter sowieso. Aber auch ein neuer Eigentümer will Gewinne sehen und dazu braucht es überzeugende Produkte. In zwei wichtigen Märkten, Deutschland und USA, sind im vergangenen Jahr zweistellige Rückgänge der Zulassungszahlen zu verkraften gewesen. Der XF soll es richten und die ersten Fahreindrücke sprechen für gute Chancen, dass es auch gelingt.
Dabei sind die Ziele hoch gesteckt. Traditionelle Werte erhalten und in eine neue Zeit herüber retten, durch technische Innovationen Akzente setzen und die Zukunftsfähigkeit der Marke unter Beweis stellen. Der erste Eindruck täuscht: Ein als Coupé verkleideter Familien-Viertürer ist der XF nicht. Erst auf den zweiten Blick sind die feinen Details der Designsprache zu erkennen, mit denen Jaguar die Richtung für künftige neue Modelle vorgeben will. Vier runde Lampen als Reminiszenz an den ersten XJ, Falten und Linien im Blech der Fronthaube, die Schatten und Lichtbrechungen erzeugen und die Dreidimensionalität der Dynamik bekräftigen. Chefingenieur Mick Mohan macht keinen Hehl daraus, dass auch die nächste Generation des 2+2-Sitzers XK sich am Gesicht des XF orientieren wird.
Spaß an der Querbeschleunigung
Zunächst einmal aber leistete das vorhandene Coupé selbst Entwicklungshilfe für die neue Limousine. Das Fahrwerk und der Antriebsstrang des XK wurden für den Neuling überarbeitet und angepasst. Dem Grunde nach ist es aber ein Sportfahrwerk geblieben, das einen griffigen Fahrbahnkontakt vermittelt und geschmeidig durch die Spitzkehren südfranzösischer Pässe gezirkelt werden kann. Wie viel XK im XF steckt, ist übrigens auch von außen zu sehen: Die Neigung der Front- und der Heckscheiben, ist bei beiden Autos gleich.
Die Lenkung spürt der Fahrer als ebenso leichtgängig wie präzise, so dass er versucht ist, in der nächsten Kurve noch ein bisschen mehr Querbeschleunigung in Fahrvergnügen zu übersetzen. Nur die Sitze scheinen dem, was Lenkung und Fahrwerk herausfordern, nicht immer ganz gewachsen. Ihrer überzeugend komfortablen Auslegung fehlt die Steifigkeit an den Seiten, die Insassen beim schwungvollen Richtungswechsel auch souverän abzustützen.
Der Jaguar XF wird mit vier Motorisierungs-Varianten am 8. März auf den deutschen Markt kommen. Über alle Zweifel erhaben ist der 2,7-Liter-V6-Diesel, der bereits in der XJ-Limousine Furore machte und in der Hülle des XF seine wahre Bestimmung findet. Er ist leise, drehmomentstark und wirtschaftlich und wird in Deutschland voraussichtlich mehr als zwei Drittel der XF-Verkäufe ausmachen. Die Wettbewerber heißen hier vor allem BMW 525 d und Mercedes E-Klasse. Außer einem Dreiliter-V6-Benziner sind noch zwei V8-Beziner im Angebot, der eine mit 298 PS, die Kompressor-Variante mit 416 PS.
R-Variante bekommt 500 PS
Da der 207 PS stake Diesel schon ab 1900 Touren über mehr Drehmoment verfügt aus der V8-Saugmotor (435 : 411) gibt es an der Durchzugskraft nichts zu tadeln. Die Kraftentfaltung ist herzhaft, die Geräuschkulisse angemessen und der Vortrieb überzeugend. Zum Thema Geräusch hat sich Jaguar übrigens etwas besonderes einfallen lassen: Die Akustikingenieure haben jeder Motorisierung ein spezielles Soundprofil eingehaucht. Wer es etwas krawallig liebt, kommt um den V8 Kompressor nicht herum. Noch nicht festgelegt ist das Datum der Markteinführung einer R-Variante. Mit dem Buchstaben bezeichnet Jaguar bisher die leistungsstärksten Modelle einer jeden Baureihe. Da aber die kräftigste XF-Version schon so viel PS hat, wie der XK-R heute, darf künftig mit etwa 500 PS gerechnet werden.
Für alle Antriebsarten ist ausschließlich eine Sechsgang-Automatik als Kraftübertragung vorgesehen. Sie ist von Hand zu schalten, die dazu nötigen Lenkradpaddel gehören zur Serienausstattung. Thema Verbrauch: Der Diesel ist ohne Anstrengung unter acht Liter je 100 Kilometer zu fahren, der V8 genehmigte sich auf der Testfahrt 12,5 Liter je Normstrecke.
Mehr noch als die gestreckte Form des windschnittigen Viertürers (Cw=0,29) verblüfft das Innendesign des XF. Die Begrüßungsprozedur, die nach dem Drücken des Anlassknopfes aufflammt. Der Drehknopf für den Fahrmodus schiebt sich aus der Versenkung, die Lüftungsklappen öffnen sich und die Armaturenbeleuchtung signalisiert Bereitschaft. Die metallisch schimmernden Tasten und Knöpfe erinnern an die Bedienelemente hochwertiger Hi-Fi-Komponenten. Mit viel Holz und Leder will Jaguar die luxusorientierte Kundschaft zurück gewinnen. Das scheint plausibel, denn obwohl die Verkäufe zurück gingen, blieb ein Trend zu hochwertigem Ambiente und kostenpflichtiger Sonderausstattung erkennbar.
Für die Basisversion des XF berechnet Jaguar 49.370 Euro. Für 5000 Euro mehr gibt es eine so genannte Premium Luxury Version, Walnussholz und superweiches Leder, ein schlüsselloses Zugangssystem, 10-fach verstellbare Sitze, 18-Zoll-Felgen und eine 320 Watt starke Audioanlage umfasst. Wer das Spitzenmodell ordert, wird mit 80.820 Euro zur Kasse gebeten, erhält zusätzlich zu Kompressormotor und elektronisch geregeltem Fahrwerk noch 20-Zoll-Felgen, die dem Auto ausgesprochen gut stehen. Mit diesem kräftigen Katzensprung landet der Jaguar mitten im Revier von Audi S8 und der AMG-E-Klasse.
Quelle: ntv.de