Angriff auf die Golf-Klasse Kia C'eed kommt aus Europa
08.12.2006, 14:56 UhrVon Axel F. Busse
"Cee'd" -der eigenwillige Name des Autos erinnert ein bisschen an das englische Wort für "Saat". Die Ernte will Kia in Kürze monatlich einfahren und zwar in Gestalt von rund 1.000 verkauften Kompakten. Das wären dann am Jahresende 2007 rund dreimal so viele Autos, wie bisher vom eher unauffälligen Vorgängermodell Cerato abzusetzen waren.
Ehrgeizige Ziele also für die koreanische Marke, die nach Jahren zweistelliger Wachstumszahlen heuer in Deutschland eine Verschnaufpause eingelegt hat. Der neue Cee'd wird nach Ansicht von Haydan Leshel, dem Geschäftsführer von Kia in Deutschland, "den einen oder anderen nervös machen". Auch wenn es ziemlich vermessen klingt, den Namensgeber der Golfklasse angreifen zu wollen - aus dem Lager der Astra- und Focusfahrer, aus dem Toyota- oder Peugeotanteil des so genannten C-Segments könnte das eine oder andere Eckchen abzuknabbern sein.
Aus Europa für Europa
Als erster Kia überhaupt ist der Cee'd ein komplett europäisches Produkt: Auf dem "alten Kontinent" erdacht, gezeichnet und gebaut. Und weil die Konkurrenz so vielgestaltig ist, überrascht es kaum, dass der nachdenkliche Betrachter am Heck ein bisschen Toyota Corolla, an der Seite ein bisschen Mazda 3 und an der Front ein bisschen Fiat Grande Punto erkennen kann. Was dem Cee'd fehlt, ist die exotische Fremdheit, die in der Vergangenheit von vielen Kompakten ausging, die den Weg aus Fernost auf deutsche Straßen gefunden hatten. Der neue Kia wirkt gefällig, freundlich und zeitgemäß - europäisch eben.
Mit 4,23 Metern ist das Auto fast genauso lang wie ein VW Golf, wirkt aber nicht so wuchtig. Zunächst wird Kia seinen Neuen als Fünftürer anbieten, später folgen ein Kombi und ein Dreitürer. Die Motorenpalette umfasst fünf Aggregate, drei Benziner und zwei Diesel. Als Basismotorisierung dient ein 1,4 Liter kleiner Ottomotor, der muntere 109 PS auf die Vorderräder loslässt. Mit 90 oder 115 PS ist der 1,6 Liter Diesel zu haben, in etwa einem halben Jahr wird auch der aus dem Kia Carens bekannte Zweiliter-Selbstzünder angeboten, der 140 PS leistet. Dieser Motor kann dann auch mit einer Sechsgang-Handschaltung kombiniert werden, während die Fahrer der 1,6 Liter-Diesel mit einem Gang weniger auskommen müssen.
Bei den ersten Probefahrten hinterließ dieser Motor einen recht positiven Eindruck. Die Geräuschentwicklung hielt sich dank guter Kapselung des Selbstzünders in Grenzen, dank 255 Newtonmeter Drehmoment entfaltete sich ein ansprechendes Temperament. Der spürbare Vorwärtsdrang motiviert aber auch zu einer agilen Fahrweise, so dass fraglich erscheint, ob mit den angegebenen 4,7 Litern Diesel je 100 km auszukommen ist. Optimierungspotenzial ließ hingegen der Zweiliter-Benziner erkennen, der in Verbindung mit der nicht mehr zeitgemäßen Viergang-Automatik in ruppigem Ton hochdrehte und trotz der soliden Leistung von 140 PS nicht so recht zu gefallen wusste.
Umfangreiche Komfortausstattung
In Bezug auf Fahrwerks- und Lenkungsqualität kann sich Kia rühmen, ordentliches Handwerk abgeliefert zu haben. Die serienmäßigen Michelin-Reifen bieten hohen Abrollkomfort, beim Handling gibt sich der Cee'd gutmütig und mit der griffigen Servolenkung leicht beherrschbar. Vorbildlich und aufpreisfrei sind ESP, ABS, Traktionskontrolle und Bremsassistent in jeder Version vorhanden, das gleiche gilt für sechs Airbags und aktive Kopfstützen. Die Innenarchitektur ist zeitgemäß und funktionell, auch wenn die Plastikoberflächen ein wenig den wohnlichen Schick vermissen lassen. Das Platzangebot überzeugt auch hinten und wer den Cee'd als Zweisitzer fährt, kann bis zu 1.300 Liter Kofferraumvolumen nutzen.
Bei der Komfortausstattung wird ebenfalls nicht geknausert. Audiosystem, Bordcomputer, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber und Außenspiegel, Alarmanlage sowie ein in Höhe und Neigung verstellbares Lenkrad sind serienmäßig an Bord. Das alles bietet Kia zu einem Preis rund 3.000 Euro unter Golf-Niveau an. Das funktioniert unter anderem deshalb, weil das Auto im slowakischen Zilina in weniger als 20 Stunden zusammen geschraubt wird, während für einen Golf in Wolfsburg gut das Doppelte an Zeit nötig ist.
Die Basisversion des Cee'd steht mit 14.300 Euro in der Preisliste, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Der Zweiliter-Benziner in der Topausstattung TX markiert mit 21.425 Euro das Ende der Skala. Wer sich davon noch nicht überzeugen lassen will, für den hat Kia noch ein gewichtiges Argument parat: Jeder Cee'd ist mit einer Garantiezeit von sieben Jahren oder 150.000 Kilometer ausgestattet.
Quelle: ntv.de