Enger Schönling für Zwei Mit dem Alfa Brera unterwegs
27.01.2006, 09:17 UhrFalsche Bescheidenheit bei der Formulierung der Absatzziele kann man den Verantwortlichen von Alfa Romeo nun wirklich nicht vorwerfen: 20.000 Autos mit dem Emblem der italienischen Traditionsmarke sollen in diesem Jahr an deutsche Männer und Frauen verkauft werden. Jedes zehnte soll ein Brera sein, das neueste und optisch zweifellos gelungenste Sportcoupé der aktuellen Modellpalette.
Wer die Ausgangsbasis der 10.900 verkauften Alfa im Jahr 2005 kennt, kann das Ziel nur ambitioniert nennen. Andererseits muss man den Designern um Giorgetto Giugiaro bescheinigen, dass sie aus der 2002 präsentierten Konzeptstudie namens Brera ein Serienauto von bestechender Form und faszinierender Ausstrahlung geschaffen haben. Die Elemente der Front- wie auch der Heckpartie verbinden Eleganz und Dynamik auf so harmonische Weise, dass die Prognose erlaubt scheint: Die Käufer werden vor allem von dem Wunsch geleitet sein, schöner zu fahren.
Zur Markteinführung sind zwei Motorvarianten zu haben. Der 2,2 Liter große Vierzylinder leistet 185 PS, der 3,2-Liter-Sechszylinder derer 260 – beide bekommen per Direkteinspritzung ihren Kraftstoff zugeteilt. Vorbildlich ökonomisch gingen sie bei den ersten Testfahrten im Sächsischen damit nicht um. Jeweils rund zwei Liter über dem angegebenen Werkswert rangierten die Verbräuche. Als Entschuldigung mag man gelten lassen, dass es sich nicht nur um Kurzstreckenverkehr, sondern auch um Fahrten bei deutlichen Minustemperaturen handelte.
Beide Motorisierungen zeigten sich auf der Strecke ebenso lebhaft wie handlich, wobei der Sechszylinder naturgemäß durch seinen kernigen Auspuffsound zu gefallen weiß, da genau die richtige Menge davon in den Innenraum dringt. Positiv am Vierzylinder ist die Tatsache, dass Antriebseinflüsse auf die Lenkung so gut wie eliminiert sind. Der Allradgetriebene große Bruder ("Q4") hat damit ohnehin keine Probleme.
Im späten Frühjahr soll auch noch ein Dieselmotor kommen, dessen Verkaufsanteil am gesamten Modellvolumen Alfa auf etwa 30 Prozent taxiert. Die Common-Rail-Maschine wird fünf Zylinder, 2,4 Liter Hubraum sowie 200 PS haben und gleichzeitig herzhafte 400 Nm Drehmoment an die Kurbelwelle wuchten.
Deutliche Keilform und ein muskulös gestaltetes Heck, an dem die Linien auf das Markenemblem zuzulaufen scheinen, prägen das Äußere. Formvollendet wie der verlängerte Rücken einer Mailänder Diva erhält das Hinterteil einen zusätzlichen Akzent durch die rechteckigen Doppelendrohre. Jeder Brera hat ein Glasdach, selbst die, bei denen es wegen des inneren Stoffhimmels undurchsichtig ist. Falls Licht hindurch fällt, heißt das Ganze Sky View und kostet 1.600 Euro extra (1.300 beim V6).
Die markante Formensprache setzt sich im Inneren fort. Tief in die Verkleidungen versenkte und mit Chromringen verzierte Rundinstrumente sind in Richtung Fahrer geneigt, polierte Alu-Oberflächen verbreiten einen dezenten Glanz. Sportlichkeit und Spannung prägen das Ambiente.
Bei soviel Schönheit ist es unvermeidlich, dass dem Brera-Fahrer Zugeständnisse im funktionellen Bereich abgefordert werden. Das Elternpaar (bis 1,75 m Körpergröße) mit zwei Sechstklässlern als Kinder dürfte das Auto noch als vollwertigen Viersitzer empfinden, besser man reist zu zweit und nutzt dann 610 Liter Kofferraum. Der Gurtumlenkpunkt ist wegen der großen Türen weit hinten angeschlagen und die Sicht nach achtern wegen der dicken C-Säule eingeschränkt. Die Sitze sind aber straff und bequem.
Im Wettbewerb sieht Alfa Romeo sein neuestes Produkt als Alternative zu Sportcoupés wie Audi TT, Mazda RX-8, Chrysler Crossfire der Mercedes CLK. Sein Einstiegspreis von 32.200 Euro und sein hinreißendes Design räumen ihm in diesem Umfeld gute Chancen ein. Die Preisskala (ohne Sonderausstattung) reicht bis 41.100 Euro für das Modell 3.2 JTS V6 24 Q4 Sky View.
Axel F. Busse
Quelle: ntv.de