BMWs neuer Z4 Stilsicher mit Fahrspaß
22.04.2009, 06:30 Uhr
Breitere Nieren und ein neuer Linienschwung kennzeichnen den BMW Z4.
(Foto: Markus Mechnich)
Als BMW 1987 mit dem Z1 wieder einen echten Roadster auf den Markt brachte war das schon eine gewagte Geschichte. Sicher hatten Cabrios grundsätzlich eine Wiederbelebung in den achtziger Jahren erlebt. Doch seit dem 507, einer Stilikone aus den fünfziger Jahren, hatten sich die Münchner nicht mehr an eine eigene Roadster-Baureihe gewagt. Deshalb limitierte man die erste Charge des Z1 auch auf zunächst 8000 Exemplare und lagerte die Planung und Ausführung in die BMW Technik GmbH aus. Zwar war das Cabrio als Imageträger gedacht, doch so ganz traute man der Idee zu Beginn wohl doch nicht. Schließlich war der Preis von rund 83.000 Mark auch kein kleiner.
Gespaltene Persönlichkeit: Mit dem Z4 lässt es sich ebenso bequem cruisen wie rasant fahren.
(Foto: Markus Mechnich)
Der Erfolg sollte den Münchnern Recht geben und dem Z1 folgte in den neunziger Jahren mit einer kurzen Pause der Z3 und dann der Z4. Zeitweise wurde mit dem Z8 sogar ein besonders hochwertiger Bruder dazu gebaut. Mehr als 30.000 Z4 bevölkern seitdem unsere Straßen. Damit kann sich der Roadster zwar nicht dem Erzrivalen Mercedes SLK messen, der mit über 140.000 in Deutschland zugelassenen Exemplaren Marktführer ist. Doch der Stuttgarter ist schließlich unter der Modellbezeichnung schon ein paar Jahre länger auf der Straße.
Coupé und Cabrio
Ausreichend Gründe also, den Roadster rechtzeitig für den diesjährigen Cabrio-Sommer aufzufrischen. Dabei ist man behutsam vorgegangen. Die Grundform des Roadsters ist weitgehend unverändert geblieben. Gearbeitet wurde allerdings an der Linienführung. Muskulöser und gleichzeitig eleganter sollte der neue Z4 werden. Die beiden Designerinnen, Juliane Blasi für das Exterieur und Nadya Amaout für das Interieur, haben diese Vorgaben auf eindrucksvolle Weise umgesetzt. Der Z4 der neuen Generation ist ein ausgesprochen schönes Automobil geworden, das den Spagat zwischen Sportlichkeit und Eleganz nahezu perfekt umsetzt. Ein Coupé des Z4 wird es daher auch nicht mehr geben, denn der Neue soll beide Karosserieformen in sich vereinen.
Das liegt auch daran, dass man den beiden begabten Damen weitgehend freie Hand gelassen hat. Einziger Patzer: Die wenig schöne Stabantenne zeigt sich leider meist beim Blick in den linken Außenspiegel. Da wäre zumindest die andere Seite des Autos sinnvoller gewesen. Ansonsten bilden das Äußere des Fahrzeugs und das Interieur eine stilvolle Einheit. Erst die Erläuterungen der beiden Designerinnen machen dem Betrachter deutlich, warum das so ist (Siehe Hintergrund-Artikel). Lange Konturen zeichnen sich von dem Markenemblem auf dem Top der Motorhaube über das Dach bis zum Heck des Autos ab. Dieser Linienschwung setzt sich im Innern fort. An den vier Wählschaltern für die Klimaautomatik ist neben der höheren Wertigkeit auch eine optische Anlehnung an den Z8 zu erkennen.
Mehr Platz, aber nicht im Kofferraum
Die Navigation und der Multimedia-Bildschirm verstecken sich in einem selbst aufklappenden 8,8 Zoll großen Display. Das ist zwar nicht originell, aber bewährt. Zumal die Platzierung so gestaltet ist, dass der Fahrer den Blick nicht zu weit von der Straße weglenken muss. Die Grafik des Bildschirms ist hochauflösend und bietet neben umfangreichen Informationen auch eine schön anzusehende 3D-Darstellung. Die Bedienung erfolgt über die neue Software des iDrive-Systems, das beim Z4 erstmals in einem Roadster zum Einsatz kommt.
Mit geschlossenem Dach wird der Z4 zum Coupé.
Auch an der Geometrie des Fahrzeugs haben die Techniker von BMW kräftig gefeilt. Auf den beiden vorderen Sitzen ist das Platzangebot durchaus gewachsen, wenn auch vielleicht nicht ganz so deutlich wie von BMW propagiert. Die Gesamtkarosse ist um 15 Zentimeter länger geworden. Die Türen wurden länger und damit der Einstieg bequemer. Hinter den beiden Sitzen bleibt noch Platz für eine Jacke oder eine Flasche Wasser. Beim Dach geht man neue Wege: Statt der Stoffhaube kommt jetzt ein Aluminiumdach zum Einsatz. Die ganze Konstruktion wiegt nur 80 Kilogramm, wie ein Ingenieur verrät. In 20 Sekunden verschwindet die Haube im Kofferraum, allerdings nur im Stand. Nicht die Technik ist dafür verantwortlich, sondern die Vorschriften des Gesetzgebers.
Beim Kofferraum angekommen, zeigen sich auch die Probleme eines Cabrios mit Stahlklappdach. Nur 180 Liter kann dieser bei offenem Dach beherbergen. Der Stauraum ist dazu noch relativ flach. Dass die Ingenieure alles versucht haben, lassen die respektablen 310 Liter im geschlossenen Zustand vermuten.
Drehmoment für jede Lebenslage
Eine beeindruckende Leistungsbereitschaft zeigen die drei zum Start bereitstehenden Motorisierungen. Für den Einstieg bietet BMW mit dem sDrive23i einen 2,5-Liter-Motor mit 204 PS an. Er bietet mit 250 Newtonmeter Drehmoment und 242 km/h Spitze bereits ordentlich Leistung für das rund 1500 Kilogramm schwere Auto. Richtig Freude macht der sDrive35i. Den 306 PS dieses Drei-Liter-Motors haben die Ingenieure von BMW eine ausgesprochen leistungswillige Kultur anerzogen. Dazu gehört, dass die 400 Newtonmeter Drehmoment im Spektrum zwischen 1300 bis zu 5000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung stehen. Das erlaubt ein gemütliches Cruisen ebenso wie rasante Kurvenflitzerei.
Dass das Auto letztere wirklich kann zeigt sich mit der Fahrdynamik-Kontrolle. Drei Einstellungen bietet das System: Normal, Sport und Sport+. BMW hat sich die Kritik, der alte Z4 sei etwas zu sportlich geraten, doch zu Herzen genommen. Selbst die Einstellung Sport ist komfortabler geregelt als beim alten Z4. Richtig Freude kommt bei der Einstellung Sport+ auf. Das Fahrwerk wird 10 Millimeter tiefergelegt, die Gasannahme ist deutlich direkter und mit dem optionalen Sport-Automatic-Getriebe wird auch die Schaltdynamik verändert. Dann wird aus einem bequemen Roadster ein echter Kurvenräuber. Auf schönen Strecken mit vielen Kurven bereitet der Z4 so viel Fahrspaß, dass Übelkeitsgefühle auf dem Beifahrersitz billigend in Kauf genommen werden.
Beachtliche Serienausstattung
Der Start ins Roadstervergnügen beginnt beim Z4 mit 35.900 Euro. Dafür gibt es den sDrive23i mit einer ordentlichen Ausstattung. Neben EfficientDynamics-Paket sind die Fahrdynamikkontrolle, Stabilitätskontrolle (DSC), MP3-Radio und zahlreiche weitere Kleinigkeiten bereits an Bord. Natürlich lässt sich mittels der immer noch umfangreiche Liste an Sonderausstattungen auch hier der Preis in die Höhe treiben. Der 30i zeigt sich mit einer größeren Ausstattung mit Preis von 42.900 Euro. Die Spitzenmotorisierung im 35i kostet 47.450 Euro.
Rechtzeitig zum Beginn des Sommers, ab Anfang Mai, rollt der offene Bayer bei den Händlern vor. Das klingt vielversprechend für die schöne Jahreszeit, denn BMW ist mit dem Z4 ein richtig gutes Auto gelungen. Es bietet für alle etwas und leistet sich kaum Schwächen. Die störende Stabantenne wird man schnell vergessen und den kleinen Kofferraum werden echte Roadster-Fans sicher auch verschmerzen. Zudem kann aus dem Z4 optional ein echter Flitzer werden. Und wem das noch nicht genug, der muss eben noch einen Sommer warten. Dann soll nämlich die M-Version folgen.
Quelle: ntv.de