125 PS bei 6.800 Umdrehungen Suzuki Swift als Sportler
28.09.2006, 18:07 UhrDie Autos von Suzuki liegen in Deutschland weit über dem Soll: Nicht ohne Stolz verkündete PR-Manager Axel Seegers auf der Präsentation des neuen Swift Sport, dass die Marke derzeit mit 15 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahr vier Punkte über dem angestrebten Jahresmittel liegt. Freilich kann die 125 PS starke Variante des Kleinwagens Swift auf das Ergebnis keinen Einfluss mehr nehmen, denn die Markteinführung ist erst für Januar 2007 vorgesehen.
Der japanische Hersteller, der vor allem durch seine Motorradproduktion zu internationalem Ansehen gekommen ist, hat in der Mitte Europas ehrgeizige Ziele: Bis zum Jahr 2009 sollen 50.000 Zulassungen per anno erreicht sein. Dieses Jahr dürften es mehr als 30.000 werden. Während das SUV-Modell Grand Vitara derzeit etwa ein Viertel des Umsatzes trägt, soll der 3,76 Meter kurze Swift weiterhin ein Drittel des Absatzes ausmachen.
Vor allem unter den weiblichen Autofahrern hat der Swift zahlreiche Verehrer. Während bezogen auf den Gesamtmarkt nicht einmal ein Drittel aller Autokäufer in Deutschland Frauen sind, sind es beim Swift mehr als die Hälfte. Dass er unter Käufern und potenziellen Kunden als "japanischer Mini" gilt, schadet dabei weder dem Image, noch liegt diese Einschätzung weit von der Wirklichkeit. Sowohl die Gesamterscheinung der Karosserie, als auch zentrale Designelemente erinnern frappierend an den kultigen englischen Kleinwagen. Größere Lufteinlässe an der Frontschütze und das Doppelrohr des Auspuffs signalisieren dem Betrachter, dass es sich hier um eine "verschärfte" Version handelt.
Der auf 1,6 Liter Hubraum vergrößerte Vierzylindermotor erreicht seine Spitzenleistung von 125 PS bei 6.800 Umdrehungen. Und da fangen die Problem auch schon an. Wer gewöhnt ist, aus Sparsamkeitsgründen niedertourig zu fahren und früh zu schalten, wird von dem durchaus nicht unsportlichen Leistungsgewicht von 8,8 Kg/PS kaum etwas spüren. So richtig Temperament entwickelt der Swift Sport überhaupt erst oberhalb von 3.500 Touren. Dann klingt auch der Motor so kernig, wie es einem Auto mit dem Beinamen "Sport" zu Gesichte steht.
Doch wer den (Suzuki-Marktanalysen zufolge) unwahrscheinlichen Fall einer mehrere hundert Kilometer langen Autobahnfahrt angeht, wird sehr schnell einen sechsten Gang vermissen. Ab etwa 5.000 Umdrehungen geht das Motorgeräusch in ein hochfrequentes Singen über, dass man unwillkürlich die nächste Fahrstufe sucht. Die notwendigerweise hochtourige Gangart dürfte außerdem dazu führen, dass mit dem vom Hersteller angegebenen Spritkonsum von durchschnittlich 7,2 Litern je 100 Kilometer kaum auszukommen ist.
Mag die Motor-Getriebe-Verbindung insofern Wünsche offen lassen, sind Fahrwerk und Lenkung dagegen tadellos auf die Erwartungen an ein präzises, munteres Kleinwagen-Handling eingestellt. Ordentlicher Abrollkomfort, straffe Federung, geringe Seitenneigung des Aufbaus auch in flinken Kurven und eine griffig reagierende Lenkung, die guten Fahrbahnkontakt vermittelt, sind auf der Positiv-Liste zu notieren.
Die sportliche Attitüde, die der in den drei Farben Schwarz, Rot und Silber erhältliche Swift äußerlich vertritt, setzt sich auch im Innenraum fort. Zweifarbige Polster auf den Sportsitzen, Alu-Applikationen und Edelstahl-Pedale im Renntrimm vermitteln eine entsprechende Atmosphäre. Das Raumgefühl ist enorm und auf den hinteren Sitzen ist erstaunlich viel Platz. Wenn der Hersteller zusätzlich zur variablen Höhe des Lenkrades auch noch dessen Längs-Verstellbarkeit anböte, hätten Fahrer über 1,80 Meter Körpergröße überhaupt nicht mehr an ihrer Sitzposition zu bemängeln. Mit sechs Airbags, Scheibenbremsen hinten (die der normale Swift nicht hat), ABS, Bremsassistent und ESP verfügt der Swift Sport über eine vollständige Sicherheitsausstattung.
Auch wenn dieser Swift den Leichtathleten gibt, sieht Suzuki den bevorzugten Einsatzort in der Stadt. Dort kommt es sicher eher auf eine Isofix-Kindersitzbefestigung (serienmäßig) als auf einen sechsten Gang an. Dass nicht nur notorische Dynamiker von dem Auto angesprochen werden sollen, bringt schon die Absatzerwartung zum Ausdruck. Jeder fünfte Swift soll künftig ein Sport-Modell sein. Ob das gelingt, hängt nicht unwesentlich vom Preis ab. Da gibt Suzuki sich zugeknöpft, doch dass die Marke von 18.000 Euro überschritten wird, gilt als Äußerst unwahrscheinlich.
Axel F. Busse
Quelle: ntv.de