"Der Tod ist nur der Anfang" Bond-Vater Fleming wäre 100
28.05.2008, 12:26 UhrDie Geschichte des berühmtesten Geheimagenten der Welt begann 1952 auf Jamaika. Ian Fleming hatte mit ein paar Schwimmübungen den Kater einer feuchtfröhlichen Nacht vertrieben. Nun dachte er in seiner Villa "Goldeneye" über den trinkfesten und charmanten Typen nach, dem er die Nummer 007 geben wollte. Wie könnte der heißen? Sein Blick fiel auf ein Buch über die Vogelarten der Karibik. Der Autor: ein gewisser James Bond. Fleming suchte nicht weiter. Mit Hilfe einer Reiseschreibmaschine "Royal" schickte er Bond in sein erstes Abenteuer. Am Mittwoch (28. Mai) würde der geistige Vater des Agenten mit der "Lizenz zum Töten", der schon 1964 einem Herzinfarkt erlag, 100 Jahre alt.
Einträglichste Kinoserie aller Zeiten
Mit den ersten Sätzen seines Debütromans hatte an jenem sonnigen Februarmorgen in der Karibik eine Erfolgsgeschichte begonnen, die kommerziell erst Jahrzehnte später durch einen Zauberlehrling namens Harry Potter in den Schatten gestellt wurde. Von Flemings 14 Bond-Romanen wurden mehr als 100 Millionen Exemplare verkauft. Die 007-Filme gelten als die einträglichste Kinoserie aller Zeiten. Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung soll zumindest schon mal einen Bond-Film gesehen haben.
Nun feiern Fans das Fleming-Jubiläum mit Hingabe. Auch in Deutschland dürften an diesem Tag viele in die Buchläden strömen, um den jüngsten Bond-Roman zu erstehen. Geschrieben hat das neue 007-Abenteuer mit dem Titel "Der Tod ist nur der Anfang" der britische Autor Sebastian Faulks - auf ausdrücklichen Wunsch der Erben Ian Flemings. Wie es sich in Agentenkreisen gehört - und natürlich auch, um den Verkauf anzukurbeln -, wurde der Inhalt nach dem Vorbild der "Harry Potter"-Vermarktung streng geheim gehalten.
"Er wirkte wie ein Lord"
Kein Geheimnis ist es hingegen, dass der 007-Schöpfer seinen Superagenten mit vielen Eigenschaften ausstattete, die er entweder selbst besaß oder für sich erträumte. Flemings Auftreten sei lange, bevor er mit Bond zum Millionär wurde, betont lässig-souverän gewesen, erzählte dessen Ex-Kollege Godfrey Smith aus gemeinsamen Journalistentagen. Bei der "Times" brachte es der spätere Thriller- Autor, der seine Reporterausbildung bei der Nachrichtenagentur Reuters erhielt, rasch zum Star-Korrespondenten. "Er wirkte einfach wie ein Lord", berichtete Smith. "Zu seinen Grundsätzen gehörte es, allein Gott und den König "Sir" zu nennen."
Flemings Stil wurde wie selbstverständlich auch der Stil Bonds. Dazu gehört, dass 007 seinen Wodka-Martini nicht gerührt, sondern geschüttelt trinkt. Schließlich sah auch Bonds "Vater" in der kenntnisreichen Zubereitung eben dieses Cocktails die Quintessenz einer kultivierten Oberklasse-Lebenskunst.
Ruf eines Frauenhelden
Ebenso spiegeln sich Flemings Frauengeschmack und seine ausgeprägte Schwäche für das schwache Geschlecht im Naturell der Bond-Girls, denen zu widerstehen für Normalmänner bekanntlich unmöglich ist. Schließlich haftete Ian Lancaster Fleming, dem am 28. Mai 1908 in London geborenen Spross eines reichen Abgeordneten, der im Ersten Weltkrieg fiel, schon als Oberschüler der Ruf eines Frauenhelden an. Die Eliteschule Eton musste er wegen unerlaubter Techtelmechtel verlassen, und auch bei seinem vorzeitigen Abgang von der Militärakademie Sandhurst sollen Affären im Spiel gewesen sein.
Vor allem aber konnte Fleming am Schreibtisch der Villa "Goldeneye", wo fast alle 007-Romane entstanden, auf seine eigene Geheimdiensterfahrung zurückgreifen. Als Assistent von Marine- Geheimdienstschef Konteradmiral John H. Godfrey war er im Zweiten Weltkrieg voller Fantasie auf der Suche nach Möglichkeiten, den Deutschen eins auszuwischen. Vieles von dem, was er damals erdachte, fand sich später in seinen Bond-Geschichten wieder. Wenngleich nicht immer so, wie es wirklich war.
So hatte der gut Deutsch sprechende Agent Fleming seinerzeit im Casino des portugiesischen Badeorts Estoril Nazi-Agenten entdeckt. Er versuchte sie abzuzocken, doch am Ende hatte er alles verspielt. Das hielt Fleming nicht davon ab, die Sache in seinem Debütroman umgekehrt darzustellen. In "Casino Royale" - 2006 erfolgreich mit Daniel Craig verfilmt - gewinnt natürlich der Martini-Kenner.
"Ich kann unmöglich James Bond sein"
Dass Bond wenigstens in Ansätzen Flemings Alter ego war, wurde auch in dessen Beschreibung deutlich. Eine eher "längliche Nase" und ein manchmal "grausam" wirkender Mund besaß auch Fleming. Der Bond-Autor fühlte sich durchaus geschmeichelt, wenn Freunde ihn mit seinem Helden verglichen und Ähnlichkeiten feststellten. Doch meist übte er sich in Bescheidenheit. "Ich kann unmöglich James Bond sein", sagte er einmal. "Er hat einfach viel mehr Mumm als ich. Und er ist erheblich attraktiver."
Von Thomas Burmeister, dpa
Quelle: ntv.de