Ein Ire kennt keine Furcht "Bulletproof Gangster" - Kill the Irishman
07.06.2011, 13:59 UhrIm Sommer 1976 explodieren in Cleveland 36 Bomben. Ein blutiger Mafia-Krieg ist im Gang - und der Ire Danny Greene ist mittendrin. Er scheint unverwundbar. Er ist der "Bulletproof Gangster".
Man nehme eine wahre Geschichte, die zudem noch den Aufstieg eines kleinen, unbedeutenden Mannes hin zum gefürchteten Mafiosi beschreibt. Würze das Ganze mit sehr guten Schauspielern, einprägsamer Musik und knappen Dialogen. Wälze es dann auf Überlänge aus - und fertig ist das Mafia-Epos. Bereit für die große Kinoleinwand. Bereit, von Millionen Zuschauern verschlungen zu werden. Brian de Palmas "Scarface" mit Al Pacino, Martin Scorseses "GoodFellas" oder auch Ridley Scotts "American Gangster" sind der Beweis. Aber: Ganz so einfach ist es offenbar dann doch nicht, wie "Bulletproof Gangster" zeigt.
Hauptprotagonist des Films ist Danny Greene, ein waschechter Ire, gespielt von Ray Stevenson ("The Punisher", "The Book of Eli"). Greene arbeitet als Hafenarbeiter und gerät schon bald mit seinem Vorgesetzten aneinander, einem profitgierigen Gewerkschaftsboss, der keine Vorschriften kennt und über Leichen geht. Er nimmt nach einer kurzen aber heftigen Auseinandersetzung dessen Platz ein und findet selbst Gefallen am Weg des Verbrechers, der sich in der Unterwelt der 1970er Jahre ganz nach oben kämpfen will.
Glück muss man sich erarbeiten
Obwohl mittlerweile glücklich verheirateter Familienvater - seine Ehefrau Joan wird gespielt von Linda Cardellini ("Emergency Room") - gerät Greene immer tiefer in den Sog aus Gewalt und Korruption. Der Polizist Joe Manditski (Val Kilmer: "Heat", "Top Gun") wird auf ihn aufmerksam. Aber nicht nur er. Da sich Greene unbeugsam gibt und sich nicht unterordnen will, wirft auch die Mafia ein Auge auf ihn.
Zuerst in Form von John Nardi (Vincent D’Onofrio: "Criminal Intent"), mit dem sich Greene anfreundet und der bis zum Ende zu ihm hält. Dann nimmt auch Shondon Bims (Christopher Walken: "America's Sweethearts", "Vendetta") Greene unter seine Fittiche. Als er sich aber mit Bims überwirft, setzt dieser ein Kopfgeld auf ihn aus, und die Jagd auf Greene beginnt. Sie bleibt aber erfolglos: Egal ob Schüsse oder Autobomben - Greene will nicht sterben. Das sprichwörtliche "Glück der Iren" scheint ihm hold zu sein. Aber auch Glück ist vergänglich, und so kommt es wie es kommen muss …
Stoff für Scorsese?
Klingt alles recht spannend, aber Regisseur Jonathan Hensleigh ("The Punisher") kann die rein vom Klappentext geweckten Erwartungen nicht umsetzen: Stevenson, der die Titelfigur verkörpert, kommt nicht an die schauspielerischen Leistungen von Walken oder auch Cardellini heran. Man nimmt ihm zwar den harten, skrupellosen Hund ab, die Verwandlung vom einfachen Arbeiter zum Gangsterboss ist aber nur schwer nachvollziehbar. Richtig enttäuschend ist aber Kilmer. Äußerlich erinnert er im Film an den späten Marlon Brando, schauspieltechnisch kann er aber nicht überzeugen. Mit dem Thriller "Heat" liegt sein letzter "guter" Film bereits einige Jahre zurück.
"Bulletproof Gangster" ist mit knapp über 100 Minuten Spielzeit für ein Mafia-Epos auch etwas zu kurz geraten. Der Figur des Danny Greene merkt man das an. Die Heirat mit Joan wird noch gezeigt, aber plötzlich hat er auch Kinder - und wird dann von Joan urplötzlich verlassen. In der Handlung ist auch nur wenig Fluss. Sie wirkt abgehackt. Auch das hätte mit mehr Länge aufgefangen werden können.
Zugegeben, die Fußstapfen in die "Bulletproof Gangster", Regisseur Hensleigh und Hauptdarsteller Stevenson treten, sind enorm groß. Aber dennoch bleibt "Bulletproof Gangster" nur Durchschnitt. Hensleigh, auch für das Drehbuch verantwortlich, hätte aus der Story, beruhend auf dem Buch "To Kill The Irishman", mehr herausholen können. Der Sound zum Film gefällt aber und erinnert stellenweise an den Kino-Klassiker "Braveheart".
Quelle: ntv.de