Unter Haftandrohung Campbell muss vors Tribunal
02.07.2010, 09:40 Uhr
Man sollte aufpassen, von wem man Geschenke annimmt: Naomi Campbell.
Naomi Campbell hat mal wieder mit der Justiz zu tun. Diesmal jedoch nicht, weil sie erneut ausgerastet oder handgreiflich geworden wäre. Nein, diesmal muss sie sogar vor das Kriegsverbrechertribunal. Nicht als Angeklagte, sondern als Zeugin.
Supermodel Naomi Campbell ist unter Androhung von bis zu sieben Jahren Haft als Zeugin zum Kriegsverbrecherprozess gegen den Ex-Diktator Charles Taylor bestellt worden.
Die 39-jährige Schönheit soll am 29. Juli vor dem Sondertribunal für Sierra Leone Auskunft darüber geben, wie Taylor ihr einst einen sogenannten Blutdiamanten geschenkt hat. Der Gerichtshof im holländischen Leidschendam unweit von Den Haag stellte die Vorladung für Campbell auf Antrag der Staatsanwaltschaft aus und leitete sie an die britische Justiz weiter.
Campbell in Angst
Die Anklage hatte geltend gemacht, dass Campbell 1997 bei einem Aufenthalt in Südafrika auf Einladung von Nelson Mandela von dem zufällig zur selben Zeit dort anwesenden Taylor mit einem außerordentlich wertvollen Rohdiamanten beschenkt worden sei. Das habe Hollywood-Schauspielerin Mia Farrow im Mai vergangenen Jahres in der Talkshow von Oprah Winfrey enthüllt. Farrow ist von dem Gericht gebeten worden, freiwillig als Zeugin zu erscheinen.
Von der Aussage Campbells verspricht sich die Staatsanwaltschaft Hinweise darauf, dass Taylor tatsächlich über Rohdiamanten verfügte und diese unter anderem über Südafrika gegen Waffen verschacherte. Campbell, die nicht leugnet, den Diamanten von Taylor erhalten zu haben, machte bislang geltend, sie wolle aus Angst um ihre Sicherheit nicht in den Fall verwickelt werden.
Kriegstreiber Taylor
Die Vorladung des Sondergerichtes wurde an die britische Justiz mit der Bitte um Amtshilfe und Zustellung an das in London wohnhafte Model weitergeleitet. Darin heißt es, ein Nichterscheinen werde als Missachtung des internationales Gericht angesehen. Dafür drohten Campbell im Fall der Fälle bei einer Verurteilung bis zu sieben Jahre Haft.
Die Staatsanwaltschaft wirft Taylor vor, als Präsident von Liberia in den 90er Jahren Waffen an Rebellen im Nachbarland Sierra Leone geliefert zu haben. Als Lohn habe er Blutdiamanten erhalten. In dem Bürgerkrieg kamen Zehntausende grausam ums Leben. Taylor wird beschuldigt, den Konflikt angeheizt zu haben. Er soll außerdem Morde, Vergewaltigungen und das Anwerben von Kindern als Soldaten gefördert haben.
Quelle: ntv.de, dpa